Bianca Extra Band 01
Berg hinab, aber sie beklagte sich nicht über ihre hohen Absätze. Wortlos legte sie den beschwerlichen Weg zurück. Kanes Respekt vor ihr wuchs. Sie war verdammt zäh.
Wahrscheinlich eher dickköpfig, überlegte er. In diesen Schuhen konnte sie jederzeit ausgleiten und sich weitere Rippen brechen. Als sie über einen verschneiten Baumstumpf stolperte, griff er nach ihrem Arm. „Passen Sie auf.“
Sie schüttelte seinen Arm ab. „Ich schaffe das schon allein.“
„Bis Sie wieder auf Ihren süßen Po fallen.“
Sie warf ihm einen wütenden Blick zu und lief weiter. Unter dem Wollmantel bewegten sich ihre Hüften hin und her.
Dickköpfig, dachte Kane erneut. Aber ihr Po war wirklich süß.
4. KAPITEL
In den vergangenen sieben Monaten hatte Serena schon genug Fehler begangen, die für ein ganzes Leben reichen würden. Hier im Nirgendwo würde sie nicht noch weitere machen. Deshalb achtete sie auf genügend Distanz zwischen sich und Kane, während ihre Stiefel beim Abstieg vom Berg immer wieder tief im Schnee versanken.
Seine Berührung von vorhin hatte sie erschauern lassen. Serena stellte den Kragen ihres Mantels auf. Vielleicht lag das aber auch nur an ihrer Kopfverletzung oder an ihrer Erleichterung, noch am Leben zu sein. Aber dieses Gefühl hatte sie auch schon vor der Notlandung gespürt, als sie neben ihm im Cockpit gesessen hatte.
Dieser Mann war gefährlich – über den Wolken ebenso wie auf der Erde. Wenigstens, bis er mit seinem Macho-Gehabe angefangen hatte.
Bis Sie wieder auf Ihren süßen Po fallen.
Was dachte er sich eigentlich dabei? Aber eigentlich hatte er recht. Ein falscher Schritt, und sie landete wieder auf dem Boden. Eine falsche Entscheidung konnte ihre gesamte Zukunft beeinflussen. Vor allem, wenn man den falschen Mann in sein Leben hineinließ. Sie hatte das schon erlebt. Diesen Fehler würde sie nicht noch einmal machen.
Sie war stolz auf ihre Selbstständigkeit. Andere Menschen verließen sich auf sie, nicht sie auf die anderen. Serena vergaß nie, wie es ihrer Schwester ergangen war, als sie alles aufgegeben hatte für einen Mann, dem sie voll und ganz vertraut hatte – und der der falsche gewesen war. Morgan hatte alles verloren – sogar die Liebe und den Respekt ihrer Eltern. Und noch Jahre später versuchte sie, ihren Platz im Leben zu finden und ihr Kind so gut wie möglich allein großzuziehen.
Von Kane würde Serena sich daher auf keinen Fall helfen lassen.
Eine Nacht in einer Hütte mit ihm. Keine große Sache.
Je öfter sie sich das einredete, desto mehr glaubte sie daran.
„Ist Ihnen warm genug?“, wollte er jetzt wissen.
Ihre Füße waren vor Kälte gefühllos, und ihre Finger schmerzten. Sie schob die Hände tiefer in die Taschen. Es half etwas. „Ja. Und Ihnen?“
„Mir geht’s wunderbar.“ Kanes Mundwinkel verzogen sich nach oben.
Bei dem Anblick wurde Serena ganz anders zumute. Zu viel Charme, zu wenig Substanz.
„Dieser kleine Spaziergang hat mich aufgewärmt.“
Sie sah ihm in die Augen. „Schön, dass er Ihnen geholfen hat.“
„Ich werde SOS in den Schnee schreiben und einen Pfeil in Richtung Hütte anfertigen – mit Steinen und Ästen. Solange es nicht schneit, müsste man es aus der Luft erkennen können.“
„Ich helfe Ihnen“, erbot sie sich.
„Ihre Rippen. Ihr Kopf.“
„Wenn es wehtut, höre ich auf.“
Vorsichtig kniete Serena sich hin und hob einen Stein auf, der halb aus dem Schnee herausragte. Ein stechender Schmerz schoss ihr durch den Brustkorb. Der eiskalte Stein verschlimmerte den Schmerz in ihren Fingern. Beinahe hätte sie den Felsbrocken fallen lassen.
„Alles in Ordnung?“, fragte Kane.
Weil sie ihrer Stimme nicht traute, nickte sie nur. Sie bündelte all ihre Kräfte, um den Stein an die Stelle zu schleppen, an der Kane stand.
„Sammeln Sie lieber Zweige für den Pfeil.“ Kane streifte seine Handschuhe ab. „Hier. Nehmen Sie die.“
„Die brauchen Sie doch selbst.“
Er ließ die Handschuhe vor ihre Füße fallen und machte sich auf den Weg.
Serena starrte auf die schwarzen Handschuhe im Schnee. Sie verstand Kane überhaupt nicht. Seufzend zog sie sie schließlich an.
Während sie arbeiteten, wurde es immer kälter. Als sie fertig waren, war Serena vollkommen außer Atem. Sie musste sich unbedingt hinsetzen.
„Jetzt holen wir die Vorräte aus dem Flugzeug. Ich nehme Ihren Koffer.“
„Danke.“ Serena wünschte, sie wäre stark genug, um ihn selbst tragen zu können. Nicht, dass eines
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