Bianca Exklusiv Band 11
erstaunt an. „Er konnte kaum glauben, dass er dein Vater war, so erfolgreich hast du alles bewältigt. Du warst so selbstgenügsam, so zielstrebig und nie zu Kompromissen bereit. Er war eifersüchtig auf dich. Und wir anderen auch. Deshalb fühlte ich mich auch so stark zu Selina hingezogen. Sie ist mir sehr ähnlich."
Lucy traute ihren Ohren nicht.
„Verstehe das bitte nicht als Kritik, Lucy", beeilte sich Renzo zu versichern. „Du kannst nichts dafür, dass Selina so geworden ist, ebenso wenig wie Massimo an unseren Missverständnissen schuld ist. Das weiß ich jetzt, denn du bist wie er."
„Ich bin überhaupt nicht wie er", widersprach Lucy sehr heftig.
„Doch, Lucy, er hat Recht", mischte sich Selina sanft ein. „Du warst immer die Tüchtige, die alles übernahm. Die Kocherei, den Haushalt, die Buchführung, die Einkäufe, und du hast unsere Heimbewohner mit Zuwendung und Hingabe überschüttet. Was blieb mir da anderes übrig, als das dumme Blondchen zu spielen? Ich musste von zu Hause fort, um diese Rolle endlich abzulegen. Ich wollte, dass jemand die wirkliche Selina liebt, auch wenn ich es nie schaffte, dir das Wasser zu reichen."
Lucy war fassungslos. „Aber ich ... bin nicht vollkommen oder besonders tüchtig. Ich habe einfach nur getan, was getan werden musste."
Max ging gereizt im Arbeitszimmer auf und ab. „Rede weiter, Renzo."
„Also, ich hatte Schulden und habe mir Geld aus dem Safe geborgt, um sie zu bezahlen. Dafür musste ich einige Zahlen in den Büchern fälschen", gestand sein Bruder beschämt. „Was ich getan habe, tut mir Leid, Massimo. Wenn du mich vor Gericht bringen willst, wird Selina auf mich warten, bis ich aus dem Gefängnis entlassen werde. Ich bin bereit, meine Strafe abzusitzen."
Max sah Selina an. „Er besitzt keine Lira", erklärte er erbarmungslos. „Und ein Dach über dem Kopf hat er auch nicht."
Selina lächelte gelassen. „Das ändert nichts. Renzo und ich haben erfahren, wie es ist, bescheiden zu leben. Wir wollen uns gemeinsam etwas erarbeiten, ganz gleich, wie du entscheidest, und sind auf das Schlimmste vorbereitet. Das hat uns nur noch enger zusammengeschmiedet."
„Bedingungslose Loyalität scheint bei euch in der Familie zu liegen", spottete Max.
„Selina und Lucy sind wunderbare Frauen", erklärte Renzo und zog die Schwestern an sich.
„Sicher, sicher", bestätigte Max. „Aber jetzt weiter mit der Beichte."
„Nun, ich saß in der Klemme. Vater starb, Großmutter merkte, wie es um mich stand, und schickte nach dir. Zu diesem Zeitpunkt liebte ich Selina schon, aber du gingst jedes Mal in die Luft, wenn ich dir von ihr erzählen wollte. Wie Vater hattest du dir bereits eine feste Meinung von ihr gebildet und wärest nicht bereit, auch nur einen Zentimeter davon abzurücken."
„Dabei hatte ich doch nur eine Fahrt mit eurem Bootsmann gemacht", gab Selina zu bedenken. „Wie konnte ich ahnen, dass daraus ein Ringkampf um meine Jungfräulichkeit werden würde?"
Renzo sah Max' zweifelnde Miene. „Ich schwöre dir, dass ich bei Selina der erste Mann war."
Max warf Lucy einen kurzen Blick zu und nickte. „Dann muss ich mich wohl entschuldigen. Offenbar habe ich Selina doch vorschnell verurteilt."
„Du hast ihr das Leben zur Hölle gemacht!"
„Deinetwegen musste ich zu Hause alles stehen und liegen lassen."
„Lucy ..." Max trat langsam auf sie zu.
„Was geht hier vor?" fragte Selina. „Was gibt es zwischen euch beiden? Wir hätten deine Gutmütigkeit nicht ausnutzen dürfen, Lucy, aber Max hat sich unserer Heirat entschieden widersetzt, und Renzo meinte, es gäbe für uns keine andere Möglichkeit. Da haben wir uns mit deinen Sachen aus dem Staub gemacht, weil wir sicher waren, Max würde sich deiner annehmen, da du so unschuldig und selbstlos bist. Er hat dich doch gut behandelt, oder?"
„Auch nicht besser als alle anderen", erwiderte Lucy matt.
„Das sagt alles", meinte Selina.
„Wir haben Lucys Geld aber nicht ausgegeben", sagte Renzo zögernd. „Gib ihr die Handtasche zurück, Liebling. Es ist noch alles da, Lucy. Bitte verzeih uns."
„Schon gut." Sie sah Renzos Zerknirschung und hatte ihnen längst vergeben.
„Wusste Lucy von euren Machenschaften?" fragte Max jetzt sehr streng.
„Aber nein! Nicht das Geringste", beteuerte Selina. „Du brauchst sie doch nur anzusehen, um das zu wissen."
Max betrachtete Lucy nachdenklich, dann wandte er sich an seinen Bruder. „Und was ist mit dem Schmuck?"
Renzo machte ein
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