Bianca Extra Band 01
geleistet.“ Anerkennend sah sie sich um. Sie war wirklich erleichtert, dass Kane bei ihr war.
Nicht viele Männer kamen mit einer solchen Situation klar. Ganz bestimmt nicht Rupert, der sich zwar Fernsehsendungen über Hausrenovierungen anschaute, aber nicht einmal einen Werkzeugkasten besaß. Und erst recht nicht Malcolm, der einmal wöchentlich ins Nagelstudio ging. Rupert würde durchdrehen, wenn er sein Blackberry oder seinen Laptop nicht benutzen konnte. Und Malcolm würde wahrscheinlich, inspiriert von der Landschaft, eine Winterkollektion entwerfen.
Wenigstens Kane, das Gegenteil ihres Märchenprinzen, wusste, wie sie hier in der Schneewüste überleben konnten. Er brach in eine Hütte ein, entfachte ein Feuer, sorgte fürs Essen und einen trockenen Schlafplatz. Es hätte schlimmer für sie kommen können. Auf einmal fühlte sie sich regelrecht geborgen.
„Ist Ihnen warm genug?“
„Warum genug wofür?“
„Um sich auszuziehen.“
Serena verschränkte die Arme vor der Brust. „Ausziehen?“
Er warf ihr einen amüsierten Blick zu. „Keine Angst. So unwiderstehlich sind Sie nun auch nicht. Wir müssen bloß aus den nassen Klamotten raus, damit wir uns nicht unterkühlen. Das ist alles.“
Trotzig hob sie den Kopf. „Ich habe nichts zum Wechseln dabei.“
Bis jetzt war Serena ziemlich vernünftig gewesen – trotz ihrer Dickköpfigkeit. Dafür hatte Kane sie im Stillen bewundert. Aber nun reizte ihn ihr empörter Blick bis aufs Blut. Das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte, war eine Blondine mit großen Augen, die ihn an seine schlimmsten Fehler erinnerte.
„Sie haben sechs Brautkleider zur Auswahl“, knurrte er. „Nehmen Sie eins davon.“
Ihr blieb der Mund offen stehen.
„Die waren Ihnen schließlich wichtiger als Ihre eigenen Sachen. Dann benutzen Sie sie wenigstens auch.“
„Ich denke nicht daran. Die gehören den Frauen, für die ich sie entworfen habe. Ich werde bestimmt nicht in einer schmutzigen Hütte ein solches Kleid anziehen.“
„Dann eben nicht.“ Er kramte in seinem Rucksack nach einer Decke und einem Hemd und warf sie ihr zu. „Bitte sehr.“
„Ich soll das hier anziehen?“
„Mehr haben wir nicht. Ich habe die meisten meiner Sachen im Flugzeug gelassen, damit ich die Hände für die Vorräte frei hatte.“ Kane verschwieg ihr, dass er Wechselsachen für sich mitgebracht hatte. Er war es nicht gewohnt, für zwei zu denken. „Sie können meine Hose haben.“ Er zerrte sie aus dem vollgestopften Rucksack. „Ich nehme die Decke.“
„Ich brauche mich nicht umzuziehen.“ Sie wedelte mit ihrem Kleid hin und her wie eine Flamencotänzerin. „Ich bin schon fast trocken.“
„Wie man sieht.“ Das Kleid hing an ihr wie ein nasser Putzlappen. Aus dem Saum fielen Wassertropfen. Ihre Stiefel waren dunkel von Nässe. „Entweder ziehen Sie sich jetzt sofort aus, oder ich mache es.“
„Wie bitte?“
„Sie haben mich schon verstanden. Mit Unterkühlung ist nicht zu spaßen.“ Er öffnete den Erste-Hilfe-Kasten. „Ihre Sprache wird undeutlich, Ihr Atem geht langsamer. Ihre Haut wird weiß und kalt, und Sie zittern am ganzen Körper. Außerdem werden Sie ganz müde und können nicht mehr klar denken. Im Endstadium ist Ihnen dann so heiß, dass Sie sich am liebsten die Sachen vom Körper reißen würden. Aber dann ist es normalerweise schon zu spät. Also tun Sie’s besser sofort.“
Stumm starrte sie ihn an. Als sie ihren Mantel ausziehen wollte, zuckte sie vor Schmerzen zusammen. Nachdem sie es zum dritten Mal versucht hatte, packte Kane den Mantelkragen. „Sie werden sich nur noch mehr verletzen.“
Vorsichtig zog er ihr den Mantel über Arme und Hände. Sie biss die Zähne zusammen. Trotzdem spürte er, wie sie litt.
Den Mantel hängte er an einen zweiten Haken hinter der Tür. „Der wiegt ja eine Tonne. Unglaublich, dass Sie ihn den ganzen Weg bis hierhin getragen haben.“
„Mir blieb ja nichts anderes übrig.“
„Setzen Sie sich.“ Er zog einen Stuhl an den Ofen. „Ich ziehe Ihnen jetzt die Stiefel aus.“
Schweigend nahm Serena Platz, das Hemd und die Decke in den Schoß gedrückt.
„Rechts oder links?“
Sie hob den rechten Fuß. Er zog an dem nassen Leder, das an ihrem Fuß festzukleben schien.
„Es könnte wehtun“, warnte er sie.
„Ich werd’s überleben.“ Ihr Blick strafte ihre Worte Lügen, und das traf ihn mitten ins Herz.
Vorsichtig zog er an dem Lederschaft und am Absatz, bis er den Stiefel in der Hand hielt. „Der
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