Bianca Exklusiv Band 87
mich und wusste, was ich von ihr halte. Und genauso muss sie gewusst haben, dass ich explodieren würde, wenn ich herausfand, dass Sie ihr geholfen und sie gedeckt haben.”
„Das habe ich nicht getan! Ich hatte mich lediglich einverstanden erklärt, hierher zu kommen und Sie dazu zu bringen, den beiden eine Chance zu geben, ihre Liebe unter Beweis zu stellen. Ich habe Selina nur zu einer langen Verlobungszeit geraten.”
„Tatsächlich? Und warum haben Sie es sich dann wieder anders überlegt?” Max’ Stimme wurde drohend. „Wenn ich mich recht erinnere, wollten Sie alles tun, um Selina zu helfen. Und nun verraten Sie mir eins: Warum waren Sie in Selinas Zimmer?”
Lucy saß in der Falle. Wenn sie Max erzählte, dass Selina sich mit ihren sämtlichen Sachen aus dem Staub gemacht hatte, während sie mit Max zu Abend aß, würde er noch schlechter von ihrer Schwester denken.
Lucy zog es vor zu schweigen und zuckte nur die Schultern.
„Ich verstehe.”
Sie hätte Max nur zu gern alles erzählt, denn jetzt konnte sie seinen Zorn nachempfinden. Selinas und Renzos Verhalten war unentschuldbar. Kein Wunder auch, dass Max sich in Selinas Zimmer so anzüglich verhalten hatte. Er musste glauben, sie stecke mit den beiden unter einer Decke und wolle von ihrer Fährte ablenken.
„Sie haben mir nichts als Lügen aufgetischt, nicht wahr?” Max blickte Lucy verächtlich an. „Sie hatten gar nicht vor, die große Schwester zu spielen, die zwischen Selina und mir vermittelt. Ihre Rolle war es, die Hilflose zu mimen und mich mit Ihrem Engelsgesicht von Renzos Verschwinden abzulenken. Sie wollten sich mir anbieten, und ich wäre der Versuchung fast erlegen. Großer Gott, ich hätte Tage mit Ihnen im Bett verbringen können, und die falsche Zärtlichkeit in Ihren Augen hätte mich alles vergessen lassen. Die Frau, für die ich Sie hielt, gibt es gar nicht. Das hier ist die Wirklichkeit!” Er deutete auf Lucys tiefausgeschnittenes Kleid. „Das hier und das schwarze Satinnachthemd … das sind Sie!”
Lucy wandte den Blick ab. Sie konnte Max’ Beschuldigungen nicht abstreiten, denn dann würde er weitere Erklärungen von ihr verlangen und möglicherweise die ganze Wahrheit aufdecken. Als Lucy nicht antwortete, fuhr Max höhnisch fort: „Sie wussten also, wer ich bin, als Sie sich bereit erklärten, mit mir zu Abend zu essen. Ihre Schwester hat Sie überredet, mich zu beschäftigen, während sie meinen Safe ausräumte und sich aus dem Staub machte. Sie haben es bewusst darauf angelegt, mich zu verführen.”
„Sie überschätzen sich”, erwiderte Lucy steif. Max gab ihr Kinn frei und lehnte sich müde zurück, dann bediente er eine Taste am Telefon.
„Signore?”
Max drehte sich zu dem Mann in T-Shirt und Jeans um, der den Raum betreten hatte, und bedeutete ihm, das Tablett fortzunehmen.
„Mal di testa forte, Paolo. Mi porti una tisana.”
Lucy verstand kein Wort, aber die Art, wie Max die Hände an den Kopf presste, sagte ihr genug.
„Hören Sie, Max, es tut mir ehrlich Leid, dass ich Sie am Kopf verletzt habe”, erklärte sie beschämt. In der Aufregung hatte sie den Angriff mit dem Radio völlig vergessen.
„War der Überfall auch ein Versuch, Zeit zu gewinnen?” Max schloss die Augen und rieb sich die Schläfen.
„Nein”, gestand Lucy. „Ich dachte, Sie kämen, um … Selina zu vergewaltigen.”
Max öffnete die Augen. „So?”
„Ja. Da das Radio so laut spielte, konnte ich nicht hören, wer an der Tür war, nur dass sich ein Mann mit Gewalt Einlass verschaffen wollte.”
„Um halb acht Uhr morgens?” fragte Max gedehnt.
„Gibt es hier besondere Zeiten für Sex?” konterte Lucy.
Max lachte. „Bei mir nicht.”
„Das dachte ich mir doch”, erwiderte Lucy spitz. „Selina wird ständig von Männern wie Ihnen belästigt. Sie musste sich solcher Lüstlinge schon immer erwehren. Sie behandeln sie wie …” Lucy sprach nicht weiter, weil ihr bewusst wurde, dass sie ihre Schwester in ein ungünstiges Licht rückte.
„Wie ein Flittchen?” Max nahm Paolo den Kräutertee ab.
Lucy ließ sich nicht herausfordern. „Das sollten die Männer einer Frau niemals ohne guten Grund unterstellen.”
„Genau.” Max hob abwehrend die Hand, als Lucy etwas erwidern wollte. „Sie behaupten also, Selina hätte Ihnen nicht gesagt, was Sie tun sollen, wenn ich vor ihrem Zimmer stehe?”
„Natürlich nicht. Woher sollte sie wissen, dass Sie überhaupt heraufkommen würden?” Lucy ging zum
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