Bianca Exklusiv Band 11
Schlagfertigkeit ist."
„Mir graut schon davor." Lucy stellte ihre Tasse ab. „Ich bin es nicht gewöhnt, mich zu verkaufen wie Sie. Oh, so meinte ich das natürlich nicht..."
„Ich weiß schon, wie es gemeint ist." Max lächelte. „Sie sind es nicht gewöhnt, vor die Öffentlichkeit zu treten und frei zu reden. Sie verstecken sich lieber und verbringen Ihr Leben damit, sich für andere aufzuopfern ... selbstlos, hingebungsvoll und weltfremd."
„Vielen Dank", erwiderte Lucy pikiert.
„Aber es stimmt doch. So, wie ich es sehe, haben Sie keine Ahnung von Männern unterhalb des Pensionsalters."
„Nach dem, was ich gesehen habe, bin ich gar nicht sicher, ob ich eine haben möchte", bemerkte Lucy trocken.
„Was haben Sie denn schon gesehen?" fragte Max sanft. „Einen Mann, der keine Möglichkeit hatte, seinen Vater vor dessen Tod um Verzeihung zu bitten ... der versucht, zwei vollkommen gegensätzliche Unternehmen zusammenzuhalten, es einer schrulligen Großmutter recht zu machen und einen durchgebrannten Bruder, dessen ausländische Geliebte und den Familienschmuck aufzuspüren. Sie haben diesen Mann weiß Gott nicht in seiner besten Form erlebt, Lucy."
Der Ausdruck in Max' Augen verwirrte Lucy. Sie fühlte sich ihm sehr nah und hatte Mühe, sich klarzumachen, dass er sie erpresste. Max würde vor nichts zurückschrecken, um Selinas Beziehung zu Renzo zu zerstören. Ich darf mich nicht von seinem, Charme einwickeln lassen, ermahnte sie sich.
„Es wird Zeit, dass wir gehen." Sie stand steif auf und wollte sich zur nächsten Gruppe begeben.
„Lucy ..." Max ergriff ihre Hand.
Sie entzog sie ihm wieder. „Ich hatte Sie gebeten, mich nicht anzurühren", erinnerte sie ihn frostig.
„Ja, das hatten Sie."
Mit Max' guter Laune war es vorbei, das merkte Lucy bei den nächsten Führungen. Die Frauen unter den Touristen waren immer noch hingerissen, aber der Max Mazzardi, der die letzte Besuchergruppe mit seinen Einzelheiten über den Palazzo und seine Vorfahren unterhalten hatte, gab sich jetzt zurückhaltend, fast unpersönlich.
Lucy wusste selbst nicht mehr so genau, wie sie zu Max stand. Manchmal hasste sie ihn von ganzem Herzen, dann wieder gab es Augenblicke, in denen sie sich so stark zu ihm hingezogen fühlte, dass sie selbst erschrocken war.
Sie beobachtete ihn verstohlen. Er machte die Besucher auf Einzelheiten eines flämischen Wandteppichs aus dem sechzehnten Jahrhundert aufmerksam, und alle lauschten ihm gebannt. Die Leute schienen zu spüren, wie sehr er mit diesen Dingen verwachsen war.
„Vielleicht möchten sich die Damen das hier etwas näher ansehen", erklärte er vielsagend und deutete auf einen Abschnitt des Kunstwerks. „Hier sind die männlichen Laster abgebildet. Und hier, meine Herren, sehen Sie als Gegenstücke die weiblichen Sünden. Übrigens können Sie auf der anderen Seite des Saals die menschlichen Tugenden bewundern, aber ich bin sicher, dass Sie die weniger interessieren."
Gelächter ging durch die Reihen.
„Was gibt es denn hier?" fragte eine Frau, die zu der Gruppe gestoßen war, und betrachtete den Teppich. Max trat näher und erklärte es ihr geduldig.
Sie befanden sich im letzten Besichtigungsraum, und Lucy hatte plötzlich das Bedürfnis, den Saal zu verlassen. Es störte sie, dass die Frau Max mit Beschlag belegte.
Lucy trat ins Freie. Sie lehnte sich an die von der Sonne erwärmte Mauer und schloss die Augen. Sie durfte sich nicht in Max verlieben. Er strahlte so viel Sinnlichkeit aus, aber er war eiskalt. Sie war zu unerfahren, um mit so einem Mann fertig zu werden. Lucy seufzte. In wenigen Tagen würde ihr Alltag zu Hause wieder beginnen. Doch seit sie Max kannte, fühlte sie sich rastlos. Zum ersten Mal war sie einem Mann begegnet, der sie faszinierte ... Aber er war für sie unerreichbar und auf der ganzen Linie der Falsche ...
„Müde?"
Lucy öffnete die Augen und hatte Max vor sich, der sie forschend ansah.
„Ist jetzt Mittagspause?" fragte sie verwirrt, da sie nicht mehr auf die Zeit geachtet hatte.
„Ja. Fahren Sie nach Pescatori hinüber und regeln Sie alles. Wenn Sie zurück sind, dürfte Ihnen noch genug Zeit für einen Imbiss bleiben. In der Büfettnische, wo wir Kaffee getrunken haben, bekommen Sie kleine Sachen wie Pizzaviertel, Pastetchen, Lasagne al Forno, Früchte, Eiskrem und so weiter. Dort werden Sie auch ein, zwei von den anderen Führern treffen, mit denen Sie sich bekannt machen können."
„Und ... was ist mit Ihnen?" fragte
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