Bianca Exklusiv Band 243
hatte Adam den Vorsatz, nicht mehr an Annabelle zu denken, aufgegeben. Oft hatte er vor ihrer Haustür gestanden oder hatte vom Garten aus zum Nachbarhaus hinübergesehen. Und dabei hatte er sich immer wieder die Frage gestellt, was Annabelle wohl gerade tat. Kaum eine Stunde war vergangen, ohne dass seine Gedanken zu ihr zurückgekehrt waren.
Dass sein Lebensstil denjenigen, die ihn brauchten, nicht gefallen konnte, war ihm natürlich schon seit Langem bewusst. Aber Adam dachte, dass das inzwischen kein Problem mehr sei. Natürlich war er oft und lange abwesend, aber vor jeder Abreise hatte er sichergestellt, dass es Lia und Annabelle an nichts fehlen würde. Und wenn er dann wieder in Collier Bay war, hatte er stets darauf geachtet, sich nicht zurückzuziehen, sondern offen und hilfsbereit zu sein. Nur war er einfach nicht der Typ, der sein ganzes Leben zu Hause verbrachte. Es zog ihn immer wieder hinaus auf das Meer. Das Leben unter Wasser faszinierte ihn, und wenn er dann nach einer langen Reise zurückkam und die Filme entwickelt wurden, war er nicht wenig stolz. Wenn seine Bilder dazu beitrugen, dass die Menschen das Leben dort draußen besser verstanden und die Natur respektvoller behandelten, dann hatte er das Gefühl, eine wichtige Aufgabe erfüllt zu haben.
Natürlich war das nicht alles. Er hatte auch dieses unstillbare Verlangen nach Freiheit. Es gefiel ihm, niemandem Rechenschaft darüber ablegen zu müssen, wann und warum er ging, wann er wiederkam, und was er in der Zwischenzeit gemacht hatte.
Das hatte auch seine Nachteile, und Adam war sich dessen bewusst. Er verbrachte die Ferien oft allein und feierte niemals Geburtstage. Aber so ist nun einmal das Leben, sagte er sich.
Adams Frauenbekanntschaften hatten niemals darunter gelitten, da er von ihnen nie mehr erwartet hatte, als er selbst geben konnte oder wollte. Und für die Frauen war es genauso gewesen. Sie mussten von vornherein akzeptieren, dass Adam seine Freiheit wichtiger war als eine langjährige Beziehung. Er hatte das stets von Anfang an klargestellt. Und deswegen sah er auch keinen Grund, sich schlecht dabei zu fühlen.
„Ich glaube, ich werde den ganzen Sommer über hierbleiben.“Adam verstand selber nicht recht, wieso ihm das herausgerutscht war.
Annabelle und Lia schauten ihn überrascht an, und Adam erlebte einen kurzen Moment der Zufriedenheit, obwohl er noch wenige Augenblicke zuvor ganz und gar nicht die Absicht gehabt hatte, die nächsten drei Monate in Collier Bay zu verbringen.
„Wirklich? Das ist ja toll!“, rief Lia aus, und Adam fühlte sich richtig heldenhaft, bevor das Mädchen hinzufügte: „Ich spreche aber von den nächsten vier Jahren! Und außerdem braucht Annabelle jemanden, der ihr im Geschäft hilft, da sie zurzeit nicht über die Mittel verfügt, einen Angestellten zu bezahlen.“
„Das stimmt nicht“, protestierte Annabelle, doch ihre Schwester schüttelte hartnäckig den Kopf.
„Ich werde dich nicht verlassen.“
Lange Zeit saßen die drei schweigend am Tisch. Sie wollten sich zwar nur gegenseitig helfen, doch die Situation schien ziemlich ausweglos zu sein. Das Schweigen hätte noch Ewigkeiten andauern können, da niemand wusste, was er sagen sollte, da klingelte es zum Glück an der Tür. Annabelle schaute auf die Uhr. „Es ist kurz vor acht. Erwartest du Besuch, Lia?“
„Nein.“
„Ich sehe mal nach, wer es ist.“ Annabelle stand auf.
Lia legte die Serviette auf den Tisch. „Ich gehe nach oben in mein Zimmer. Es wartet noch Arbeit auf mich. Vielen Dank für die Pizza, Adam.“
„Nichts zu danken, Lia.“ Sie waren alle außerordentlich höflich, doch änderte das nichts an der drückenden Spannung, die in dem Raum herrschte.
„Ich decke schon mal den Tisch ab, während du schaust, wer geklingelt hat“, sagte Adam zu Annabelle.
„Das ist doch nicht nötig …“, begann sie, aber er warf ihr einen so bezwingenden Blick zu, dass sie abbrach. Wieder klingelte es an der Tür.
Während Annabelle zur Tür ging, musste sie sich eingestehen, wie sehr es sie gefreut hatte, als Adam angekündigt hatte, dass er den ganzen Sommer über bleiben werde.
Aber überstürze nichts, sagte sie sich selber. Auch, wenn er nur eine Tür weiter wohnt, wird er doch nicht ständig für mich da sein. Du musst selber sehen, dass du wieder auf die Beine kommst. Sie fragte sich, ob Mrs Costello wohl noch so spät am Abend vorbeikommen würde, um neue Ideen zu diskutieren.
Nein! Annabelle schrak
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