Bianca Exklusiv Band 229
ganzen Körper, und ihr drehte sich der Magen um. „Es hat nichts mit Mut zu tun, in einer Situation zu stecken, die man sich nicht ausgesucht hat und aus der es keinen Ausweg gibt.“
Carla nickte betroffen. „Richtig. Ich verstehe. Ist sie …? Ist sie …? Ich will nichts Falsches fragen.“
„Du hast bisher nichts anderes getan, als andauernd nur das Falsche zu fragen und zu sagen, Carla.“
„Ach, Reba, ich …“
„Lass es bleiben, wenn es so schwer ist. Ich will nicht länger hier rumstehen und dir dabei zuhören, wie du sie mit deinen starken Jungs vergleichst.“
„Honey, das tue ich doch gar nicht. Jedenfalls meine ich es nicht böse.“
„Hör auf! Geh einfach wieder, okay?“
„Es tut mir leid“, flüsterte Carla. Sie legte sich eine Hand auf den Mund und die andere auf den Bauch und floh förmlich zur Tür hinaus.
Allmählich verebbte der quälende Zorn, der wie Gift in Rebecca gebrodelt hatte. Sie drehte sich um, den Tränen nahe, und sah, dass Lucas sie beobachtete. Er hatte jedes Wort mitgehört, doch vor lauter Kummer und Zorn auf das ganze Universum hatte sie keinen einzigen Gedanken an ihn verschwendet.
Nun zog er die Brauen ein wenig hoch und bemerkte: „Das lief ja echt gut. Schöner Empfang für jemanden, der sich die Mühe gemacht hat, den ganzen Weg hierher zu kommen.“
Einen Moment lang starrten sie einander an. Dann atmete Rebecca tief durch. „Was habe ich nur getan?“, murmelte sie.
„Du bist deiner Freundin gegenüber explodiert“, erwiderte Lucas im Plauderton. „Hat sie es nicht verdient?“
„Eigentlich nicht. Auch wenn sie etwas einfühlsamer hätte sein können.“
„Ich sollte ihr lieber nachgehen.“
„Willst du sie wieder anschreien?“
„Diesmal nicht. Hoffe ich. Vielleicht schreit sie mich ja stattdessen an.“
„Soll ich mitkommen? Als Schiedsrichter? Dich vielleicht notfalls zurückpfeifen?“
Rebecca presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. „Ich muss es allein tun“, sagte sie entschieden und eilte hinaus.
9. KAPITEL
Zehn Minuten später kehrte Rebecca auf die Säuglingsstation zurück – atemlos, mit geschwollenen Augen und betroffener Miene. „Ich habe sie nicht mehr erwischt“, verkündete sie geknickt. „Ich habe sie gerade noch vom Parkplatz fahren sehen, aber sie hat mich nicht bemerkt.“
„Mach dir keine Sorgen. Sie wird es schon verstehen“, beruhigte Lucas sie.
„Ich muss ihr sagen, dass es mir leidtut.“
Er hätte sie gern tröstend in die Arme genommen, aber er wagte es nicht. „Du kannst sie ja anrufen.“
„Das reicht nicht. Ich muss sie umarmen.“
„Das trifft sich gut. Angela hat mir gerade nahe gelegt, dass wir für ein paar Tage nach Hause fahren sollten.“
Sie runzelte die Stirn. „Wir sollen Maggie allein lassen?“, hakte sie entsetzt nach.
„Ich finde, Angela hat recht“, sagte Lucas eindringlich. „Ich glaube, Maggie ist besser geholfen, wenn wir mal für ein paar Tage ausspannen, als wenn wir hier bei ihr bleiben. Sie kennt ihre Krankenschwestern. Sie sind ihr genauso vertraut wie wir, und sie reden mit ihr und streicheln sie wie wir. Sie macht von Tag zu Tag Fortschritte. Angela sagt, dass wir sie nächste Woche vielleicht sogar auf den Arm nehmen können. Aber du bringst dich um vor Anspannung.“
„Du bist doch derjenige, der jede Nacht hier bleibt.“
„Ich bin aber nicht derjenige, der sich damit abquält, Milch für sie zu produzieren, mit minimaler Hilfe von der Maschine. Und ich habe auch keine verheulten Augen, so wie du.“
„Sie kriegen eine Acht Komma drei auf der Röte-Skala, oder?“
„Acht Komma neun“, korrigierte Lucas.
„Na, wundervoll.“
„Du bist wundervoll“, erwiderte er ernst. „Du bist doch für Maggie eine wundervolle Mutter. Aber lass uns eine Weile ausspannen. Und das schlage ich nicht nur vor, das befehle ich.“
Rebecca reckte das Kinn vor, und in ihre Augen trat ein Anflug des trotzigen Funkelns, das er vom letzten September erinnerte. „Ach, tatsächlich?“
„Ja. Angela befiehlt es auch. Und Maggie befiehlt es. Sie will sich eines Tages an dich kuscheln und ihre Mahlzeiten so einnehmen können, wie die Natur es vorgesehen hat. Sie will, dass ihre Milch dann noch da ist und nicht vor Erschöpfung versiegt ist.“
Rebecca schloss die Augen und seufzte tief. „Gewonnen.“
„Dann fahren wir also?“
„Ja.“
„Gleich morgen. Für zwei Tage“, entschied Lucas.
„Am Nachmittag. Wenn es ihr gut geht. Montagmorgen
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