Bianca Extra Band 2
Travis tätschelte die zerkratzte Motorhaube. „Für eine große Familie braucht man eben so ein Gefährt.“
„Mich wundert, dass du dich in diesem aufgeblähten Ungeheuer überhaupt sehen lässt“, neckte David. „Früher hast du kein Geheimnis aus deiner Abscheu vor solchen Fahrzeugen gemacht.“
„Das war, bevor ich Familie hatte.“
„In gewisser Weise bist du Steven sehr ähnlich. Er hat Ethel ebenso leidenschaftlich gehasst. Die Karre hat für ihn all das symbolisiert, was ihm an seinem Leben missfallen hat.“
„Daddy?“
Travis blickte zu den Jungen, die ihn umringten. Ihre Hemden waren schmutzig und ihre Haare voller Gras und Laub.
Mit ernstem Gesicht erklärte Connor: „Wir wollen wieder angeln.“
„Genau“, pflichtete Caleb ihm bei. „Nimmst du uns nächstes Mal wieder mit?“
„Natürlich. Und nächstes Jahr bringen wir die Babys mit, damit sie zusehen können, wie ihre großen Brüder angeln.“
Während die Kinder auf den Rücksitz kletterten, zählten sie eifrig auf, was sie ihren kleinen Brüdern noch alles zeigen wollten.
Travis schnallte sie an und schob die Tür zu. Eine Sekunde lang blieb er stehen und ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen. Ein Gefühl der Zufriedenheit überkam ihn. David irrt sich. Ich habe rein gar nichts mit Steven gemeinsam.
Auf dem Rückweg nach Jackson Hole in der geräumigen verlässlichen Ethel kam ihm die Idee für sein Weihnachtsgeschenk für Mary Karen – etwas Schönes, das sie stolz zur Schau stellen konnte, etwas Praktisches, das ihr das Leben erleichterte und etwas, was ihr ein für alle Mal bewies, dass er nirgendwo sonst als bei ihr und den Kindern sein wollte …
Mary Karen stand in der Haustür und winkte den letzten Gästen nach. Freunde und Angehörige waren mit Speisen, Getränken und Geschenken zur Septemberweihnachtsfeier gekommen.
Travis’ Hand ruhte auf ihrer Schulter. Sie hatte ihm versprochen, ihre Bedenken ausnahmsweise beiseitezuschieben und den Abend zu genießen. Und es war ihr tatsächlich gelungen, sich zu amüsieren. Während er sich aufmerksam um die Gäste gekümmert hatte, war er kaum von ihrer Seite gewichen und hatte ihr immer wieder zugeraunt, wie schön sie war.
Überraschenderweise, trotz ihres wachsenden Bauchumfangs, fühlte Mary Karen sich an diesem Abend wirklich attraktiv. Sie hatte die Haare zu einem modischen Knoten verschlungen. Ihr neuer roter Pullover mit Wasserfallkragen war mit silbernen Fäden durchwirkt und sah festlich-elegant aus. Da schien es nur angebracht, einen gut aussehenden Mann an ihrer Seite zu haben. Sein Anblick in Chinos und braun gestreiftem Hemd ließ ihr Herz schneller schlagen und erweckte einen ausgeprägten Besitzerstolz.
„Die Jungs lieben die Angelruten wirklich.“ Sie lächelte. „Das hätte mich natürlich nicht überraschen dürfen, denn sie schwärmen immer noch von eurem Ausflug an den Fluss.“
Er folgte ihr in die Küche. „Nächstes Mal kommst du mit!“
Sie spielte mit dem Gedanken, ihm zu sagen, dass es womöglich kein nächstes Mal gab. Stattdessen holte sie eine angebrochene Flasche Apfelschorle aus dem Kühlschrank. „Hast du Lust, die mit mir auszutrinken?“
„Unbedingt.“ Er grinste. „Ich lebe gern gefährlich.“
Mary Karen lachte leise und leerte die Flasche in zwei Weingläser. „Ich hätte nie gedacht, dass so viele Leute zu unserer vorgezogenen Weihnachtsparty kommen und uns feiern helfen.“
„Ich bin echt froh darüber. Im Kreis unserer Freunde und Angehörigen war es wie ein richtiges Fest.“
„Die Jungs waren total aufgedreht. Es wundert mich, dass sie so bereitwillig ins Bett gegangen sind.“
„Ich habe sie bestochen und ihnen versprochen, dass es morgen früh Schokoladenpfannkuchen gibt und sie den ganzen Tag mit ihren neuen Sachen spielen dürfen, wenn sie sich ohne Murren schlafen legen.“
„Wie hinterhältig!“ Sie zwinkerte ihm zu.
Er drückte sie an sich. „Du weißt, wofür es an der Zeit ist?“
„Mehr Apfelschorle?“
Er lachte. „Nein, unsere Geschenke aufzumachen!“
„Okay, packen wir’s an.“
Hand in Hand spazierten sie ins Wohnzimmer. Die Lichter am Weihnachtsbaum funkelten strahlend. Der köstliche Duft von gerösteten Kastanien hing noch immer in der Luft.
Er setzte sich zu ihr auf das Sofa und verkündete: „Ich will meins zuerst aufmachen.“
Obwohl sie ganz aufgeregt war, deutete sie äußerlich gelassen zu einem silberfarbenen Paket mit großer roter Schleife. „Das ist es.“
Er
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