Bianca Exklusiv Band 243
hast du Schwierigkeiten mit den Augen?“, fragte Lia sorgenvoll.
Evelyn und Jessie schüttelten lächelnd die Köpfe. Lias Unbefangenheit, was paranormale Phänomene anging, entzückte sie.
„Ich glaube, Jessie wollte damit sagen, dass Evelyn uns ihre übernatürlichen Fähigkeiten zur Verfügung stellen will“, erklärte Annabelle Lia und warf ihr einen bedeutungsvollen Blick zu, der nur eines ausdrückte: Ich habe es dir doch gleich gesagt !
„Ich kann mir kaum vorstellen, dass Annabelle an Übernatürliches glaubt“, erwiderte Evelyn und hielt immer noch Adams Hand. Offenbar bereitete es ihr das größte Vergnügen. „Aber Sie, Sie glauben doch bestimmt daran, oder?“
„Hm. Offen gestanden hatte ich noch nicht die Zeit, mich …“
„Wirklich damit zu beschäftigen? Das kommst bestimmt noch. Ich sehe Ihnen doch an, dass Sie eine Ader dafür haben.“ Evelyn schaute Adams Hände an. „Ihre Finger sind lang und schmal, doch gleichzeitig kräftig. Sicher haben Sie einen kreativen, abenteuerlustigen Geist.“
Sie drehte seine Hand langsam um und betrachtete die Handinnenfläche.
„Ich spüre es ganz deutlich, Sie haben ein sehr starkes E. Sind Sie vielleicht Elektriker?“
„Nein, tut mir leid.“
„Ist Ihr zweiter Name Elton?“
„Nein.“ Adam lächelte schwach.
„Evan?“
„Nein.“
„Elkan? Eric … Ethan … Everett?“
„Ich habe gar keinen zweiten Namen.“
„Keinen zweiten Namen! Das ist ja schrecklich. Wir werden Ihnen später einen geben.“ Evelyn machte einen Schmollmund. „Aber dieses E muss doch irgendwoher kommen. Ich weiß! Sie sind sicher Entertainer!“
„Nein, tut mir leid.“ Amüsiert blickte Adam auf die ältere Dame hinunter. „Ich bin …“
„Nein, sagen Sie es nicht.“ Evelyn schloss die Augen, klimperte aufgeregt mit den Armreifen und rief schließlich aus: „Engenieur!“
„Das schreibt man mit i“, murmelte Annabelle, bevor sie laut und deutlich erklärte: „Warum setzen wir uns nicht einfach. Evelyn und Jessie, ihr müsst ja nach der langen Reise ganz erschöpft sein.“
Die Verlockung eines leichten Abendessens war offenbar stärker als die Neugierde, jedenfalls ließ Evelyn Adams Hand los. Die beiden Cousinen setzen sich wieder aufs Sofa, Lia zog einen Schaukelstuhl herbei und Annabelle nahm in dem großen Ohrensessel Platz, der neben dem Kamin stand. Adam setzte sich neben sie auf einen Stuhl, den er vom Esstisch herübergebracht hatte. Einen kurzen Augenblick lang schauten sie sich an, und Adam warf Annabelle ein so liebevolles Lächeln zu, dass der jungen Frau ganz warm ums Herz wurde. Einige Minuten lang konnte sie dem Gespräch nicht mehr folgen. Es tat gut, sich einfach in dem Sessel zurückzulehnen und es Adam zu überlassen, sich um die Gäste zu kümmern. Manchmal war Annabelle es einfach leid, für alles hier im Haushalt verantwortlich zu sein. Wie schön war es, sich an die Schulter eines starken Mannes zu lehnen …
Annabelle schrak erst aus den Träumen auf, als Jessie plötzlich hochschnellte und ausrief: „Evelyn, können wir jetzt Kontakt zu den Verstorbenen aufnehmen?“ Sie sah genauso aufgeregt und gespannt aus wie ein Kind, das auf die Weihnachtsgeschenke wartete. „Sag ja!“
„Hast du auch eine übernatürliche Ader?“, fragte Lia erstaunt.
„Ja. Ich verfalle in Trance, während Evelyn mit den Verstorbenen spricht. Wir hören dann ihre Stimmen.“
„Ihre Stimmen?“ Annabelle hatte das Gefühl, dass es höchste Zeit war, einzugreifen und dem Spuk ein Ende zu setzen.
„Nenne es nicht einfach ‚Stimmen‘. Sonst komme ich mir noch wie eine Bauchrednerin vor“, sagte Evelyn scharf. „Es sind übernatürliche Vibrationen!“
„Ich frage mich, ob ich bisher alles richtig verstanden habe“, erwiderte Adam und lehnte sich gelassen in dem Ohrensessel zurück. Er hatte diese ruhige Ausstrahlung, die er immer an den Tag legte, wenn er mit sich und der Welt zufrieden war. „Also, Jessie fällt in Trance, und Sie nehmen Kontakt zu den Verstorbenen auf, die Ihnen Vibrationen übermitteln.“
Evelyn nickte mit dem Kopf. „Ja, es ist sehr leicht. Sie fällt sehr schnell in Trance. Sie ist ein hervorragendes Medium. Ich …“, und dabei legte Evelyn sich eine Hand auf die Brust „… ich behalte meinen klaren Verstand, damit sich die Verstorbenen durch mich ausdrücken können.“
„Und haben Sie diese … diese Gabe schon lange?“
„Schon fast drei Jahre.“ Evelyn nahm einen Keks und schob ihn hastig
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