Bianca Extra Band 2
nämlich garantiert verstimmt. Im vergangenen Monat hatte er deutlich klargestellt, dass er die Haushaltspflichten von nun an übernahm und ihre Aufgabe darin bestand, sich auszuruhen und zu entspannen.
Eigentlich war Mary Karen erleichtert und erfreut darüber. Doch nun, da ihr kurzlebiges Glück zu zerbröckeln schien, brauchte sie dringend Beschäftigung. Selbst wenn es Hausputz war, den sie eigentlich hasste.
Ihr Handy meldete sich, gerade als sie nach dem Allzweckreiniger griff. Sie lächelte erfreut über den Aufschub, als sie Julys Klingelton erkannte. Eifrig nahm sie das Gespräch an. „Hey, was liegt an?“, fragte sie und versteifte sich unwillkürlich, als Travis den Raum betrat.
Wie erwartet verfinsterte sich sein Gesicht, sobald er die Putzutensilien sah. Kopfschüttelnd nahm er ihr den Reiniger aus der Hand.
Seine Nähe ließ ihr Herz so heftig pochen, dass ihr Julys Frage entging. „Entschuldige, was hast du gesagt?“ Sie drehte Travis den Rücken zu und konzentrierte sich auf das Telefonat. „Theoretisch könnte ich mitkommen. Ich frage Trav mal schnell.“
Sie drehte sich wieder zu dem Mann um, der – noch – ihr Ehemann war. Mit verschränkten Armen und unergründlichem Gesichtsausdruck lehnte er am Schrank und beobachtete sie.
„July fragt, ob ich sie zum Kunstfestival in der Innenstadt begleite.“
„Klingt interessant. Willst du denn hingehen?“
Anfang der Woche hatte sie geplant, die Veranstaltung mit ihm zusammen zu besuchen, es aber aufgrund von Schwangerschaftsdemenz total vergessen.
Das Event führte ortsansässige und auswärtige Künstler zusammen. Sie bauten ihre Werkstätten auf dem Marktplatz auf und stellten vor Publikum Gemälde und Skulpturen her, die anschließend versteigert wurden.
Es war Jahre her, seit Mary Karen das Festival besucht hatte. „Ich würde gern hingehen, aber July will einen kinderfreien Tag. Also bräuchte auch ich einen Babysitter.“
„Das kann ich übernehmen. Ich habe heute keine Bereitschaft.“
Sie zögerte. „Die Kinder sind nicht dein Verantwortungsbereich.“
„Was soll das? Natürlich sind sie das!“, entgegnete er schroff. Dann lächelte er versöhnlich. „Es wird dir guttun, mal aus dem Haus zu kommen und etwas Zeit mit einer Freundin zu verbringen.“
„Bist du sicher? Vielleicht finde ich ja einen anderen Babysitter.“
„Ich will keinen ekligen Babysitter!“, rief Connor von der Tür her. „Schon gar nicht die gemeine Erin.“
„Pass auf, was du sagst“, mahnte Travis.
Logan bog um die Ecke und streckte triumphierend ein rotes Spielzeugauto aus. „Ich hab den Truck! Ich hab den Truck!“
„Das ist meiner!“, rief Connor entsetzt. „Gib den her!“
Logan lachte und lief davon. Die Zwillinge setzten ihm nach.
„Langsam, Jungs!“, rief Travis ihnen nach. „Und bringt euch nicht gleich um.“
Mary Karen unterdrückte ein Schmunzeln. Manchmal erschien es ihr ganz selbstverständlich, wie gut er mit Kindern umgehen konnte. Streng, aber immer fair und mit einem ausgeprägten Sinn für Humor. „Bist du sicher, dass du auf die kleinen Monster aufpassen willst?“
„Sie werden sich schon bändigen lassen“, erwiderte er zuversichtlich. „Ich will seit ewigen Zeiten mit ihnen angeln gehen. Ich denke, heute ist ein guter Tag dafür.“
„Danke, Trav.“ Sie lächelte ihn an und hob das Handy ans Ohr. „July, tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, aber ich habe eine gute Nachricht – ich komme mit.“
Sobald Ort und Zeit vereinbart waren, wollte sie auflegen, doch Travis griff nach dem Telefon und sagte: „Ich muss mit David sprechen.“
Weil sie vermutete, dass er noch immer wütend auf ihren Bruder war, entgegnete sie: „Das ist kein günstiger Zeitpunkt.“
Kurzerhand nahm er ihr das Handy ab und hob es ans Ohr. „Hi, July, frag deinen Mann bitte, ob er mit mir und den Jungs zum Angeln kommt.“
Mary Karen ging hinaus, um sich umzuziehen. Als sie ins Esszimmer zurückkehrte, hatte Travis den Tisch abgeräumt und die Kinder zum Angelausflug angezogen.
Anerkennend musterte er sie in ihrem zimtfarbenen Schwangerschaftspullover. „Du siehst sehr hübsch aus.“
„Ich habe sogar Make-up aufgelegt.“ Sie klimperte mit den Wimpern, bevor ihr einfiel, dass sie gar nicht mit ihm flirten wollte. „Und was macht David mit den Kindern?“
„Deine Eltern passen auf sie auf. Ich fahre bei ihm vorbei und hole ihn ab.“
Schuldgefühle stiegen in ihr auf, weil sie ihm ausgerechnet nach dem
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