Bianca Extra Band 2
entfernt wohnten, war es ihm durchaus sinnvoll erschienen, zusammen hinzufahren – abgesehen davon, dass er nicht mehr der Mann war, den sie vor seiner Reise nach Kamerun kennengelernt hatte. Inzwischen war er verheiratet.
Verheiratet.
Es fiel ihm immer noch schwer, daran zu glauben. Er wollte sich gar nicht erst vorstellen, wie sein bester Freund auf diese Neuigkeit reagieren würde. Obwohl David Wahl seine Schwester Mary Karen gern etwas neckte, so war er doch ihr treuester Anhänger. Nein, er wäre sicherlich nicht erfreut.
Zum Glück ließ sich das Problem durch eine Annullierung schnell lösen. Niemand brauchte je von der Heirat zu erfahren.
Travis stellte den BMW Roadster ab und stieg aus. Er konnte immer noch nicht begreifen, dass er und Mary Karen so unüberlegt gehandelt hatten. Schon seit ewigen Zeiten bestand eine starke körperliche Anziehungskraft zwischen ihnen. Doch selbst damals, als sie noch das College besucht und er als Assistenzarzt im Krankenhaus gearbeitet hatte, war ihnen klar gewesen, dass sie nicht füreinander bestimmt waren. Er lebte für den Moment, während sie sich nach einer Familie sehnte.
Sie war außerdem seine beste Freundin und die Person, an die er während seines Aufenthalts in Kamerun am häufigsten gedacht hatte.
Kate kam aus dem Gebäude und winkte ihm zu. Das rabenschwarze seidige Haar fiel ihr in einem glatten Bob auf die Schultern. Lange dunkle Wimpern umrahmten nussbraune Augen. Sie war groß und schlank und besaß einen ausgeprägten Sinn für Mode, der sie eher wie ein Model als eine aufstrebende Kinderärztin aussehen ließ.
Dennoch berührte sie ihn nicht wie Mary Karen. Es gab also keinen Grund, ein schlechtes Gewissen zu haben, weil er Kate mitfahren ließ. Schließlich war er nur auf dem Papier mit Mary Karen verheiratet. Die Annullierung sollte ebenso rasch über die Bühne gehen wie die Trauung.
Er ging Kate auf halbem Weg entgegen. Ihr Sommerkleid betonte ihre gertenschlanke Gestalt mit den vollen Brüsten. Als er sich näherte, breitete sie die Arme aus. „Ich bin ja so froh, dass du zurück bist.“
Verbindlich drückte er sie an sich. Kate hob das Gesicht und machte ihm bewusst, dass sie einen Kuss erwartete. Vor seiner Abreise hatten sie sich schon einmal geküsst, allerdings vor seiner Heirat. Obwohl die Ehe demnächst beendet werden sollte, erschien ihm selbst eine derart harmlose Intimität mit einer anderen Frau falsch. Er trat einen Schritt zurück.
Verwirrt fragte Kate: „Stimmt was nicht?“
Er lächelte sie an. „Ich will bloß nicht zu spät kommen.“
Sie wandte sich dem Auto zu. „Kommen zu dieser Party Leute, die ich kenne?“
„Wahrscheinlich. David hat all meine Bekannten eingeladen – von Kollegen aus dem Krankenhaus bis hin zu meinem Kumpel Joel Dennes.“
„Joel Dennes?“, hakte sie in einem Ton nach, der allzu beiläufig klang. „Der Bauunternehmer?“
Travis warf ihr einen Seitenblick zu. „Ihr kennt euch?“
„Nein. Wie kommst du darauf?“
„Er hat eine Tochter. Ich dachte, sie könnte bei dir in Behandlung sein.“
„Möglich. Ich habe noch nicht alle Patienten in meiner neuen Praxis kennengelernt.“ Sie hielt den Blick nach vorn gerichtet und sprach in einem nichtssagenden Ton. „Allerdings habe ich letzte Woche jemanden im Krankenhaus getroffen, der dich kennt.“
Sie erreichten das Auto. Er öffnete die Beifahrertür und half ihr hinein. „Und wer ist das?“
„Mary Karen Vaughn. Weißt du, dass David Wahl ihr Bruder ist? Ich frage mich, ob sie auch zur Party kommt.“
„Zweifellos.“
2. KAPITEL
David und seine Frau July hätten sich keinen schöneren Tag für ihr Grillfest aussuchen können. Die Sonne schien von einem strahlend blauen Himmel über Wyoming herab. Damasttücher bedeckten die Tische, die liebevoll mit Sonnenblumen geschmückt waren. Für ein Gartenfest sah alles erstaunlich elegant aus.
„Ich dachte, die ganze Sache wäre legerer.“ Mary Karen blickte an ihrem blauen Rock und dem Seidentop mit U-Boot-Ausschnitt hinab und musterte dann die anderen Frauen.
Ihre Schwägerin July trug einen bezaubernden, mit tropischen Blumen bedruckten Kaftan und ihre Freundin Lexi Delacorte ein kirschrotes Schwangerschaftskleid, das eine Schulter freiließ und zugleich stylish wie bequem aussah.
„Du siehst doch sehr hübsch aus“, versicherte July. „Mir gefällt, was du mit deinem Haar gemacht hast, dass du es mit diesen niedlichen Klipsen aus dem Gesicht gesteckt hast.“
„Mir
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