Bianca Exklusiv Band 243
den anderen zu erfahren.“
„Wie bei einem Bewerbungsgespräch?“
„Das haben wir längst hinter uns, meinst du nicht auch?“
Paris war klar, dass er damit auf die Nacht vor vierzehn Monaten anspielte, ließ es sich jedoch nicht anmerken.
„Deine gesundheitlichen Probleme müssen ziemlich ernst sein, wenn du ihretwegen eine künstliche Befruchtung hast vornehmen lassen“, begann er sofort.
Das war das Letzte, worüber sie mit ihm sprechen wollte. Aber wenn sie ihn davon überzeugen wollte, dass Hannah nicht von ihm war, musste sie es wohl oder übel tun.
„Es war die beste Lösung. Ich hatte hartnäckige Zysten an den Eierstöcken und eine Entzündung der Gebärmutterschleimhaut. Der erste Arzt, der mich untersuchte, wollte mir die Gebärmutter entfernen“, sagte sie.
„Der erste Arzt?“
„Ich wollte Kinder, keine Gebärmutterentfernung mit achtundzwanzig. Also habe ich natürlich eine zweite Meinung eingeholt.“
„Und wie lautete die?“
„So ähnlich wie die erste. Der zweite Arzt verstand jedoch, dass ich versuchen wollte, ein Baby zu bekommen, bevor ich mich operieren ließ.“
Sie hatte sich immer Kinder gewünscht und war schluchzend im Sprechzimmer zusammengebrochen.
„Er meinte, dann müsste ich mich beeilen, falls es nicht schon zu spät wäre. Und da ich gerade eine Beziehung hinter mir hatte und es keinen neuen Kandidaten gab, habe ich mich über künstliche Befruchtung informiert.“
Das stimmte. Sie hatte sich tatsächlich informiert und erfahren, wie teuer diese Methode war. So teuer, dass die Chance, schwanger zu werden, vermutlich vorbei gewesen wäre, wenn sie das Geld zusammengespart hätte.
Genau zu dem Zeitpunkt war sie Ethan Tarlington begegnet.
Sie erinnerte sich an jede Einzelheit jenes Abends.
Natürlich war ihr der attraktive Ehrengast sofort aufgefallen, aber der Gedanke, dass er der Vaters ihres Babys werden könnte, wäre ihr nicht mal im Traum gekommen. Sie hatte ihre Arbeit gut machen und den Verdienst für die künstliche Befruchtung sparen wollen.
Dann fing er an, mit ihr zu flirten. Er war so charmant und geistreich, und irgendwann hatte sie nachgegeben und sich bereit erklärt, nach dem Empfang mit ihm essen zu gehen. Nur essen zu gehen.
Sie dachte nicht daran, ein Kind von ihm zu bekommen. Vor Ethan Tarlington hatte sie nur mit einem Mann geschlafen, und das gewiss nicht beim ersten Date. Selbst einen Kuss gab es bei ihren ersten Dates nur äußerst selten.
Aber der Abend mit Ethan war wie keiner, den sie bis dahin erlebt hatte. Nicht mal mit Jason.
Die Stunden verflogen wie Augenblicke. Ethan brachte sie zum Lachen und erwies sich als Kunstkenner. Er hörte ihr aufmerksam zu und gab ihr das Gefühl, die einzige Frau auf Erden zu sein. Und er war ein perfekter Gentleman.
Er ließ sich viel Zeit, bis er sie das erste Mal küsste, und sie konnte es kaum erwarten.
Dazu trug natürlich auch bei, dass sie bereits eine Flasche Champagner geleert hatten.
Oh, konnte der Mann küssen! Und er hielt sie so, wie noch kein anderer sie gehalten hatte. Es war, als könnte sie dabei die Kraft spüren, die sich mit der Zärtlichkeit zu einer erregenden Mischung verband.
So erregend, dass sie nicht gewollt hatte, dass der Kuss endete.
Aber mehr als alles hatte sie seine Hände an ihrem Körper fühlen wollen …
„Ich wusste nicht, dass du an jenem Abend gesundheitliche Probleme hattest“, sagte er.
„Die hatte ich nicht“, erwiderte sie. „Ich meine, ich hatte schon welche, aber es ging mir gut.“ Und nun kam der Moment, wo sie mit dem Lügen anfangen musste. „Der Termin bei dem ersten Arzt war am Montag nach unserer Begegnung. Am Donnerstag suchte ich den zweiten Arzt auf, und danach ging alles ganz schnell.“
Sie hasste es zu lügen. Wem gegenüber auch immer. Aber sie musste alles tun, um ihm die Wahrheit vorzuenthalten.
„Du musst dich ja sofort einer künstliche Befruchtung unterzogen haben.“
„Keine zwei Wochen nach jenem Abend mit uns“, sagte sie. „Und Hannah ist zu früh zur Welt gekommen.“ Es waren nur vier Tage, doch das verschwieg sie ihm.
„Also war unser Abend …“
„Nur eine Episode, bevor ich die schlimmste Nachricht meines Lebens erhielt und damit fertig werden musste.“
Eine Episode, in deren Verlauf der Wunsch, mit ihm zu schlafen, so stark geworden war, dass sie ihn nicht mehr hatte unterdrücken können.
Sie hatte es so sehr gewollt, als wären sie seit Monaten zusammen gewesen. Als wäre das Verlangen in
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