Bianca Exklusiv Band 243
Paris Hanleys Haus verlassen hatte, war sie ihm nicht mehr aus dem Kopf gegangen.
Es begann immer gleich. Auch jetzt, als er am Montagmorgen seinen Kaffee trank. Es begann mit dem Anfang. Mit dem Abend, an dem er Paris kennen gelernt hatte.
Er hatte sie fast auf Anhieb gemocht. Dass sie eine Kellnerin in einem Raum voller Anwälte, Manager, Finanzexperten und Computerspezialisten war, hatte keine Rolle gespielt. Wichtig war nur gewesen, dass sie nicht versucht hatte, mit ihm zu flirten, ihm zu imponieren oder ihn gar zu verführen. Sie hatte sich nicht verstellt.
Und dann ihr Aussehen.
Sie war klein, etwa ein Meter sechzig, mit knackigem Po und flachem Bauch, langen Beinen und Brüsten, die gerade groß genug waren, um einen Mann zwei Mal hinschauen zu lassen.
Ihm gefiel der lässige, fast wilde Sitz ihres kastanienbraunen Haars. Es umrahmte ein hinreißendes Gesicht. Die Haut schimmerte, der Mund war sinnlich, mit vollen Lippen, die man früher „küssenswert“ genannt hätte. Die Nase war ein Kunstwerk. Und die Augen! Augen mit langen, dichten Wimpern.
Ihre Farbe war ein blasses Silber. Nicht blau oder grau, sondern eine Mischung aus beidem, die ihn schon beim ersten Blick hinein fasziniert hatte.
Verzaubert!
Er konnte es kaum glauben.
Noch nie hatte jemand eine solche Wirkung auf ihn gehabt. An jenem Abend war es ihm plötzlich vollkommen egal gewesen, dass er ausgezeichnet und gefeiert wurde. Die wichtigen Leute um ihn herum hatten ihn nicht mehr interessiert. Alles, was er gewollt hatte, war, mit dieser Frau allein zu sein.
Doch das war nicht einfach gewesen.
Privatgespräche mit den Gästen seien verboten, hatte sie gesagt. Und sie schien fest entschlossen gewesen zu sein, sich an diese Regel zu halten.
Doch er hatte nicht aufgegeben.
Er brauchte den ganzen Abend, und erst nachdem die meisten Gästen längst gegangen waren, konnte er sie endlich dazu überreden, mit ihm essen zu gehen.
In einem schicken Bistro, das nur für sie beide offen geblieben war. Danach ein Spaziergang durch den Park, der sein Haus umgab. Ein Drink im Wohnzimmer, damit sie seinen echten Matisse bewundern konnte. Und dann, als eins zum anderen führte …
Wahnsinn!
Selbst jetzt, an einem Montagmorgen an seinem Küchentisch, schlug sein Herz schneller, wenn er nur daran dachte.
Nun ja, er wusste kaum etwas über sie. Das hatte ihn damals nicht gestört. Er hatte sich vorgenommen, sie nach seiner Rückkehr aus Übersee besser kennen zu lernen, als es in einer leidenschaftlichen Nacht möglich gewesen war.
Doch dann war sie verschwunden.
Als er am Morgen danach erwachte, war sie fort. Ohne Abschied. Ohne Nachricht. Nicht mal eine mit Lippenstift an den Badezimmerspiegel gekritzelte Telefonnummer. Sie war einfach weg. Wie Aschenputtel. Nur, dass sie keinen gläsernen Schuh verloren hatte, und er war kein Prinz, der nur ein kleines Königreich nach ihr abzusuchen brauchte.
Und dann hatte er verreisen müssen, bevor er sie finden konnte.
Über die Monate hatte er versucht, ihre Begegnung als One-Night-Stand abzuhaken und sie zu vergessen.
Doch das war einfacher gesagt als getan.
Aus den sechs geplanten Monaten im Ausland waren acht geworden. Dann zehn. Dann ein ganzes Jahr. Dann noch zwei weitere Monate. Irgendwann hatte er sich damit abgefunden, dass er Paris Hanley nie wiedersehen würde.
Aber dann hatte er im Flugzeug in einer Zeitschrift geblättert und den Artikel entdeckt. Komplett mit einem Foto, das ihn daran erinnerte, wie schön sie war. Ein Foto, das sein Verlangen wieder weckte. Das ihn veranlasste, die Suche nach ihr fortzusetzen.
Schicksal.
Janine Hanley hatte das Baby auf dem Arm gehabt, als sie ihm am Freitagnachmittag öffnete. Sie erkannte ihn von irgendeinem Foto wieder, bat ihn ins Haus und stellte ihm Hannah vor.
Paris’ Tochter war fünf Monate alt.
„Ich wusste nicht, dass Paris in einer Beziehung lebt“, sagte er zu Janine.
Sie erzählte ihm, dass Paris sich wegen gynäkologischen Komplikationen in einer Jetzt-oder-nie-Situation befunden hatte.
„Und da es in ihrem Leben keinen Mann gibt, hat sie sich zu einer künstlichen Befruchtung entschlossen“, berichtete ihre Mutter.
Künstliche Befruchtung.
Ethan war sicher, dass Janine das glaubte.
Er selbst war keineswegs davon überzeugt.
Zufällig war Hannah fast genau neun Monate nach der Nacht geboren worden, die Paris und er miteinander verbracht hatten.
Janine Hanley schien von dieser Nacht nichts zu wissen, und während sie
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