Bianca Extra Band 01
„Ein Mann muss mindestens Hemden bügeln und sich selbst verpflegen können, sage ich immer.“
Marcus hielt sich wie üblich im Hintergrund, doch seine Augen wanderten einige Male rasch zwischen Charlotte und Silas hin und her. Danach musterte er Belle und anschließend Preston gründlich.
Diesem wurde sofort klar, was das zu bedeuten hatte. Der Bodyguard wusste alles. Und zwar nicht nur über Charlotte und Silas, sondern auch, wo Ihre Hoheit Prinzessin Arabella den Großteil der vergangenen Nacht verbracht hatte.
Ahnte Belle, dass Marcus es wusste? Würde es ihr etwas ausmachen? Schließlich war es der Job ihres Bodyguards, für ihre Sicherheit zu sorgen. Und ihre Geheimnisse zu bewahren.
Preston gefiel die ganze Sache nicht. Ein Leben, in dem man ständig von Sicherheitsmännern beschützt werden musste – schrecklich.
Das war ein weiteres Beispiel für die Gräben, die sich zwischen ihnen auftaten. Und ein deutlicher Hinweis darauf, dass ihre erstaunliche Beziehung nirgendwo hinführen konnte und von vornherein zum Scheitern verurteilt war.
Aber solange er sich das ständig vor Augen hielt, war alles in Ordnung. Er würde keine Gedanken an eine ohnehin unmögliche Zukunft mit Belle verschwenden, sondern einfach die Gegenwart mit ihr genießen.
Belles Stimme riss ihn aus seinen Gedanken: „Wie wäre es, wenn wir nach dem Frühstück alle gemeinsam in die Sonntagsmesse gehen?“
„Sonntagsmesse?“, wiederholte Silas entsetzt. „Ohne mich. Ich bin kein Kirchgänger. Seit dem Tod von Prestons Mutter habe ich keinen Fuß mehr in eine Kirche gesetzt.“
Ben, der in seinem Kinderstuhl saß, starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. „Grandpa.“ Er legte seinen kleinen Zeigefinger an die Lippen. „Pst.“
Charlotte sagte leise: „Pass auf, was du sagst, Silas. Das Kind …“
Der alte Mann beschwerte sich weiter, aber leiser: „Ich habe nur gesagt, dass ich nicht in die Kirche gehe, das ist alles.“
Charlotte schüttelte nachsichtig den Kopf. „Aber natürlich gehst du.“
„Auf keinen Fall, Char.“
Char. Er nannte sie schon Char? Preston konnte sich einen Seitenblick zu Belle nicht verkneifen, weil ihn ihre Reaktion interessierte. Sie blieb todernst, die Augen konzentriert auf ein Stück Speck auf ihrem Teller gerichtet, von dem sie ein kleines Stück abschnitt und elegant zum Mund führte.
„Ich weiß selbst, was gut für mich ist, und in die Kirche gehen gehört nicht dazu.“ Prestons Vater hörte nicht auf zu lamentieren.
„Aber du sollst ja nicht wegen deines Seelenheils in die Kirche gehen“, erklärte Charlotte geduldig, „sondern Ben zuliebe. Ein Kind braucht eine Gemeinschaft, muss irgendwo dazugehören.“ Sie sah ihn bittend an.
Silas hustete, trank einen Schluck Kaffee und stellte die Tasse schwungvoller als nötig wieder ab. „Okay, verstanden. Sonntagsmesse. Meinetwegen.“
In der hübschen, weiß getünchten Kirche brachten Preston und Belle Ben zu den beiden Teenagern, die sich in einem eigenen Raum um die Betreuung der Kleinkinder kümmerten, damit ihre Eltern in Ruhe an der Messe teilnehmen konnten. Sie verabschiedeten sich von Ben und versprachen, ihn bald wieder abzuholen.
Er schien nichts dagegen zu haben und winkte ihnen auf seine typische Art nach, in dem er seine kleine Faust öffnete und wieder schloss.
Die beiden Mädchen, die die Kinder betreuten, wirkten vertrauenswürdig, und Preston und Belle würden ja nicht weit weg sein.
Die Messe dauerte nicht lange. Niemand von ihnen ging zur heiligen Kommunion. Bedeutete das vielleicht, dass sie alle ungebeichteten Sünden mit sich herumtrugen? Preston konnte sich in etwa denken, worum es sich bei den Sünden von Charlotte und seinem Vater handelte. Seine Sünden und die von Belle kannte er ganz genau.
Doch was Marcus angestellt haben konnte, dazu fiel ihm beim besten Willen nichts ein. Seltsam, sich den Bodyguard als ganz normalen Menschen vorzustellen, der ähnliche Sorgen, Nöte und Probleme wie sie alle hatte.
Irgendwie wirkte Marcus dafür viel zu verschlossen und diszipliniert.
Einige Reihen vor ihnen entdeckte Preston seine Exverlobte und ihren Mann. Er sah sofort wieder weg.
Belle saß rechts von ihm. Immer wieder warf er verstohlene Blicke zu ihr. Sie war die schönste Frau, die er jemals gesehen hatte. Und seit letzter Nacht fand er sie noch schöner als zuvor. Wenn das überhaupt möglich war.
Einige Male bemerkte sie, wie er sie anstarrte. Doch es schien sie nicht zu stören. Immer
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