Bianca Exklusiv Band 11
es zu tun. Jetzt war ihr klar, dass sie niemals einen anderen Mann begehren und lieben würde.
An Schlaf war jetzt nicht mehr zu denken. Lucy hatte sich ausgezogen und eins von Selinas verführerischen Nachthemden übergestreift, doch sie saß immer noch auf dem Bett, zu dem sie gewankt war, nachdem Max gegangen war. Nach einer Weile trat sie ans Fenster und stieß die Jalousien auf, um die frische Nachtluft hereinzulassen.
Eine Bewegung am Bootshaus erweckte Lucys Aufmerksamkeit. Ein Paar kam vom See herauf. Lucy zuckte zusammen. Die junge Frau war Selina! In dem unscheinbaren Kleid, das Lucy als ihres erkannte, war ihre Schwester nur schwer wieder zu erkennen.
„Selina!" rief sie überwältigt.
Ihre Schwester blickte zu ihr herauf und winkte. Der dunkelhaarige junge Mann an ihrer Seite strahlte, und Lucy wusste, dass das Renzo sein musste. Die beiden hielten sich an den Händen und lächelten glücklich, als sie über die Terrasse näher kamen.
Lucy bedeutete ihnen, dass sie zu ihnen herunterkommen würde. Hastig streifte sie das Nachthemd ab, schlüpfte in Spitzenunterwäsche und Selinas dunkelblaues Kleid, dann eilte sie nach unten in Selinas Arme.
„Lucy, Liebes!" Selina lachte vollkommen unbeschwert auf. „Was ist denn los?"
Lucy liefen Tränen über die Wangen, und sie brachte kein Wort hervor. Sie schluchzte nur hilflos, und es dauerte eine Weile, ehe sie sich wieder einigermaßen beruhigt hatte.
„Ich habe dich noch nie weinen sehen, Lucy", stellte Selina verwirrt fest. „So beruhige dich doch, Liebes, das passt doch gar nicht zu dir. Möchtest du nicht endlich meinen frisch gebackenen Ehemann kennen lernen?"
Lucy ließ das Taschentuch sinken und blickte in Renzos freundliche braune Augen.
„Hallo", sagte sie leise und lächelte tapfer.
„Hallo, Lucy." Renzo küsste sie auf beide Wangen und blickte von einer zur anderen. Plötzlich begann er zu lachen und schüttelte amüsiert den Kopf.
„Was ist denn hier so furchtbar komisch?" fragte Selina stirnrunzelnd.
„Ihr beide", erklärte Renzo vergnügt. „Du hast mir erzählt, Lucy mache nichts aus sich und kleide sich sehr unvorteilhaft. Und jetzt lerne ich sie kennen, und sie trägt ein eng anliegendes sexy Kleid, und ihr langes Haar ist so wunderbar, dass jeder Mann es berühren möchte, während du, mein Liebling, in einem abgetragenen, formlosen Ding, ohne Make-up und mit ungelocktem Haar neben mir stehst. Also, wenn das nicht wirklich komisch ist!"
Die beiden Schwestern betrachteten einander, dann begannen sie zu lachen und fielen sich erneut in die Arme. Ihnen wurde bewusst, dass sie nicht nur äußerlich die Rollen getauscht hatten. Jetzt war es Lucy, die Selina brauchte und sich von ihr trösten ließ.
„Es ist schön, drei so glückliche Menschen zu sehen", erklärte Max eisig.
Lucy löste sich von ihrer Schwester, und ihr fiel ein, dass ihr Gesicht tränenüberströmt sein musste. Auch Max sah schrecklich aus. Seine Augen hatten einen gehetzten Ausdruck, und sein Anzug war zerknittert.
„Nun", sagte er zu dem schweigenden Trio, „ich scheine euren Spaß gestört zu haben. Renzo, sicher möchtest du dich bei mir für all den Ärger entschuldigen, den du mir bereitet hast, und mir erklären, wie du das fehlende Geld ersetzen willst. Darüber sollten wir besser in meinem Arbeitszimmer, sprechen." Er wandte sich Lucy zu. „Und du gehst ins Bett."
„Du bist ein Tyrann!" entrüstete sich Selina, der Lucys unglückliche Miene nicht entgangen war. „Lass meine Schwester in Ruhe! Sie kommt mit. Auch bei ihr müssen wir uns entschuldigen", fügte sie hinzu.
„Mehr als du ahnst", erwiderte Max grimmig und ging langsam voran.
„Hat er dir das Leben schwer gemacht?" fragte Selina leise, während sie ihm folgte.
„Ja und nein", wich Lucy aus.
„Das ist keine Antwort.“
Lucy zuckte die Schultern. Ihr war im Moment nicht nach Reden zu Mute.
Max stellte sich vor den Marmorkamin und sah sie der Reihe nach finster an. „Fangen wir von vorn an. Ich will alles wissen. Wer hat das Geld genommen? Du, Renzo? Oder du, Selina?"
„Ich", erwiderte sein Bruder hastig. „Schon lange vor Vaters Tod langweilte mich das ständige Nichtstun. Er ließ mich einfach an nichts heran. Was konnte ich da anderes tun als Geld ausgeben? Ich hatte einfach nicht deine Begabung, deinen Schneid. Den hat Vater immer an dir bewundert."
„Spar dir deine Schmeicheleien. Er hat niemals etwas bewundert, was ich tat."
„Meinst du?" Renzo blickte Max
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