Bianca Exklusiv Band 243
Schwester feiern. Es ist doch fantastisch, dass du angenommen worden bist!“
Annabelle breitete die Arme aus, doch Lia bewegte sich nicht einen Millimeter. Nicht das geringste Lächeln zeigte sich auf ihrem Gesicht. Schließlich stand sie auf. Alles an ihr drückte Dramatik aus. „Wenn du glaubst, dass ich dich hier allein lasse, während alles um uns herum zusammenbricht, dann hast du dich aber gewaltig getäuscht. Ich gehe nicht auf die Juilliard-Schule. Stattdessen werde ich hierbleiben und meine Verantwortung als Mitglied dieses Haushaltes wahrnehmen. Hast du mich verstanden, Annabelle?“ Lia machte auf dem Absatz kehrt und stolzierte aus dem Büro.
Annabelle sah ihr verblüfft nach. Nur ruhig bleiben, sagte sie sich mehrfach, es hat keinen Sinn, sich unnötig aufzuregen. Lia war erst siebzehn Jahre alt, und Teenager änderten oft ihre Meinung. Hatte Annabelle sich in Lias Alter nicht genauso verhalten?
Nein. Sie selber hatte niemals die Meinung über irgendetwas geändert. Beständigkeit war stets ein wichtiger Faktor in ihrem Leben gewesen.
Lia war da aus ganz anderem Holz geschnitzt. Wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann tat sie alles, um es zu erreichen. So wie mit der Juilliard-Schule. Annabelle würde niemals zulassen, dass ihre Schwester diese Chance verpasste. Wenn nötig, würde sie eben eine Hypothek auf das Haus aufnehmen.
Ihre eigenen Träume von einem Universitätsabschluss waren damals gescheitert, da sie nach dem Tod ihrer Eltern die volle Verantwortung für Lia übernommen hatte. Sie hatte diese Wahl niemals bereut, doch sie würde Lia nicht erlauben, das gleiche Opfer zu bringen.
Annabelle schob die Papiere zusammen, die Lia auf dem Schreibtisch liegen gelassen hatte. Ihr Blick fiel auf die Krediterklärung. Es gab keinen anderen Ausweg mehr. Montag würde sie zur Bank gehen, um sich Geld zu leihen.
Und dann würde sie sich Hals über Kopf in die Arbeit stürzen. Das hatte sie schließlich nicht das erste Mal getan. Sie würde neue Kunden finden, mehr Hochzeiten ausrichten und langsam die finanzielle Situation des Geschäftes verbessern. Alles, was sie dazu brauchte, war ein wenig Zeit.
Und morgen Abend würde sie ihre Schwester in ein schickes Restaurant einladen. Bei Lloyd’s würden sie einen Tisch am Fenster mit Blick über das Meer haben und Lias Erfolg feiern. Wie es sich gehörte.
„Hallo. Sie haben eine Vorbestellung für Simmons. Zwei Plätze für heute Abend um sieben Uhr. Leider können wir nicht kommen.“
Die Frau am anderen Ende der Leitung blätterte schweigend in dem Buch mit den Reservierungen. Dann bemerkte sie: „Sie hatten einen Tisch am Fenster bestellt, nicht wahr?“
„Ja“, murmelte Annabelle mit zusammengebissenen Zähnen.
„Kein Problem“, gab die andere Frau kühl zurück. „Ich habe es notiert.“
„Vielen Dank.“
Es war bereits das dritte Mal in wenigen Tagen, dass Annabelle eine Reservierung wieder absagte, da Lia sich immer noch weigerte, das Anmeldeformular an die Schule zu schicken.
Es war einfach nichts zu machen, Lia war nicht umzustimmen. Solange ihre Schwester allein an der Westküste bleibe, und die Probleme nicht gelöst seien, so lange werde sie auch nicht an die Ostküste fahren, hatte sie mehrfach erklärt. Sie hatte schon seit Tagen nicht mehr Klavier gespielt und allen ihren Freunden gesagt, dass sie zu beschäftigt sei, um auszugehen oder sich zu amüsieren. Die meiste Zeit verbrachte sie damit, Annabelle zu helfen .
Lia hatte die verrücktesten Ideen, wie sie Geld verdienen könnten. Sie wollte ein Geschäft aufmachen und dort Hochzeitsartikel verkaufen, kleine rosa Herzchen und anderen Kitsch. Annabelle hatte alle Mühe, ihr klarzumachen, dass man nur mit ernsthafter Arbeit auf die Beine komme, nicht aber durch einen Wink mit dem Zauberstab.
Und sie machte sich an die Arbeit. Die Tage wurden jetzt länger, die Sonne schien noch um fünf Uhr nachmittags. Die junge Frau stand vom Schreibtisch auf, rieb sich die Augen und schaute aus dem Fenster.
Sie hatte Adam schon seit einigen Tagen nicht mehr gesehen. Annabelle fragte sich, was er wohl in seiner Freizeit anstellte.
„Belle, ich habe mir mal die Ausgaben für das Geschäft vorgenommen. Weißt du, dass wir jedes Jahr einige Hundert Dollar an Reinigungskosten sparen können, wenn wir Tischdecken aus Papier statt aus Stoff benutzen?“
Ach, du große Güte!
Annabelle drehte sich zu ihrer Schwester. Lia hatte sich die alte Brille aufgesetzt, die sie
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