Bianca Exklusiv Band 243
müssen.“
„Warum sollte ich eine bezahlte Angestellte fragen, wohin meine Stiefschwester gefahren ist? Du hättest es mir aus Höflichkeit selbst mitteilen sollen. Du warst den ganzen Tag weg.“
Zornig sah Nicole zu, wie er nach dem Glas griff. „Darcy ist keine bezahlte Angestellte!“
„Ich bitte sehr um Verzeihung, aber ich habe erst heute Morgen ihren Gehaltsscheck ausgestellt.“
„Du weißt genau, was ich meine. Sie lebt seit Jahren in dieser Familie!“ Sie zog die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. „Aber ich vergesse, dass du ja nie hier warst. Daher gehört sie für dich nicht zur Familie. Wer tut das in deinen Augen schon?“
Damit drehte sie sich um und ging ins Haus. Logan sprang auf und folgte ihr. Sally hob den Kopf und winselte, weil sie nicht allein sein wollte.
„Was heißt denn das wieder?“, fauchte Logan.
Im Wohnzimmer warf Nicole den Hut auf ein Sofa und ging durch den Korridor weiter zur Küche. „Du weißt gar nicht, was es bedeutet, Teil einer Familie zu sein. Du willst es auch gar nicht.“
„Ach ja, großartig, dass ausgerechnet du das sagst“, bemerkte er spöttisch. „Mir lag verdammt viel an meiner Familie, bis du zusammen mit deiner Mutter aufgetaucht bist und diese Familie zerstört wurde!“
„Sagst du“, wehrte sie ab. „Deine Familie war schon längst zerstört, bevor meine Mutter und ich auftauchten.“
„Wie du meinst, wenn du dadurch dein Gewissen beruhigst.“
Während Nicole die Hände an der Küchenspüle wusch, beobachtete sie aus dem Augenwinkel, wie Logan das Glas leerte. Offenbar war er wütend auf sie, weil sie den ganzen Tag fort gewesen war. Allerdings verstand sie nicht, was ihn daran so ärgerte. Er sprach mit ihr kaum mehr als zehn Worte am Tag. Der heutige Abend bildete eine klare Ausnahme.
„Wie viel hast du denn schon getrunken?“, fragte sie.
„Ein Glas. Wieso? Glaubst du, ich muss betrunken sein, um die Wahrheit auszusprechen? Oder fürchtest du, ich könnte Alkoholiker werden? Das liegt in meinen Genen.“
Sie achtete nicht auf seinen herausfordernden Blick, trat an den Gasherd und öffnete das Backrohr, in dem Darcy das Essen warm hielt.
„Du bist heute Abend einfach reizend“, stellte sie fest.
„Meine Stimmung war gut, bis ich hungrig länger als eine Stunde auf dich warten musste.“
„Ich sagte dir doch, dass du nicht auf mich hättest warten müssen. Du hättest jederzeit allein anfangen können.“
Genau das war ja so schlimm! Logan wusste genau, dass er in die Küche hätte gehen können, um sich etwas zu holen. Trotzdem hatte er es nicht getan. In der letzten Woche war Nicole nur beim Abendessen in seine Nähe gekommen. Und heute hatte er sich eingestanden, dass er sich daran gewöhnt hatte, mit ihr zu essen. Er wollte nicht allein am Tisch sitzen.
„Darcy hat sich deinetwegen Sorgen gemacht“, sagte er leise und wechselte bewusst das Thema. „Sie meinte, du wolltest schon um fünf Uhr zurück sein.“
„Ich habe noch jemanden besucht.“
Mit Ofenhandschuhen trug sie eine Platte mit Schinken zu dem kleinen Tisch und holte danach das Gemüse. Logan ließ sie dabei keinen Moment aus den Augen.
„Vermutlich einen Freund.“
Sie staunte über seine Bemerkung. Ihm konnte es doch gleichgültig sein, wen sie besuchte. Es sei denn, er rechnete damit, dass es sich irgendwie auf ihn auswirkte.
„Was spielt es schon für eine Rolle, ob ich einen Mann besucht habe? Du kannst nicht bestimmen, mit wem ich befreundet bin. Und falls ich heirate, kannst du gar nichts dagegen machen.“
Es traf ihn hart, dass sie recht hatte, obwohl er sich selbst für verrückt erklärte. „Du warst also bei einem Mann“, sagte er gepresst.
Sie deutete auf den Tisch. „Bis auf die Getränke ist alles bereit. Willst du noch einen Bourbon, oder erträgst du mich auch, wenn du nur ein Glas Brunnenwasser trinkst?“
Er stand von dem Stuhl auf, den sie normalerweise wählte, und bot ihr den Platz an. „Ich hole die Getränke. Und du erzählst mir mehr über diesen Mann.“
Nicole geriet in Versuchung, eine tolle Geschichte über einen Freund zu erfinden, um Logans Reaktion zu sehen. Doch dafür war sie zu ehrlich. Außerdem redete sie sich ein, dass ihr seine Meinung völlig gleichgültig war.
„Was ist denn los, Logan? Hast du Angst, ein anderer Mann könnte mich heiraten, und du verlierst die Hälfte von Belle Rouge ? Was willst du dagegen machen? Mich hier anketten und jeden männlichen Besucher verjagen, der zum Haus
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