Bianca Exklusiv Band 11
war, und wieder hatte sie den Funken gespürt.
Als sie mit ihm in das Krankenhaus ging, kam sie sich winzig neben seiner kraftvollen Gestalt vor. Sein Gang war federnd - ungewöhnlich für einen Mann seiner Größe. Sie konnte ihn sich besser in den Sümpfen bei der Jagd vorstellen als hier in dieser weiß gekachelten, sterilen Umgebung. Dabei fiel ihr wieder ein - war er seminolischer Herkunft?
Roy saß im Bett, die Kissen hinter dem Rücken gestapelt. Er schien lebhaft und relativ guter Laune. Als die beiden Männer sich mit Handschlag begrüßten, erkannte Linda in ihren Gesichtern den Respekt und die Sympathie, die sie füreinander hegten.
Nachdem sie eine Weile geplaudert hatten, sagte Messano: „Freut mich zu sehen, dass es dir besser geht, Roy. Ich muss gehen. Dann kannst du auch den Besuch deiner Schwester besser ausnutzen." Er wandte sich an Linda. „Möchten Sie, dass ich Sie nachher abhole?"
„Das wird nicht nötig sein", erwiderte sie kühl. „Ich nehme den Bus nach Hause."
Trevor nickte. „Dann möchte ich mich von euch beiden verabschieden."
Für einen Moment verweilte sein Blick auf ihr. Warum schaute er sie nur so an? Sie fand keine passende Antwort.
Nachdem Trevor gegangen war, sagte Roy zu ihr: „Schwesterherz, ich muss mit dir reden."
Er schien wieder mehr er selbst zu sein, obwohl er sich augenscheinlich immer noch nicht besonders gut fühlte. Sie zog den Stuhl näher ans Bett. „Okay", sie lächelte, „ich bin ganz Ohr."
„Linda, der Arzt hat mir gesagt, dass ich noch eine ganze Zeit ans Bett gefesselt sein werde. Sie sind noch nicht einmal sicher, ob ich je wieder laufen kann ..."
„Roy..."
Er hob die Hand und unterbrach sie. „Komm mir bloß nicht so. Ich weiß, was mir bevorsteht. Das ist allein meine Angelegenheit und ich gebe so schnell nicht auf. Ich werde damit fertig. Selbst wenn ich für immer im Rollstuhl sitze, die Zeitung mache ich weiter. Aber das kann dauern. Linda, ich sorge mich um die Zeitung - der ‚Clarion' muss weitergehen. Das ist die einzige Möglichkeit, um meine Familie zu ernähren. Aber da steht noch mehr auf dem Spiel. Ich erklär' dir das später, aber erst muss ich dich um etwas bitten. Ich möchte wissen, ob du bereit bist hier zu bleiben und die Zeitung so lange zu übernehmen."
Linda war sprachlos. Dann brach sie aus: „Roy, ich weiß doch gar nicht, wie man eine Zeitung macht!"
„Natürlich weißt du das. Du bist Journalistin, du verdienst doch dein Geld mit Schreiben, oder?"
„Aber das ist ein ganz anderes Arbeitsgebiet. Ich schreibe für Magazine, nebenbei redigiere ich ein bisschen. Das ist eine völlig andere Welt."
„Du wirst es schnell lernen", drängte er sie. „Ich kann dir alles Notwendige erklären. Ich weiß, du kannst das, Linda."
Sie schüttelte den Kopf, Roys Bitte hatte sie überrumpelt. „Aber du hast doch einen leitenden Redakteur - Trevor Messano. Frances hat mir gesagt, er sei ein ausgezeichneter Zeitungsmann."
„Ja, ist er auch. Und er bleibt auch der leitende Redakteur. Ich will, dass du das Zepter als Verleger übernimmst."
„Verleger? Roy, ich versteh' nicht. Was soll das? Trevor Messano ist doch durchaus in der Lage, die Zeitung zu führen."
„Linda, Trevor ist ein erstklassiger Zeitungsmann, aber er gehört nicht zur Familie. Wir wissen fast nichts über ihn. Außerdem hat er die unangenehme Art, tagelang zu verschwinden. Natürlich sagt er mir immer Bescheid, aber er sagt nie wohin und warum. Er hat mich vorgewarnt, als er die Stellung annahm, dass das passieren könnte, das gehörte mit zum Vertrag. Ich hab's akzeptiert, weil er so gut ist und ich dringend einen Redakteur brauchte. Außerdem hat er das Gehalt akzeptiert. Aber ich brauche jemanden, dem ich voll und ganz vertrauen kann, jemanden aus der Familie."
„Das heißt, Trevor muss meine Anweisungen ausführen."
„Ja, und er wird das vielleicht nicht gerade als angenehm empfinden. Er liebt es, die Dinge auf seine Weise anzugehen. Du wirst also wahrscheinlich alle Hände voll mit ihm zu tun haben. Aber ich kenne dich doch, Schwesterherz. Du hast den sturen Kopf der MacTavishes, du wirst mit Trevor schon fertig."
„Du hast gesagt, dass Trevor morgens bei dir im Krankenhaus war, bevor er mich in Miami abholte. Hast du da erwähnt, dass ich die Zeitung als Verleger übernehmen soll?"
Er runzelte die Stirn und überlegte. „Ich war ziemlich fertig und außerdem voll gepumpt mit Beruhigungsmitteln. Doch ja, ich hab' ihm gesagt, wie froh ich
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