Bianca Extra Band 01
hatte. Als ihm bewusst wurde, wie das auf die Presseleute wirken musste, nahm er seine alte Haltung wieder ein.
„Wie würden Sie Ihre Beziehung zueinander beschreiben? Hat sie sich nach dieser Feuerprobe verändert?“, rief eine Frau aus der letzten Reihe.
Er dachte daran, wie er mit seiner Brust an ihrem Rücken geschlafen hatte. An den folgenden Tag, als er Serena geküsst und sie ihn zu seiner großen Überraschung zurückgeküsst hatte. Auf einmal wurde ihm sehr warm.
„Möchtest du die Frage beantworten?“ Auffordernd sah Serena ihn an.
Er dachte an den Freund, den sie nicht hatte, an ihre Unsicherheit und ihren Wunsch, immer ein positives Bild von sich zu zeigen. Vielleicht war sie ja Serena, das Superweib, aber bei dieser Frage wollte sie seinen Rat. Also nickte er.
„Feuerprobe trifft es nicht ganz“, begann er. „Auf jeden Fall sind wir nicht panisch geworden. Wir haben versucht, so cool wie möglich zu bleiben.“ Er sah kurz zu Serena. Sie nickte.
„Das Lebensnotwendigste hatten wir bei uns, und einen warmen Platz haben wir dann glücklicherweise auch gefunden – übrigens dank Serena. Aber das würde jetzt zu weit führen. Sie sieht zwar aus wie jemand, dem die größte Großstadt keinen Schrecken einjagen kann – aber sie weiß auch, wie man in der Wildnis überleben kann. Immer wieder hat sie ihr Handy zu aktivieren versucht, und das hat uns schließlich das Leben gerettet. Das Rettungsteam hat dann nur noch wenige Stunden gebraucht, um uns da draußen aufzuspüren. Das war doch so, nicht wahr, Serena?“
„Man hätte es fast als spannenden Abenteuerurlaub bezeichnen können. Abgesehen von der Nacht, als die Wölfe um die Hütte herumstrichen.“
Das war genau der Stoff, den die Reporter für ihre Geschichten brauchten. Eifrig notierten sie jedes Wort von Kane und Serena.
„Um auf Ihre Frage zurückzukommen“, nahm Kane den Faden wieder auf. „Ich habe Serena zunächst nur als ganz gewöhnlichen Passagier und als Designerin von Brautkleidern kennengelernt. Doch dann habe ich festgestellt, dass eine ganze Menge mehr bei ihr zu entdecken ist. Eigentlich verdanken wir es allein ihr, dass wir gefunden wurden. Ich bin stolz darauf, sie eine …“ Freundin? „… einen richtig guten Kumpel nennen zu können.“
„Danke, Kane.“ Dankbar sah sie ihn an. „Ich betrachte dich auch als einen richtig guten Kumpel.“
Dabei wollte er gar nicht ihr Kumpel sein. Aber alles andere …
„Was haben Sie als Nächstes vor?“, wollte ein anderer Reporter wissen.
Serena konzentrierte sich wieder auf die Leute, die vor ihr saßen. „Ich fliege so schnell wie möglich zurück nach Boston. Meine Kolleginnen von ‚Wedding Belles‘ erwarten mich bereits sehnsüchtig – das hoffe ich zumindest. Wir haben eine Menge zu tun …“
„Und Sie, Kane?“, hakte derselbe Reporter nach.
Er dachte daran, was er alles in Gold Meadows verloren hatte – seine Heimat, seinen Lebensunterhalt, sein Herz …
„Ich muss zunächst einmal mit der Versicherung und der Forstverwaltung über meine Maschine reden – und mit der Umweltbehörde in Seattle. Schließlich ist Kerosin aus den Tanks gelaufen. Damit werde ich eine Weile beschäftigt sein.“
Diese Ablenkung war ihm äußerst willkommen, denn er brauchte unbedingt eine Aufgabe, um nicht ständig an Serena James denken zu müssen. Er hoffte nur, dass ihm seine Gefühle keinen Strich durch die Rechnung machten.
„Darum kümmern wir uns morgen.“ Besorgt sah Belle Serena an. „Du siehst nämlich müde aus.“
Müde war eine milde Umschreibung für Serenas Erschöpfung. Sie wusste nicht, ob sie von den Strapazen des Ritts durch den Schnee, der Pressekonferenz oder ihren Versuchen, den Reportern weiszumachen, dass sie und Kane nur „Kumpel“ waren, herrührten. Dennoch würde sie kein Auge zutun können, wenn sie jetzt ins Bett ging. „Ich muss das noch erledigen.“
Sie öffnete die Tür des Schranks, in dem die inzwischen gar nicht mehr weißen Kleidersäcke hingen. Im Schrank roch es wie in der Hütte. Erinnerungen an die Zweisamkeit mit Kane kamen ihr hoch. Vor einer Stunde hatte sie sich von ihm verabschiedet, aber es schien, als sei das bereits vor Tagen gewesen. „Der Rauch vom Feuer ist in die Kleidersäcke gedrungen …“
„Mach dir darüber jetzt keine Sorgen. Das werden wir schon wieder hinbekommen.“
„Gut.“ Serena kämpfte mit den Tränen. Sie fühlte sich schuldig. So viele Leute hatten sich um sie gesorgt, hatten
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