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Bianca Exklusiv Band 232 (German Edition)

Bianca Exklusiv Band 232 (German Edition)

Titel: Bianca Exklusiv Band 232 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat Warren , Myrna Temte , Peggy Webb
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lautes Gelächter, als Chad seinen Vater imitierte: „Ja, kommt! Wir verschwenden Tageslicht!“
    „Wage nicht, meinem Sohn diesen unmöglichen Satz beizubringen“, warnte Anne lächelnd, als sie das Wohnzimmer betrat.
    John blinzelte Chad zu und musterte sie dann. Sie fühlte Wärme in sich hochstiegen. Er war ein attraktiver Mann, besonders wenn er sie so ansah, als würde ihm das blau-weiße Strickkleid gefallen, das sie für den Anwaltsbesuch an diesem Vormittag gewählt hatte.
    „Guten Morgen, Annie“, sagte er und griff nach der Reisetasche.
    „Wo ist Rachel?“, fragte sie.
    John bat Holly, Chad zum Wagen zu bringen. Als die Kinder außer Hörweite waren, erklärte er: „Rachel kommt nicht mit. Ich wollte sie überreden, aber ich wollte sie nicht zwingen. Tut mir leid, Annie.“
    Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Schon gut. Ich bin froh, dass du sie nicht gezwungen hast.“
    Trotzdem tat es weh, während Anne die vertraute Landschaft auf der bekannten Strecke vorbeiziehen sah.
    Allmählich schrumpften die Berge, und das Land senkte sich zu der riesigen offenen Prärie in der östlichen Hälfte des Staates. Die kleinen Städte entlang der Gleise der Burlington Northern Railroad flogen an den Fenstern vorbei. Reedpoint. Columbus. Park City. Laurel.
    Jedes Schild brachte Anne einen Schritt näher nach Billings. Einen Schritt näher nach Hause. Allerdings waren die Menschen nicht mehr da, die dieses Zuhause geschaffen hatten. Dieser Gedanke verließ sie nicht mehr.
    „Alles in Ordnung?“, fragte John leise.
    „Ja.“ Sie räusperte sich. „Ich freue mich darauf, alles wiederzusehen, aber …“
    Er drückte ihre Hand. „Du bist nicht allein, Annie. Ich bin bei dir.“
    Das Mitgefühl in seinen Augen tröstete sie, so gut das möglich war. „Ich weiß“, flüsterte sie. „Und du ahnst gar nicht, wie dankbar ich dir dafür bin.“
    In dem Büro des Anwalts hielt Anne sich tapfer und schluckte nur schwer, als der Anwalt ihr die Briefe ihrer Eltern übergab, die er seit deren Tod aufbewahrt hatte. Aber sie verlor nicht die Beherrschung.
    Hinterher zogen sie sich im Motel bequemere Sachen an und nahmen Hamburger für ein Picknick in den Pioneer Park mit. Natürlich gefiel es den Kindern. John machte mit, aber es kam ihm ziemlich bizarr vor, dass Anne sich benahm, als wäre es ein ganz normaler Tag.
    Nach dem Mittagessen bat sie ihn, zu ihrem Elternhaus zu fahren, weil sie Chad zeigen wollte, wo sie aufgewachsen war. John erfüllte ihr den Wunsch und hoffte, der Anblick des Hauses würde die Mauer niederreißen, die sie um sich errichtet hatte. Doch sie führte Chad eifrig zur Haustür, klingelte und brachte die Frau des Mieters dazu, sie durch das Haus zu führen.
    Dann rechnete John damit, dass sie sich auf dem Friedhof auf ihn stützen musste. Doch sie tat es nicht. Ihre Augen wurden ein wenig feucht, als sie Rosen auf das Grab ihrer Eltern legte, und in ihrer Stimme schwang ehrliche Zuneigung mit, als sie Chad und Holly ein paar Geschichten über ihre Großeltern erzählte. Aber sie brach nicht zusammen, weinte nicht und musste sich nicht auf ihn stützen.
    Wer war die Frau, die neben ihm saß? fragte er sich auf der Rückfahrt zu dem Motel. Es war ganz sicher nicht die Annie, die er gekannt hatte. Die Annie, die er gekannt und geliebt hatte, war so tot wie ihre Eltern.
    Mitten in der Nacht lag John noch immer in dem Zimmer wach, das er mit Chad teilte, als er ein leises Geräusch aus dem anderen Zimmer hörte, gefolgt von Wasserrauschen. Gleich darauf erschien Holly in der Tür.
    „Was ist denn, Kleine?“, flüsterte er.
    „Du solltest nach Mom sehen“, erwiderte Holly genau so leise. „Mit ihr stimmt was nicht.“
    Er fuhr in seine Jeans. „Ich kümmere mich um sie“, sagte er. „Kriech in mein Bett, damit Chad nicht allein ist.“
    „Kommt sie wieder in Ordnung?“
    „Ja. Schlaf jetzt. Ich rufe dich, wenn ich dich brauche.“
    Er schloss die Verbindungstür, schaltete eine Lampe ein und eilte zum Bad. Licht schimmerte unter der geschlossenen Tür, und er hörte das Wasser laufen. Und Annie weinte.
    Es war ein schmerzliches Weinen, aber er war in seinen vierzig Jahren noch nie so erleichtert gewesen. Er zögerte einen Moment und fragte sich, ob er klopfen sollte. Dann hörte er sie „Oh, Mama!“, stöhnen und wusste, dass er sie nicht allein leiden lassen konnte.
    Annie kauerte auf dem Boden neben der Badewanne, eine Hand gegen ihren Mund gepresst, in der anderen etliche Papiere, die

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