Bianca Exklusiv Band 11
sein. Wir müssen Vertrauen haben, Roy wird wieder gesund. Die moderne Medizin kann heute Wunder bewirken."
Die Worte klangen hohl in ihrem Innern nach, doch ihrer Schwägerin schienen sie Halt zu geben, Frances beruhigte sich.
Linda startete den Wagen. „Ich kenne mich in diesem Teil der Stadt nicht aus. Das ist alles neu hier, das Einkaufszentrum und der Gebäudekomplex dort standen noch nicht da, als ich das letzte Mal in Palmetto war."
„Tja, ich befürchte, das ist der Anfang eines neuen Landbooms."
„O nein, sag mir nicht, dass dieses schöne, ruhige Städtchen in eines dieser überlaufenen Erholungsorte verwandelt werden soll."
„Wahrscheinlich sogar noch schlimmer", erwiderte Frances düster. „Wenn bestimmte Leute hier das Sagen haben sollten, wirst du diese Stadt in drei Jahren nicht mehr wieder erkennen. Das alles hat vor ungefähr einem Jahr angefangen. Roy hat es vorausgesehen. Er hat einen Ein-Mann-Feldzug geführt und einen Artikel nach dem anderen geschrieben. Aber sie haben zu viel Macht."
„Sie? Wer sind ,sie'?"
„Bauunternehmer von außerhalb. Und auch einige Leute aus der Stadt - Bankiers und Geschäftsleute, die mehr an ihren Profit denken als an ihre Freunde und Nachbarn, die hier leben!" Ihre Stimme wurde scharf. „Die machen vor nichts Halt! Deshalb ist Roy im Krankenhaus ..." Ihre Stimme versagte.
Linda schaute verwirrt auf die Frau neben sich. Die Trauer auf ihrem Gesicht hatte einem Ausdruck von Wut Platz gemacht.
„Moment, Moment! Versuchst du mir zu sagen, dass Roy absichtlich überfahren wurde?"
Frances nickte. „Das ist sehr wahrscheinlich. In dieser kleinen, verschlafenen Stadt findet ein Machtkampf statt, Linda, bei dem es um sehr viel Geld geht, und Roy ist auf der falschen Seite. Das Talent, die Wahrheit rücksichtslos in seinen Artikeln zu schreiben, hat er von deinem Großvater geerbt."
„Hast du mit der Polizei darüber geredet?"
„O natürlich, sie untersuchen den Unfall und haben meine Aussage niedergeschrieben. Aber was können sie schon tun? Es gibt keine Zeugen, keiner hat das Nummernschild erkennen können. Deshalb macht es ja auch Sinn - als ob der Fahrer gewusst hätte, dass sich gerade zu dieser Zeit niemand an diesem Ort aufhält und nur zu warten brauchte, bis Roy aus dem Gebäude kam."
Linda schüttelte perplex den Kopf. „Das kann ich nicht begreifen. Es ist nur ein schlechter Traum." Sie wandte sich an Frances. „Vielleicht solltest du mir mehr Einzelheiten erzählen."
„Das ist eine komplizierte Angelegenheit - Intrigen, Kleinstadtpolitik, Geld von außen, Ehrgeiz und Gier. Roy kann dir das besser erklären, warte solange. Er weiß besser als ich, was hinter der Maske dieses kleinen, verträumten Fischerstädtchens alles an Korruption abläuft."
Linda fuhr wie betäubt durch die mit Palmen gesäumte Hauptstraße. Hier hatte sich nichts verändert, es war so, wie sie es noch aus ihrer Kindheitserinnerung her kannte - keine überfüllten Plätze, keine Eigentumswohnungen, keine Touristen.
An einer Straßenecke erblickte sie das im Sonnenlicht reflektierende weiße Gebäude mit dem Firmenschild, auf dem der Name der Zeitung stand - „The Clarion". Vor dem Haus parkte Messanos verbeulter Transporter. Lindas Herz setzte einen kurzen Schlag aus. Sie war verärgert wegen seines Verhaltens am Morgen, doch die Faszination war geblieben.
Einige Häuserblocks weiter bogen sie ab und fuhren nun auf den Anlegehafen zu, in dem Fischerboote aller Art vor Anker lagen. Der durchdringende Geruch von Fisch und Teer hing in der Luft. Seevögel stießen vom Himmel ins Wasser, wenn immer sie meinten, etwas Essbares erblickt zu haben. Schilder an den Hütten mit Dächern aus Blech machten Reklame für Reparaturen, Köder, Boot- und Angelzubehör.
Wenigstens hat sich hier nichts verändert, dachte Linda erleichtert.
Schließlich kamen sie zu dem bescheidenen Wohngebiet, und Linda bog auf den Parkplatz vor dem rosafarbenen Haus.
„Die Jungs haben wieder ihre Fahrräder in der Einfahrt liegen lassen!" rief Frances aus.
Sie stieg aus, öffnete das Garagentor und schob die Fahrräder hinein. Linda nahm ihr Gepäck von der Ladefläche, und Frances schloss die Haustür auf.
„Du musst entschuldigen", sagte Frances, als sie die Jacke von einem Zwilling vom Boden aufhob, die direkt neben der Tür lag.
Linda sah keinen Grund, warum ihre Schwägerin sich entschuldigen müsste, das Haus war makellos in Ordnung. Sie verglich es mit ihrem unaufgeräumten
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