Bianca Extra Band 2
siehst du so komisch aus!?“, fragte er vorwurfsvoll.
„Deine Augen sind so dick und dein Gesicht ist ganz rot“, fügte sein eineiiger Zwilling Caleb hinzu.
„Ich … äh … habe etwas ins Auge gekriegt.“ Mary Karen wischte sich die letzten Tränenspuren ab. „Genau wie du letzte Woche, Cal. Weißt du noch?“
Er nickte. „Das hat ganz schön wehgetan.“
Connor ließ sich nicht so leicht täuschen. Er zog die blonden Brauen zusammen und fragte misstrauisch: „Wenn du bloß was in ein Auge gekriegt hast, warum sind dann beide rot?“
Anstatt zu antworten, senkte sie den Blick. „Du hast Schokolade auf deinem Spider-Man-Shirt. Hast du die M&Ms gemopst?“
Ihm blieb eine Antwort erspart, denn Logan kam mit strahlendem Gesicht aus dem Badezimmer. Ein Blatt Toilettenpapier hing an einer Schuhsohle. „Ich war ganz allein auf dem Pott!“
Das war in der Tat eine große Sache für ihn als Dreijährigen. Nach fast fünf Jahren wurde das Haus endlich zur windelfreien Zone.
Aber für wie lange noch?
Mary Karen verdrängte diesen aufwühlenden Gedanken und umarmte ihr Kind. „Ich bin ja so stolz auf dich!“
Er gönnte ihr fünf Sekunden, bevor er sich zu winden begann. „Lass los. Wir spielen grade Autos.“
Widerstrebend gab sie ihn frei. „Na gut, dann geh mit deinen Brüdern. Mommy muss sich für die Party fertigmachen.“
Obwohl Travis schon am Vortag aus Kamerun zurückgekehrt war, hatte sie bisher nichts von ihm gehört. Er ging wohl davon aus, sie bei dem Willkommensfest zu treffen, das ihr Bruder David – ein Arbeitskollege von Travis und dessen bester Freund – veranstaltete.
Trotzdem hatte sie einen Anruf erwartet. Schließlich war Travis ebenso von der Heirat betroffen. Obwohl sie gute Freunde waren und die sexuelle Energie zwischen ihnen im Laufe der Jahre immer stärker geworden war, wussten beide nur zu gut, welch großen Fehler die Eheschließung bedeutete.
Ich wünschte ja, es könnte anders sein! Aber Travis machte immer wieder deutlich, dass er keine Kinder wollte. Und sie hatte gleich drei.
Falls sie sich je wieder auf eine Ehe einließ, dann mit einem Mann, der nicht nur sie allein, sondern auch ihre Söhne liebte. Ihr Ex hatte weder Ehemann noch Vater sein wollen und ihr vom ersten Tag an bei jeder Gelegenheit vorgeworfen, ihn in die Falle gelockt zu haben. All ihre Bemühungen um eine funktionierende Beziehung waren fehlgeschlagen.
Wer behauptet, dass sich in einer Ehe Liebe und Kinderwunsch mit der Zeit einstellen, der irrt gewaltig.
Wenn Travis von der Schwangerschaft erfuhr, bestand er garantiert darauf, Verantwortung zu übernehmen, weil er nun einmal so gestrickt war. Dies konnte sie nicht zulassen, da sie nicht bereit war, noch einmal eine Pflichtehe einzugehen. Dies bedeutete also, dass sie auf sich allein gestellt war. Auf viel Unterstützung von ihren Eltern konnte sie nicht zählen. Die waren vollauf mit ihrem eigenen Leben beschäftigt. Und ihr Bruder, der ihr nach der Trennung von Steven hilfreich zur Seite gestanden hatte, war inzwischen selbst Familienvater. Nein, die Kinder fielen ganz allein in ihren Verantwortungsbereich.
Und im Übrigen muss ich dieses Baby ja nicht kriegen.
Der Gedanke schlich sich in ihren Kopf.
Sie wollte nicht zulassen, dass er sich festsetzte. Sie konnte dieses Leben nicht einfach beenden, das in ihr heranwuchs.
„Du bist ja ein Blödmann!“, hörte sie Connor aus dem Nebenzimmer rufen.
„Mo-om!“, schrie Caleb. „Connor sagt Blödmann zu mir!“
Einem lauten Poltern folgte schrilles Geschrei von Logan.
Mary Karen schloss eine Sekunde lang die Augen und atmete tief durch. Schließlich straffte sie die Schultern und eilte ins Wohnzimmer. Sie wollte über die chaotische Entwicklung in ihrem Leben zu einem späteren Zeitpunkt nachdenken.
Travis Fisher hielt vor dem Apartmentkomplex an, in dem Dr. Kate McNeal wohnte. Nicht zum ersten Mal beschlich ihn das Gefühl, dass es ein Fehler war, sie zu seiner Begrüßungsparty mitfahren zu lassen.
Am vergangenen Abend war er – kaum in der Stadt angekommen – ins Krankenhaus gerufen worden, um einen Notkaiserschnitt durchzuführen. Kate hatte als Kinderärztin Bereitschaftsdienst im Kreißsaal geleistet.
Nach der Entbindung waren sie auf eine schnelle Tasse Kaffee ins Ärztezimmer gegangen und ins Gespräch gekommen. Dabei hatte sie erwähnt, dass sie zu der Party eingeladen war, und bat ihn, sie in seinem Wagen mitzunehmen.
Da sie nur wenige Häuserblocks voneinander
Weitere Kostenlose Bücher