Bianca Exklusiv Band 229
will nicht, dass Mom damit belastet wird, wo ihre Gesundheit so angegriffen ist.“
„Das ist nicht deine Entscheidung, Reba.“ Müdigkeit und Anspannung standen Lucas ins Gesicht geschrieben.
„Wo wir hier schon über Rechte diskutieren – was gibt dir eigentlich das Recht, mich herumzukommandieren?“
„Ich kommandiere dich nicht herum, ich rede über das, was richtig ist.“
„ Deiner Meinung nach.“
„Es geht nicht um Meinungen, es geht um Prinzipien.“
„Und darin bist du ja anscheinend der Experte“, sagte sie mit erstickter Stimme, und plötzlich brach sie in Tränen aus, als wäre in ihr ein emotionaler Staudamm gebrochen.
Sofort trat Lucas zu ihr und schloss sie in die Arme. Er roch nach Seife und Kaffee und fühlte sich so stark und sicher an wie ein Fels. „He, Reba, schon gut. Ich werde dir nicht die Pistole auf die Brust setzen. Nicht heute.“
„Ach, aber vielleicht morgen?“
„Denk einfach noch mal darüber nach, okay? Übrigens habe ich uns eine Suite gemietet, keine fünf Minuten von hier. Das Hotel hat 24-Stunden-Service, ein Geschäftszentrum und einen Pool.“
Der Klang seiner tiefen Stimme beruhigte Rebecca ein wenig. „Wir brauchen einen Pool?“
„Wir brauchen eine angenehme Umgebung. Und ich überlege, wie wir ein paar Sachen herschaffen können, ohne selbst nach Biggins zu fahren. Hat jemand einen Schlüssel zu deiner Wohnung? Carla vielleicht? Dann könnte sie einen Koffer für dich packen, und einer der Rancharbeiter kann ihn abholen und zusammen mit ein paar Sachen für mich herbringen.“
„Du willst wirklich bleiben?“
„Du versuchst doch wohl nicht, mich wie deine Eltern auszuschließen, oder?“
„Ich schließe niemanden aus.“ Es erschien ihr unfair, dass er es ihr unterstellte, obwohl sie es tatsächlich erwogen hatte. Sie weinte noch ein bisschen mehr.
„Ich bleibe, Reba“, versicherte Lucas ihr. „Ich lasse dich nicht allein damit, und ich lasse unser Baby nicht allein.“
„Okay.“ Das eine Wort vermochte nicht die gemischten Gefühle auszudrücken, die seine Aussage in ihr weckten, aber dazu hätte nicht einmal ein Wörterbuch gereicht. „Danke.“
„Schon gut.“
„Carla hat übrigens einen Schlüssel“, sagte sie. „Hast du schon in der Suite geschlafen?“
Er schüttelte den Kopf. „Darum kümmern wir uns später. Lass uns zuerst die Prioritäten festlegen.“
Maggie zu besuchen hatte nun oberste Priorität. Nachdem Rebecca gefrühstückt hatte, wartete Lucas auf dem Korridor, während sie ihren ersten vorsichtigen Versuch unternahm, ihren zunehmend schweren Brüsten etwas Milch zu entlocken. Sie weinte erneut vor Verzweiflung und schlüpfte in die Kleidung des Vortages, die frisch gewaschen und gebügelt war.
„Hotelservice“, erklärte Lucas, als sie danach fragte.
„Danke, von ganzem Herzen.“
„Gern geschehen. Und du kannst ruhig wieder weinen, wenn du willst“, bot er an, und sie tat es prompt.
Als sie die Säuglingsabteilung erreichten, weinte Rebecca nicht mehr, sondern erkundigte sich eifrig: „Geht es ihr besser?“
„So gut, wie es ihr unter den Umständen nur gehen kann, Honey“, erwiderte die Säuglingsschwester. An diesem Morgen war Shirley nicht im Dienst, sondern Angela. Sie hatte aschblonde Haare und Fältchen um die Augen, und sie trug einen pflaumenfarbenen Kittel. Sie wirkte nicht ganz so mütterlich wie Shirley, aber sehr tüchtig.
Lucas studierte das Patientenblatt, das bereits mehrere Seiten umfasste. „Sie hat Gewicht verloren.“
Rebecca wollte sich all das Gekritzel der verschiedenen Schwestern und Fachärzte und Säuglings-Atemtherapeuten, von deren Existenz sie noch vor vierundzwanzig Stunden nichts geahnt hatte, nicht ansehen. Lucas hingegen studierte es wie ein Forscher, der gerade einen Fund gemacht hatte.
„Sie hat bei der Geburt 940 Gramm gewogen“, fuhr er fort, „und jetzt ist sie unter 900 abgesunken.“
„Sie verlieren alle Gewicht in den ersten Tagen, sogar die Babys, die gesund und pünktlich zur Welt kommen“, erklärte Angela.
„Aber sie ist doch schon so winzig. Sie verkraftet nicht noch mehr Gewichtsverlust, oder? Wann hört das auf? Wann nimmt sie wieder zu? Was tun Sie, wenn sie es nicht tut?“
„Das hängt von vielen Faktoren ab. Wollen Sie sich Ihre Fragen nicht aufschreiben, damit Sie Maggies Arzt fragen können? Er will nachher mit Ihnen reden.“
Lucas nickte. Er bat um Papier und Stift und begann hastig zu schreiben, so als unterzöge er sich
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