Bianca Extra Band 01
Dein süßes Baby mit den blauen Augen, das niemandem etwas getan hat!“ Ihr Atem ging schneller. „Zeig du mir mal, wie du das alles verlierst und auch noch schuld bist an allem, und wie du dann dein Leben ganz allein wunderbar wieder in den Griff bekommst.“
„Was glaubst du denn, was ich hier mache? Mit Gino … mit meinen Brüdern … nach dem Tod meines Vaters?“
Sie starrte ihn an. „Du findest, dass der Verlust deines Vaters etwas Vergleichbares ist?“
„Nein. Aber wenn du bedenkst, dass ich meine Mutter nur wenige Monate davor verloren habe, darf ich mitreden, oder? Sie war erst dreiundsechzig. Klug. Humorvoll. Verstand sich mit allen. Hat meinen Vater glühend verteidigt, sogar noch lange nach ihrer Ehe. Und eines Tages hat sie einen Herzinfarkt und stirbt.“
Er packte Whitney an den Schultern, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. „Ich bin allein, bis auf den kleinen Jungen und zwei Brüder, die mich hassen, und ich trage allein die Verantwortung für eine Firma. Glaubst du nicht, dass ich hin und wieder einfach nach Tahiti abhauen und auf alles pfeifen will?“
„Das ist nicht dasselbe.“
„Nein, ist es nicht. Aber ich darf deswegen genauso wenig zu leben aufhören wie du. Und ganz sicher werde ich dir deswegen nicht immer das geben, was du haben willst.“ Wut flackerte in seinen Augen.
Statt Angst verspürte Whitney plötzlich etwas anderes. Sie waren beide stark und leidenschaftlich. Sein Trauma war zwar nicht schlimmer als ihres, aber er konnte ihr Schicksal in etwa nachvollziehen. Es tat ihr ein bisschen leid, dass sie ihn so gedrängt hatte, aber nur ein bisschen. Jetzt waren sie quitt.
Nun standen sie sich aber wieder sehr nah gegenüber. Zueinander hingezogen. Und er berührte noch immer ihre Arme. Er hatte versprochen, sie nicht wieder zu küssen, aber plötzlich schien dieses Versprechen in ein anderes Universum, eine andere Zeit und zu anderen Menschen zu gehören.
Er wich ihrem Blick nicht aus. Die Anziehung war greifbar. Die Wut verging immer mehr. Whitney zitterte.
Er würde sie küssen.
Sie sagte sich, sie sollte weglaufen. Sex mit einem Mann, der quasi ein Fremder war, würde ihr nicht die Befriedigung oder Nähe geben, die sie suchte. Es wäre kalter, leerer Sex.
Sie konnte es nicht zulassen, dass er sie küsste.
Doch sie konnte nicht entkommen.
Während sie das noch dachte, nahm er die Hände von ihren Schultern. Er trat einen Schritt zurück, drehte sich um und verschwand aus der Küche.
Darius hätte sie gern um ihren Verstand geküsst!
Er stand vor dem Spiegel in seinem Bad und hatte sich schon zweimal kaltes Wasser ins Gesicht gespritzt, aber er konnte dieses seltsame Gefühl nicht loswerden, dass er sie hätte küssen sollen. Um sie zu überrumpeln und aus ihrem Gefängnis zu holen. Nicht für Gino, sondern für ihn, Darius. Damit er sie erfahren und berühren konnte.
Er wollte sie auch zurück in die richtige Welt holen, weil er sie mochte. Und er wusste, dass hinter ihrer Angst eine wunderbare, leidenschaftliche Frau steckte. Jemand, mit dem er sich verstehen könnte. Jemand, den er lieben könnte.
Das hatte ihm wahnsinnige Angst bereitet. Der Impuls, sich mit ihr zu verbinden, war so fremd, aber so stark gewesen!
Er drückte sich ein Handtuch ans Gesicht und versuchte dabei, seine Gefühle zu ignorieren. Es war dumm, mehr zu wollen als eine Partnerin, mit der er Gino großziehen konnte. Es war selbstsüchtig. Er war der CEO und Vorstandsvorsitzender einer großen Firma. Er würde kaum Zeit haben für Gino. Wie konnte er da erwarten, für eine Frau Zeit zu haben – besonders für eine Frau, die einen einfühlsamen Mann brauchte?
Am nächsten Morgen war Darius schon dabei, Gino zu füttern, als Whitney ins Kinderzimmer kam.
Nachdem sie ihn begrüßt hatte, hockte sie sich vor den Schaukelstuhl und sagte: „Guten Morgen, Kleiner!“
Der Streit letzte Nacht hatte sie mehr mitgenommen, als ihr lieb war. Sie fühlte sich immer mehr zu Darius hingezogen.
Er hatte sie eine tolle Frau genannt.
Bei dem Gedanken lächelte sie. In den letzten drei Jahren war sie kalt, distanziert, frigid genannt worden. Niemand hatte hinter ihren Schmerz gesehen. Nur Darius hatte die wahre Whitney erkannt.
Sie atmete tief ein und sah Darius an. „Lass mich ihn füttern!“
Er stand auf und ging ein paar Schritte beiseite, damit sie sich setzen konnte. Als sie es sich bequem gemacht hatte, gab er ihr zuerst das Baby und dann die Flasche.
Als Whitney die Flasche
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