Bianca Extra Band 2
deinen Eltern versprochen, vor zehn Minuten zu Hause zu sein.“
„Schade, dass unser Frauentreff schon endet. Wir sollten es bald mal wiederholen.“
„Bald und öfter. Die Männer können sehr gut alleine auf die Kids aufpassen.“
Mein Mann ist vielleicht nicht mehr lange verfügbar, dachte Mary Karen, aber sie sprach es lieber nicht aus. Zum einen, um nicht wieder eine Diskussion darüber in Gang zu setzen, und zum anderen, weil sie womöglich in Tränen ausgebrochen wäre.
Besorgt fragte July: „Glaubst du, dass sie sauer sind, weil ich mich verspäte?“
„Wie ich meine Eltern kenne, wollen sie dir die Kinder gar nicht wiedergeben.“ Mary Karen schmunzelte. „Ich wette, Dad führt Adam seine elektrische Eisenbahn vor und Alex wird von Mom mit Streicheleinheiten überhäuft.“
„Da könntest du recht haben.“ July grinste. „Ob die beiden je mit fünf Enkelsöhnen gerechnet haben?“
„Mir fällt es schwer, mir meine Eltern ohne all die Knirpse vorzustellen, die sie verwöhnen können.“ Mary Karen klopfte sich auf den Babybauch. „Irgendetwas sagt mir, dass ich noch mehr Testosteron beisteuern werde.“
„Du kriegst wieder Jungs und hast mir nichts davon gesagt?“
„Ich weiß es ja gar nicht. Das ist nur so ein Bauchgefühl.“
„Wünscht ihr beide es euch?“
Ihr beide. Aus Julys Mund klang das nach einem perfekten Paar. Wenn es bloß wahr wäre …
„Ihm ist es egal, solange die Kinder gesund sind. Ich hätte gern wenigstens ein Mädchen, aber Jungs sind mir auch recht.“
„Ich kann es nicht fassen, dass du bald fünffache Mutter bist“, sinnierte July.
„Das kann ich manchmal auch nicht.“ Mary Karen seufzte. „Obwohl Travis mir die Kindererziehung in den letzten Monaten hunderttausend Mal leichter gemacht hat.“
„Ach, mehr nicht?“
„Ich kann mir mein Leben nicht mehr ohne ihn vorstellen. Ich hoffe nur, dass er ebenso empfindet.“
15. KAPITEL
Gedankenverloren beobachtete Travis die drei Kinder, die am Ufer des Lewis River spielten.
„In diesem Winter werden wir die Zwillinge zum Skifahren mitnehmen“, bemerkte er. „Sie sind alt genug dafür.“
„Ist das dein Ernst?“, fragte David.
„Meinst du nicht, dass sie Spaß daran hätten?“
„Doch, mit Sicherheit. Es bedeutet nur mehr Arbeit, wenn man Kinder dabei hat.“
Travis blickte zu Connor und Caleb, die eifrig Steine in den Fluss warfen und die Fische verscheuchten. „Das macht mir nichts aus.“
„Vergiss nicht, dass euch in diesem Winter zwei Neugeborene auf Trab halten werden.“
„Ich kann es kaum erwarten. Die Mühe lohnt sich garantiert.“
„Erstaunlich, dass du dich so Hals über Kopf in die Vaterrolle stürzt, obwohl du eigentlich gar keine Kinder wolltest.“
„Das Leben mit M. K. und den Jungs fühlt sich einfach richtig an.“
„Dann bist du also rundum glücklich mit ihr?“
„Allerdings. Zu schade, dass sie es mir nicht glaubt.“
„Wie meinst du das?“
Während der Fahrt zum Fluss hatte David von seinem Gespräch mit Mary Karen berichtet und sich bei Travis zerknirscht entschuldigt.
Travis hatte angenommen, ohne das Ultimatum zu erwähnen, das sie ihm gestellt hatte. Nun zuckte er ausweichend die Schultern. „Sie bemüht sich zu sehr, keinerlei Forderungen an mich zu stellen.“ Zumindest bis zum vergangenen Abend, als sie die Karten offen auf den Tisch gelegt hatte.
Fragend zog David eine Augenbraue hoch.
„Ich gebe dir ein Beispiel. Neulich ist der Van nicht angesprungen. M. K. hat mich nicht angerufen, weil ich die Jungs mit meinem Auto nicht hätte abholen können. Sie hat kein Wort darüber verloren, wie unpraktisch ein Zweisitzer ist, wenn man bereits drei Kinder hat. Sie gibt sich einfach zu … na ja, zu rücksichtsvoll mir gegenüber.“
„Ich glaube, sie fühlt sich schuldig, weil sie dich in die Falle gelockt hat. Deshalb tut sie jetzt alles, um dich glücklich zu machen.“
„Sie hat mich in keine Falle gelockt.“
„Ich weiß das und du weißt das. Aber meine Schwester ist eben von Natur aus skeptisch.“
„Da hast du allerdings recht“, stimmte Travis zu. Er starrte auf das Wasser hinaus, hörte die aufgeregten Kinderstimmen und betete um eine Erleuchtung. Die Lösung kam unverhofft, als sie aufbrachen und den Van beluden.
„Du kannst über Ethel sagen, was du willst“, bemerkte David, „sie hat gewaltige Vorzüge. In meinen SUV hätten niemals die Kinder und die Angelausrüstung gepasst.“
„Ja, sie ist ein gutes altes Ding.“
Weitere Kostenlose Bücher