Bianca Exklusiv Band 229
rang nach Atem und stieß einen kleinen erstickten Laut aus.
„Sie ist umwerfend“, murmelte er. „Sie ist fabelhaft.“ Dann wandte er sich an Shirley. „Kommt sie wohl durch?“
Sie gab ihm dieselbe Antwort, die sie Rebecca gegeben hatte, und sagte dann: „Aber verraten Sie mir doch mal, was hier so köstlich riecht.“
„Ach ja. Das hatte ich fast vergessen.“ Er wandte sich an Rebecca. „Hast du Hunger? Ich dachte mir, dass du etwas essen solltest, aber hier im Krankenhaus habe ich nur Automaten gefunden. Deshalb war ich so lange weg. Ich habe was von einem Chinesen mitgebracht. Möchtest du?“
Hatte sie Hunger?
Vage registrierte Rebecca ein flaues Gefühl im Magen, das manche Leute als Hunger bezeichnet hätten, aber es war so stark von anderen, heftigeren Gefühlen überlagert, wie zum Beispiel den Schmerzen von der Geburt, dass es unwichtig erschien. Schließlich wurde ihr bewusst, dass Maggie womöglich nur überlebte, wenn ihre Mutter stark blieb.
„Ja, bitte“, sagte Rebecca schließlich. „Das ist sehr lieb. Danke, dass du daran gedacht hast.“
„Keine Ursache.“
Und dann kämpfte sie sich durch unzählige Bissen Frühlingsrolle und Bratreis. Es schmeckte wie Pappe mit Salz, aber es würde ihr helfen, bei Kräften zu bleiben.
„Ich glaube, ich sollte jetzt versuchen zu schlafen“, sagte sie eine Weile später. Es musste bereits drei oder vier Uhr morgens sein. „Gehst du über Nacht in ein Hotel oder so?“
Ungehalten schüttelte Lucas den Kopf, so als wäre diese Frage eine reine Zeitverschwendung. „Ich bleibe hier.“
Er hatte Shirley bereits Hunderte von Fragen gestellt und ihre Antworten in seinem Gedächtnis abgespeichert wie wichtige Dateien auf einem Computer. Er hatte sich erkundigt, welche Bücher er lesen, welche Internet-Sites er aufsuchen, welche Ärzte er befragen konnte – als hinge Maggies Überleben davon ab, dass er alles über die Behandlung von Frühgeburten wusste, was bekannt war, genau, wie sein Geschäftserfolg davon abhing, dass er alles über eine bestimmte Firma oder die Marktentwicklung wusste.
Es ging Rebecca auf die Nerven, und am liebsten hätte sie ihn deswegen angeschrien. Aber niemand schrie auf der Intensivstation, und sie wollte nicht den Vater ihres Babys anschreien, der immerhin bei ihr war. Vor acht Stunden hatte sie noch gar nicht gewusst, dass sie ihn so sehr brauchen und sich ihm so stark verbunden fühlen würde.
„Wann fährst du nach New York zurück?“, erkundigte sie sich zögernd. Es war ein bisschen verrückt, wie sehr sie sich vor seiner Antwort fürchtete, wie wenig sie ihn gehen lassen wollte, wie dunkel und ungewiss ihr die Zukunft erschien.
„Zurück nach New York?“, hakte er verständnislos nach, als hätte sie in einer Fremdsprache gefragt.
„Ja. Oder wohin auch immer. Zurück zu deinen geschäftlichen Verpflichtungen. Ich hätte lieber fragen sollen, wie lange du noch in Denver bleibst.“
„Verdammt, Reba! Mehrere Wochen, wenn es sein muss. Bis es Maggie besser geht. Bis sie außer … Ich kann nicht klar denken. Es kommt mir unmöglich vor, länger als ein paar Stunden vorauszudenken.“
„Ich weiß.“
„Aber ich stehe ihr ebenso bei wie du und glaub ja nicht, dass du mich wegschicken kannst.“
6. KAPITEL
„Rufst du nun endlich deine Eltern an?“, fragte Lucas.
Strahlender Sonnenschein strömte in das private Krankenhauszimmer und half Rebecca, vollends aufzuwachen, nachdem sie vier Stunden unruhig geschlafen hatte. Sie schüttelte den Kopf. „Ich will sie nicht beunruhigen. Ich will warten, bis ich eine gute Nachricht für sie habe.“
Mühsam setzte sie sich auf. Ein Tablett mit Frühstück stand auf dem Nachttisch, und sie wusste, wie wichtig es war, dass sie sich ausreichend ernährte.
Mit finsterer Miene ging Lucas zum Fenster. „Du kannst aber nicht warten. Die Geburt ist die beste Neuigkeit, die du ihnen für eine ganze Weile bieten kannst.“
„Ach ja?“, gab Rebecca pikiert zurück. „Und was ist mit dir? Hast du inzwischen deine Eltern angerufen?“
„Ich tue es gleich nachher, sobald ich einen Moment lang klar denken kann.“
„Da haben wir wohl beide eine Entscheidung getroffen.“
„Ja, aber ist deine Entscheidung fair? Es kann Wochen dauern, bis wir mit Sicherheit wissen, ob Maggie durchkommt. Deine Eltern haben ein Recht darauf, so früh wie möglich von der Geburt zu erfahren, damit sie planen können.“
„Planen?“
„Sie zu sehen, wenn sie wollen.“
„Ich
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