Bianca Exklusiv Band 11
ihren Bruder. Er streichelte sie ungelenk, seine Bewegungen waren sehr langsam und offensichtlich schmerzhaft für ihn. Linda wischte sich die Tränen ab. In seinen Augen kamen der Schmerz und der Schock zum Ausdruck, doch er war bei vollem Bewusstsein.
Frances begrüßte ihn mit einem Kuss. „Wie geht es dir, Schatz?"
„Ich glaube kaum, dass ich heute Lust zum Joggen hätte", sagte er schwach.
„Tut's sehr weh?"
„Nur, wenn ich atme." Seine Lippen verzogen sich zu einem mühsamen Grinsen.
„Dir muss es ja schon besser gehen, wenn du darüber Witze machen kannst", ließ Linda sich vernehmen.
„Die haben hier großartige Schmerzpillen. Die Schwester hat mir versprochen, ich krieg' sofort eine, wenn die Schmerzen wieder anfangen. Also kann ich mich eigentlich nicht beklagen. Wann bist du angekommen, Schwesterherz?"
„Heute Morgen in Miami."
„Ach ja, Trevor hat dich abgeholt."
„Du wusstest das?"
„Ja, ich hab' mit ihm heute Morgen gesprochen, bevor er losgefahren ist. Und dann haben sie mir eine Spritze verpasst - und weg war ich, im Land der Träume!"
Sie redeten noch eine Weile, bis Roy zu müde wurde. Frances und Linda gaben ihm einen Kuss und gingen.
Linda besuchte Roy jeden Tag. Nach einer Woche konnte er aufrecht im Bett sitzen.
Am Samstag sollte Trevor Messano Linda ins Krankenhaus fahren. Frances wollte am Morgen mit den Zwillingen zu Hause bleiben, und am Nachmittag würde Linda auf sie aufpassen, damit Frances zu Roy konnte.
Linda fühlte die Spannung in sich wachsen, als sie an die Tür ging, um ihm aufzumachen. Als sein dunkler Blick auf sie fiel, gerieten ihre Gefühle ins Trudeln.
„Guten Morgen", stammelte sie. Sie war wütend auf sich selbst, seit den ersten Teenagerflirts hatte sie sich nicht mehr so benommen.
Trevor nickte ihr zu und ließ seinen Blick forschend über ihre Gestalt gleiten. Sie nahm die Geräusche und Gegenstände um sich herum nur noch schwach wahr. Sie war völlig auf den Mann vor sich fixiert.
Nervös rieb sie die Handflächen an ihrer Hose. „Es ist sehr freundlich von Ihnen, mich ins Krankenhaus zu bringen."
Er nickte nur kurz mit dem Kopf. „Nicht der Rede wert. Ich wollte Roy sowieso sehen."
Er schien entschlossen, sie kühl und unfreundlich zu behandeln. Warum nur? Und trotzdem, sie spürte, dass sie auf ihn eine Wirkung hatte. Aber es war unmöglich, diese undurchdringlichen Augen zu ergründen.
Auf dem Weg zum Krankenhaus studierte sie ihn. Sie war sich nie der Nähe eines anderen Menschen so bewusst gewesen. Ihre Neugier für seine Person wurde fast schmerzhaft. Sie machte einen Versuch, diese geheimnisvolle Aura, die ihn umgab, zu durchbrechen und überraschte sich selbst mit ihrer Freimütigkeit. „Ich denke, ich habe einen Narren aus mir gemacht, als ich Ihnen auf der Fahrt von Miami alles über den ,Clarion' erzählt habe. Warum haben Sie mir nicht gesagt, dass Sie als Redakteur dort arbeiten. Haben Sie sich auf meine Kosten amüsiert?"
„Nein. Sie haben mich nicht gefragt."
„Das ist wohl kaum eine Antwort." Ihre Frustration wuchs. Noch forscher fragte sie: „Frances hat mir erzählt, Sie hätten eine verantwortungsvolle Position bei einer großen Tageszeitung innegehabt. Sie müssen einiges über das Zeitungsgeschäft wissen."
„Etwas", antwortete er knapp.
„Finden Sie es nicht langweilig, für die Wochenzeitung einer Kleinstadt zu arbeiten?"
„Nein, überhaupt nicht."
So leicht wollte sie nicht aufgeben. „Ich finde es unverständlich, dass jemand mit Ihrer Erfahrung sich in einer Kleinstadt am Ende der Welt niederlässt. Haben Sie Verwandte hier?"
Er nahm seine Augen sekundenlang von der Straße und schaute sie an. „Ich lebe hier, weil ich hier leben will, genauso wie Sie in New York leben wollen."
Ein Rad des Transporters rollte durch ein Schlagloch. Das Rütteln des Wagens ließ ihre Schultern sich berühren, und Linda fühlte eine Hitzewelle durch ihren Körper strömen.
Trevor fluchte leise unter angehaltenem Atem, und Linda sagte nichts mehr während der Fahrt. Doch das kurze Gespräch zwischen ihnen hatte ihre Neugier nur noch mehr angestachelt. Woher kam er? Warum blieb er hier? Warum tat er so geheimnisvoll, wenn es um sein Privatleben ging?
Wenn es jemand anders gewesen wäre, so hätte sie die ganze Sache wahrscheinlich mit einer Handbewegung verworfen. Doch Trevor Messano gehörte nicht zu der Sorte Männer, die man so einfach abtun konnte. Dies war das zweite Mal gewesen, dass sie mit ihm zusammen
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