Bianca Extra Band 01
„Ach so.“
Einige Reporter stürzten auf sie zu und bombardierten sie mit Fragen. Ein Blitzlichtgewitter ging über ihnen hernieder. Schützend verschränkte Serena die Arme vor der Brust.
„Ignorieren Sie die einfach“, riet Ray ihr und legte ihr einen Arm um den Rücken. „Sie können später immer noch mit den Medien sprechen, wenn Sie wollen.“
„Warum sind sie überhaupt hier?“
„Ihr beide habt es in die Schlagzeilen geschafft“, erklärte er.
Jetzt stand Kane neben ihnen. Am liebsten wäre sie näher zu ihm gerückt. „Dann war das wohl ein ereignisarmer Tag, was?“
„Sie kennen sich anscheinend aus.“ Ray lachte. „Kommen Sie in den Wohnwagen.“
Serena zögerte. Das Leben war nicht stehen geblieben, als sie verschollen waren. Nur ihr eigenes Leben. Sobald sie den Wohnwagen betrat, würde wohl alles wieder so werden wie vorher. Sie warf Kane einen Blick zu. Vielleicht gab er ihr irgendwie zu verstehen, dass alles beim Alten bleiben würde – so, wie es in der Hütte gewesen war. Doch die Chancen dafür waren gering. Leider.
„Bist du bereit, Serena?“
Serena, nicht Blondie.
Die Dinge hatten sich bereits verändert.
Vier Mikrofone standen auf dem Tisch vor ihnen. Mehrere Kameras waren auf sie gerichtet.
Kane lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Sie waren ins Krankenhaus von Missoula gebracht und untersucht worden, ehe sie hinter diesem Tisch Platz nehmen mussten. Kane wünschte sich, dass diese Pressekonferenz endlich vorbei wäre. Was hatten sie schon erlebt, das andere Menschen interessieren konnte?
„Nun, ich hätte ja schließlich kein Hochzeitskleid anziehen können“, antwortete Serena gerade auf eine weitere dumme Frage.
Ihr Publikum, bestehend aus einer Handvoll Journalisten, vier Fernsehreportern und zwei Studenten, lachte. Aber selbst wenn das versammelte Pressekorps vom Weißen Haus anwesend gewesen wäre, hätte es am Ergebnis nichts geändert. In dem Kittel, den man ihr im Krankenhaus zur Verfügung gestellt hatte, und mit den Haaren, die sie seit Tagen nicht gewaschen hatte, war sie sofort zum Liebling der Medien geworden.
Ebenso wie Kane. Er zwang sich, nicht missmutig zurückzustarren.
Serena dagegen bezauberte die Reporter mit ihren schlagfertigen Antworten.
Er war fast ein bisschen stolz auf Serena. Dass sie eine Menge durchgemacht hatte, merkte man ihr überhaupt nicht mehr an. Sie gab sich witzig und souverän, ohne sich anzubiedern. So, wie sie auch die meiste Zeit in der Hütte gewesen war. Es würde ihm bestimmt schwerfallen, sich von ihr zu verabschieden. Aber daran führte kein Weg vorbei.
„Obwohl Kane das vorgeschlagen hat“, fügte sie nun hinzu.
Unter dem Licht der Scheinwerfer schien ihr Selbstbewusstsein noch größer zu werden. Genauso hatte sie sich auf der Hochzeitsmesse verhalten. Durch und durch ein Superweib. Aber Kane war die Frau, die er in der Hütte kennengelernt hatte, viel lieber. Seit sie ihre Notunterkunft verlassen hatten, hatte er kein Wort mehr mit ihr gesprochen. Alle waren mit anderen Dingen beschäftigt gewesen.
„Hatten Sie Angst, als Sie auf der schneebedeckten Wiese landen mussten?“, wollte ein Reporter aus der zweiten Reihe von Kane wissen.
Ein einfaches Ja oder Nein würde die Pressemeute nicht zufriedenstellen. Sie würden so lange weiterbohren, bis er ihnen den Satz lieferte, den sie als Zitat benutzen konnten. Kane wollte keine Zeit verlieren. Er beschloss, Serenas Beispiel zu folgen und die Schreiberlinge mit dem zu füttern, was sie erwarteten. „Wenn im Cockpit etwas schiefläuft, ist das immer eine Situation, in der man sich von Ängsten nicht ganz freisprechen kann.“
Fast hätte Serena ihn mit offenem Mund angestarrt. So gedrechselt hatte sie ihn noch nie reden hören.
„Aber man ist so damit beschäftigt, das Richtige zu tun“, fuhr er fort, „dass man gar nicht über seine Gefühle nachdenkt. Jedenfalls so lange nicht, bis man feststellt, dass unter einem nur Wald ist, der immer näher kommt, und man kann nichts mehr dagegen unternehmen. Ja, in solchen Augenblicken hat man wirklich Angst.“
„Hatten Sie auch Angst, Serena?“, fragte derselbe Reporter.
„Ich hatte eine Heidenangst. Ich habe gebetet, dass Kane wirklich ein so guter Pilot wäre, wie er behauptet hat.“ Sie schaute ihn an und lächelte. „Und wie sich herausgestellt hat, war er das auch.“
Ihr Kompliment erfüllte ihn mit Stolz. Er setzte sich aufrechter hin, als ob er den Leuten beweisen wollte, dass sie recht
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