Bianca Exklusiv Band 243
nicht vergessen, nicht wahr?“
Nicole blickte durch das Fliegengitter zu einem Bogen, der mit roten, weißen und rosa Rosen bewachsen war. Doch sie bewunderte nicht die Blumen, sondern erinnerte sich daran, wie sie als kleines Mädchen auf dem Boden der Küche des Diners saß und mit Puppen spielte, während ihre Mutter vorne im Restaurant bediente. Damals hatte sie sich vorgestellt, ihr Vater würde kommen und sie beide an einen schönen Ort bringen. Das war nie geschehen. Sie hatte diesen Mann kein einziges Mal gesehen. Und nach so langer Zeit wollte sie das gar nicht mehr.
„Ich habe versucht, es zu vergessen, Amelia, aber ich kann es nicht.“ Sie wandte sich wieder an ihre Freundin. „Erst letzte Woche hat Logan mich daran erinnert, dass ich ein uneheliches Kind bin und nicht nach Belle Rouge gehöre.“
Amelia sagte ein sehr undamenhaftes Wort. „Der Kerl wird mir immer sympathischer.“
„Oh, er kann sehr charmant sein, glaube mir.“ Besonders wenn er einen in die Arme nimmt und küsst, bis man keine Luft mehr bekommt … „Aber es geht nicht um Logan. Bisher habe ich einfach keinen Mann kennengelernt, der von mir mehr wollte als Sex.“
Amelia griff nach einem Plätzchen. „Das kommt daher, dass du gar keinen kennenlernen willst. Du lässt die Sache mit diesem … Wie hieß er noch einmal?“
„Bryce. Wie könnte ich das vergessen?“
„Das hättest du aber längst machen sollen“, drängte ihre Freundin. „Glaubst du vielleicht, du wärst die Einzige, die als junges Mädchen von einem Mann mit reizenden Versprechungen eingewickelt wurde? Tausende haben das Gleiche erlebt. Du musst dich auf die Zukunft konzentrieren.“
„Das ist allerdings schwer“, gestand Nicole. „Mir sind für die nächsten sechs Monate die Hände gebunden.“
„Und wieso?“
Nicole wollte nicht darüber sprechen. Amelia wäre garantiert schockiert gewesen. „Weil dann erst mein Anspruch auf einen Teil von Belle Rouge gültig sein wird.“
Amelia betrachtete sie eingehend. „Und das ist dir sehr wichtig. Ich wünschte, es wäre anders. Nun gut, so ist es, und vielleicht hat das ja auch Vorteile. Wahrscheinlich kannst du nur auf Belle Rouge glücklich sein.“
„Ich glaube, du hast recht, Amelia“, bestätigte Nicole. „Und das macht mir am meisten Angst.“
4. KAPITEL
Als Nicoles Wagen durch die Eichenallee zum Haus kam, saß Logan auf der vorderen Veranda und trank Cola mit Kentucky Bourbon. Durch die Trockenheit der letzten Tage war die nicht asphaltierte Straße ausgetrocknet. Eine Staubwolke folgte dem dunkelblauen Wagen, bis das Auto vor dem weißen Gartenzaun hielt.
Es gefiel Logan nicht, wie erleichtert er war, dass Nicole wieder hier war. Als sie ausstieg und langsam die Treppe zur Veranda heraufstieg, fand er sie in dem schlichten geblümten Kleid und mit dem breitkrempigen Strohhut wunderschön.
Nicole wollte schon das Haus betreten, als sie Logan am Ende der Veranda in einem Korbsessel entdeckte. Jeans und Stiefel waren staubig, doch das weiße Hemd wirkte sauber und frisch. Was er wohl den ganzen Tag getan hatte? Der Kleidung nach zu schließen, war er in den Feldern gewesen. Keinesfalls wollte sie fragen. Er sollte bloß nicht glauben, sie würde sich für ihn interessieren.
Nach kurzem Zögern ging sie zu ihm. Sally, ihre Hündin, lag zu seinen Füßen. Nicole bückte sich und streichelte Sally, ehe sie sich an Logan wandte.
„Was machst du hier?“, fragte sie ohne Umschweife.
„Ich warte auf dich.“ Um dir zu sagen, dass du mich heiraten wirst, fügte er in Gedanken hinzu.
„Warum?“
Er sah sie an, als wäre die Frage völlig albern. „Wegen des Essens, warum sonst?“
Sie zeigte ihm nicht, wie überrascht sie war. Niemals hätte sie damit gerechnet, dass Logan sie in seinen Tagesablauf einbaute. „Du hättest nicht auf mich warten müssen“, sagte sie und stand wieder auf.
„Ich hätte das Essen kaum genossen, während du wer weiß wo herumkurvst“, warf er ihr vor.
Sie nahm den Hut ab und strich sich durch das Haar. Logan betrachtete die seidigen rötlich goldenen Strähnen, die durch ihre Finger glitten und ihren schlanken weißen Hals umspielten. Als sie am Morgen das Haus verließ, hatte er mit Leo, dem Verwalter von Belle Rouge , gesprochen. Logan hatte nicht gewusst, wohin sie gefahren war, und den ganzen Nachmittag hatte er sich gefragt, was sie machte. Und er hatte auf ihre Rückkehr gewartet.
„Darcy wusste, wo ich war. Du hättest sie nur fragen
Weitere Kostenlose Bücher