Bianca Extra Band 2
bemühte sich, ihr inneres Gleichgewicht wiederzugewinnen. Jetzt musste sie sich entscheiden, was sie als Nächstes tun sollte. War die Situation noch zu retten? Sollte sie das überhaupt versuchen? „Der errechnete Entbindungstermin ist am vierzehnten Juli.“
Ungläubig starrte Seth sie an. Wut und andere Gefühle, die Rebecca nicht bestimmen konnten, zeichneten sich auf seinem Gesicht ab. „Hattest du vor, dich jemals mit mir in Verbindung zu setzen?“ Schmerz verdunkelte seine Miene. „Ich habe mir Sorgen gemacht, als ich nichts von dir gehört habe. Ich habe sogar meinen Bruder vorbeigeschickt, um nach dir zu sehen.“
Das hatte er getan. Diese Geste hätte sie nicht überraschen sollen. Seth war ein guter Mensch.
Aber sie war überrascht gewesen. Sogar entwaffnet. So sehr, dass sie Seth beinahe geschrieben hätte, dass sie schwanger war. Wahrscheinlich hätte sie das auch getan, wenn da nicht das Foto neben ihrem Computer gewesen wäre. Das Foto, mit dem Jesse und sie ihre Verlobung bekanntgeben wollten.
Am Ende hatten sie nie die Gelegenheit dazu gehabt. Verwendung hatte das Bild trotzdem gefunden. Auf einem kleinen Tisch hatte es auf Jesses Beerdigung an sein Leben erinnert.
„Ich habe Jace gesagt, dass es mir gut geht“, erwiderte sie. „Die Nachricht hast du doch erhalten, oder?“
„Das habe ich. Aber er hat auch bemerkt, was du ihm nicht gesagt hast“, sagte Seth mit kalter Stimme. „Und gestern hat er mir alles erzählt. Natürlich hätte ich lieber wesentlich früher davon erfahren. Aber wenigstens hat überhaupt jemand so viel Anstand besessen, mich zu informieren.“
„Rebecca? Wer ist dieser junge Mann?“, unterbrach ihre Mutter sie.
„Einen Augenblick bitte, Mom. Wie hat er das gemerkt?“, fragte Rebecca und rief sich den Tag wieder ins Gedächtnis. „Wir haben Kaffee getrunken und uns unterhalten. Dann ist er wieder gegangen.“
„Du hast Saft getrunken, keinen Kaffee. Du hast so was wie eine Schwangerschaftsbluse angehabt. Aber die Dose mit den Vitaminen für werdende Mütter auf dem Küchentisch hat den Ausschlag gegeben.“ Wütend starrte Seth sie an. „Wie konntest du das vor mir geheimhalten? Ich habe das Recht, über mein Kind Bescheid zu wissen!“
Mühsam unterdrückte sie ein Schluchzen. Was sollte sie denn jetzt tun? Spontaneität war nicht ihre Stärke. Sie brauchte Zeit, um sich Strategien zu überlegen. Aber Seth würde ihr diese Zeit nicht geben.
„Jetzt hören Sie mal“, verteidigte Jocelyn Rebecca, „meine Schwester hat eine Samenbank benutzt, um schwanger zu werden. Also, ich habe keine Ahnung, was zwischen Ihnen und meiner Schwester abgeht, aber ich denke, Sie sollten jetzt verschwinden.“
„Eine Samenbank? Das hast du ihnen erzählt, Becca?“ Seth beugte sich vor. „Oder lügt deine Schwester für dich?“
„Jocelyn lügt nicht.“ Rebecca verschränkte die Arme. „Und ja, genau das habe ich erzählt.“
Er erstarrte. Das war die Ruhe vor dem Sturm. Als er wieder etwas sagte, lag eine Entschlossenheit in seiner leisen Stimme, dass ihr Herz nur noch heftiger klopfte. „Sag ihnen die Wahrheit. Sonst mache ich das.“
„Welche Wahrheit?“, fragten ihre Mutter und ihre Schwester wie aus einem Munde.
„Äh … nun ja.“ Das Baby trat um sich, als ob ihre Tochter die gleiche Frage hatte. Rebecca sah erst ihre Mutter, dann ihre Schwester und schließlich Seth an. Er würde nicht aufgeben. Vermutlich würde er Anwälte und Vaterschaftstests in die Sache hineinziehen und einen Riesenaufstand bauen, bis er die Wahrheit kannte.
Wenn sie weiter leugnete, was er sowieso schon wusste, würde er möglicherweise versuchen, ihr das Kind wegzunehmen. Vielleicht würde er das sogar schaffen.
„Sag es ihnen“, drängte Seth. „Sag es mir .“
„Okay! Ich … Ich habe gelogen. Ist es das, was du hören wolltest? Das Baby ist unser Kind“, gab Rebecca zu. Ihre Stimme zitterte, als sie hinzufügte: „Und jawohl, du hast ein Recht, das zu wissen.“
„Gott sei Dank“, hauchte ihre Mutter. Aber Rebecca konzentrierte sich voll und ganz auf Seth. Auf seine Reaktion. Darauf, was dieser Augenblick für sie und für ihr Kind bedeuten würde.
Aber er sagte nichts. Er holte nur tief Luft und starrte sie an, schockiert und ungläubig. Und wütend.
Deswegen konnte sie ihm auch keine Vorwürfe machen. „Es … tut mir leid. Aber …“ Jetzt traten ihr Tränen in die Augen und liefen ihr die Wangen hinunter. Rebecca machte sich nicht die Mühe, sie
Weitere Kostenlose Bücher