Bianca Exklusiv Band 229
mögliche Standorte erwogen.“
Rebecca spürte, dass er ebenso verärgert war, wie sie selbst, und drehte sich zu ihm um. „Hättest du vielleicht die Güte, mir diese Standorte zu verraten, damit wir nachsehen können, ob mein Haus noch existiert?“
„Wenn du mir damit unterstellen willst, dass ich mehr weiß, als ich dir gesagt habe, dann hast du recht. Zumindest ein wenig.“ Ruckartig bückte er sich, hob eine Terrakotta-Scherbe auf und schleuderte sie im hohen Bogen durch die Luft. „Aber ich habe es dir nicht bewusst verschwiegen. Wir hatten nur zu viele andere Dinge im Kopf. Wichtigere Dinge. Maggie zum Beispiel. Und ich hatte keine Ahnung, dass hier so bald etwas passieren würde.“ Als Rebecca schwieg, hakte Lucas nach: „Meinst du nicht, dass du mir gegenüber ein bisschen fairer sein solltest?“
„Ja, aber ich kann nicht.“
„Ist das eine Entschuldigung?“
„Sozusagen. Gott sei Dank, dass ich vorhin noch nichts davon wusste, als ich meine Eltern angerufen habe.“
„Ruiniert das jetzt die Entspannung, die wir so dringend nötig haben?“
„Mal sehen. Ist die Blockhütte denn auch verlegt worden?“
Lucas fluchte. „Wir müssen jetzt unbedingt Lon suchen.“
„Soll das heißen, dass es sein kann?“ Widerstrebend gestand er: „Ja. Dad und Raine haben darüber gesprochen, etwas anderes an der Stelle zu errichten.“
„Was zum Beispiel?“
„Ein Chalet im Schweizer Stil.“
Rebecca stieß einen erstickten Schrei aus und lief davon in Richtung Stallungen. Lucas folgte ihr sehr gemächlich, um ihr Zeit zu lassen, sich abzureagieren. Aus dem Gebäude drangen Geräusche, die darauf hindeuteten, dass die Boxen gerade ausgemistet wurden. Als er schließlich eintrat, sah er Rebecca bei Lon stehen und hörte sie fragen: „Bist du gut untergebracht? Gefällt dir der neue Standort?“
Typisch Reha. Von einer Sekunde auf die andere vergisst sie ihre Wut und sorgt sich um das Wohlergehen von Leuten, für die sie keine Verantwortung mehr trägt. Eine unglaubliche Frau.
„Es ist ganz okay. Die Aussicht ist nicht so schön – mehr Kühe, weniger Berge. Aber die Anschlüsse funktionieren alle.“
„Und die Blockhütte?“
„War länger nicht oben. Hatte zu viel mit dem Kalben zu tun.“
„Aber sie steht doch noch? Sie ist nicht …“
„Noch nicht. Willst du Urlaub da machen?“ Er blickte zu Lucas und hob eine Hand zum Gruß. „Mr Halliday.“
Lucas nickte ihm zu.
„Das hatten wir vor“, erwiderte Rebecca. „Nur für ein paar Nächte.“
„Wie geht es deiner Kleinen?“ Lon blickte erneut zu Lucas und dachte ganz offensichtlich bei sich: Das ist also der Vater deines Kindes.
„Sie ist sehr klein. Aber sie wächst ganz allmählich.“
„Unglaublich, was die Medizin heutzutage tun kann.“
„Ja, wir sind recht zuversichtlich. Vielleicht dürfen wir sie nächste Woche schon auf den Arm nehmen. Allerdings hat uns das Pflegepersonal erst mal einen Urlaub verordnet.“
„In der Blockhütte müsste es ganz okay sein. Genügend Feuerholz ist da. Die Hallidays haben sie den ganzen Winter über nicht genutzt.“
„Tja … wir satteln uns jetzt zwei Pferde und fangen unseren Urlaub an. Mach’s gut, Lon.“
„Es war schön, dich zu sehen. Reba. Sie vermissen dich im Longhorn . Und Gordie ist …“ Lon verstummte mit einem unbehaglichen Blick zu Lucas.
Als sie den Stall verlassen hatten, fragte Lucas: „Willst du dir das Haus ansehen?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nicht nötig. Es gehört jetzt den Rancharbeitern.“ Sie zwang sich zu lächeln. „Würdest du das Auto herholen, damit wir umladen können? Ich sattle inzwischen die Pferde.“
„Das klingt gut.“
„Ich kann mich übrigens jetzt entschuldigen, wenn du willst.“
„Nicht nötig.“
Sie erreichten die Blockhütte am späten Nachmittag. Sie sah genauso aus wie immer, sodass sich Rebeccas Anspannung endlich löste und ihre Stimmung sich nach dem anstrengenden, aber dennoch angenehmen Ritt beträchtlich hob.
Die Luft war bereits kühler geworden, und die Hütte lag im Schatten. „Wir sollten sofort Feuer machen“, meinte Rebecca.
„Als ehemaliger Pfadfinder biete ich mich dafür an. Es sei denn, du willst es tun, während ich unsere Sachen reinbringe und die Pferde versorge.“
Ohne viel zu reden, arbeiteten sie etwa eine Stunde lang und verteilten instinktiv die verschiedenen Aufgaben, ganz ohne Streitigkeiten. Es war schön für Rebecca, so schön wie der Ritt. Den Winter über hatte sie
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