Bianca Extra Band 01
tonlos.
„Aber niemand hätte dir einen Vorwurf gemacht, wenn du etwas länger gewartet und ihn noch ein wenig für dich behalten hättest.“
„Doch“, widersprach Belle. „Ich hätte mir selbst einen Vorwurf gemacht. Es wäre falsch gewesen. Ich habe Anne versprochen, immer in Bens Interesse zu handeln.“
Preston fehlten die Worte für eine Entgegnung. Manchmal waren Worte ohnehin störend.
Mit vier großen Schritten war er an der Tür. Er streckte die Hände nach Belle aus, und sie ließ sich in seine Arme fallen.
Er hielt sie fest, gab ihr Trost, versuchte, all ihre Schmerzen aufzusaugen und ihr abzunehmen.
Ein energisches Klopfen an der Tür ließ beide erschrocken zusammenfahren. Belle trat einige Schritte zur Seite und glättete ihr Haar und die Vorderseite ihrer Kostümjacke.
Preston öffnete die Tür weit genug, um den Kopf durchzustecken. „Ja?“
Draußen stand Charlotte. „Wir haben uns Sorgen um Ben gemacht …“
Er kam sich lächerlich vor, wie er so durch den Türspalt lugte. Höchstwahrscheinlich wusste Charlotte ohnehin, dass Belle mit ihm im Raum war. Also machte er die Tür weit auf, sodass die Frauen einander sehen konnten, und sagte: „Wir haben gerade über ihn gesprochen.“
„Aha.“ Charlottes Gesichtsausdruck war vollkommen neutral. „Geht es ihm wieder gut?“
Belle nickte. „Einigermaßen.“ Sie deutete auf Bens angelehnte Zimmertür. „Wie du siehst, schläft er tief und fest.“
„Gut. Ich dachte nur …“ Charlotte brach ab, weil ihr die Worte fehlten.
„Danke, Charlotte. Es ist wirklich alles in Ordnung“, versicherte Belle ihr leise.
„Gut. Dann sehen wir uns unten.“
„Ja, wir kommen gleich.“
Charlotte nickte, drehte sich um und ließ sie allein.
Sobald sie außer Sicht war, schloss Preston die Tür wieder. Dieses Mal lehnte er sich dagegen. Er verschränkte die Arme über der Brust und schüttelte verwirrt den Kopf. „Was war das denn?“
Belle grinste. Plötzlich fühlte sie sich nicht mehr so traurig und hoffnungslos. „Charlotte ist sehr einfühlsam. Sie ist außerdem die Diskretion in Person und urteilt nicht über andere Menschen.“
„Mit anderen Worten: Sie weiß über uns Bescheid, aber sie wird es für sich behalten und auch nicht schlecht über dich denken“, erklärte Preston.
„Genau.“
„Und woher weiß sie es?“, fragte er.
„Ich habe es ihr nicht gesagt, falls du darauf hinauswillst.“
„Okay, ich verstehe. Und schließlich wissen wir ja auch über sie und meinen alten Herrn Bescheid.“
„Richtig.“
„Wenn ich ehrlich bin, mache ich mir etwas Sorgen um meinen Vater“, gab Preston zu. „Ich hoffe, er verrennt sich da nicht in etwas …“
„Das ist nur verständlich“, bemerkte sie leichthin. „Schließlich ist Charlotte ja auch eine gefährliche Verführerin.“
Sie scherzte, so viel war ihm klar. Nur fand er den Scherz nicht lustig. „Ich will nicht, dass er verletzt wird.“
„Dasselbe könnte ich über Charlotte sagen. Aber sie ist erwachsen und in der Lage, ihre eigenen Entscheidungen über das Leben und die Liebe zu treffen.“
„Die Liebe?“ Er sagte es zu laut, zu anklagend, das bemerkte er sofort.
Sie zog elegant die Schultern hoch. „Dann nenn es Affäre. Oder Beziehung. Oder wie auch immer du willst. Aber ich sage dir: Charlottes Liebesleben ist einzig und allein ihre Angelegenheit, und ich bin überzeugt, dass sie in jeder Situation das Richtige tut.“
Preston sah Belle fasziniert von der Seite an. Sie war viel zu klug und kultiviert für einen einfachen Mann wie ihn. Und zu schön. Schon wieder konnte er nur daran denken, sie zu berühren, zu umarmen. Doch dieses Mal würde es nicht sein, um sie zu trösten.
Deshalb durfte er ihr auf keinen Fall zu nahe kommen. Jetzt war wohl kaum der richtige Zeitpunkt, darüber nachzudenken, was sie unter dem braven blauen Kostüm trug, das sie für den Kirchgang gewählt hatte. Schließlich warteten die anderen unten auf sie.
Es erregte ihn, wenn sie so redete, so geziert und prinzessinnenhaft. Aber eigentlich erregte ihn ohnehin alles, was sie tat.
Und das war ein Problem, denn ihm war vollkommen bewusst, dass er ihr Verhältnis sofort beenden sollte. Allerdings wusste er auch, dass ihm das nie gelingen würde, solange er im selben Haus mit ihr lebte. Jedenfalls nicht, solange sie es auch wollte.
Und sie wollte es. Sogar während sie ihm diese Standpauke hielt, konnte er beobachten, wie sich sein eigenes Verlangen in ihren goldbraunen
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