Bianca Extra Band 2
verspäteten Partygast handelte, und öffnete schwungvoll die Tür.
Zuerst starrte sie die breiten Schultern an. Dann das markant geschnittene, glatt rasierte Gesicht. Sie riss die Augen auf. Ein Schock durchfuhr sie, dass ihr beinahe die Knie nachgaben.
Nein. Oh Gott. Nein!
Fast unhörbar stöhnte sie auf. Das war gar nicht gut. Das war überhaupt nicht gut. Das war ein Riesenproblem.
Seth Foster. Hier. Und sie konnte sich nirgends verstecken.
2. KAPITEL
„Hallo, Rebecca.“ Seth musterte sie von oben bis unten. „Ich hätte ja angerufen, aber du hast es mir ja unmöglich gemacht, so höflich zu sein.“
Mühsam klammerte Rebecca sich am Türrahmen fest. In der vagen Hoffnung, es vielleicht mit einer merkwürdigen, hormonbedingten Sinnestäuschung zu tun zu haben, blinzelte sie.
Wenn er eine Halluzination war, dann eine verdammt gut aussehende. Er war groß und kräftig mit schwarzem Haar. Der kurze Militärhaarschnitt betonte seine scharf geschnittenen Gesichtszüge, die schon fast exotisch wirkten. Und diese Augen. Sie waren zu dunkel, um noch als braun durchzugehen, aber nicht ganz schwarz. Die Farbe erinnerte sie an starken, aromatischen Kaffee mit einem winzigen Tropfen Sahne.
„W-was machst du denn hier?“, flüsterte sie. „ Warum bist du hier?“
Er betrachtete ihren Bauch. „Ich würde sagen, ich bin hier derjenige, der die Fragen stellen sollte.“
„Ich kann jetzt keinen Besuch brauchen.“
„Ich werde jetzt nicht gehen, Rebecca.“ Er verzog die Lippen zu einem Lächeln, das seine Augen kalt ließ. Trotzdem wurden ihre Knie noch weicher. Genau wie beim ersten Mal, als er sie angelächelt hatte. „Du schuldest mir eine Erklärung.“
„Das … das ist jetzt gerade ungünstig“, brachte sie heraus. „Ich äh … ich habe gerade Gäste. Du musst jetzt wirklich gehen.“
Seth kniff die Augen zusammen. „Lass mich eines ganz klarstellen“, sagte er langsam. „Ich rühre mich nicht von der Stelle, bis wir uns unterhalten haben.“
„Du kannst nicht einfach hier auftauchen und erwarten, dass ich deinetwegen alles stehen und liegen lasse.“ Das sollte entschieden klingen. Bedauerlicherweise zitterte ihre Stimme so sehr, dass sie sich eher ängstlich als energisch anhörte.
„Oh, aber genau das erwarte ich. So wie du reagierst, habe ich Rechte, was diese Situation angeht. Rechte, die du ignoriert hast.“
Er wusste alles. Zehn Sekunden lang ließ sie die Panik zu. Dann reckte sie das Kinn. Das konnte er gar nicht wissen. Okay, ihr Zustand war offensichtlich. Daran konnte sie nichts ändern. Aber wenn sie bei ihrer Geschichte blieb, konnte sie sich vielleicht aus der Affäre ziehen. Sie wollte gerade etwas erwidern, als ihre Mutter und ihre Schwester auftauchten.
„Was ist los?“, fragte Jocelyn. „Wer ist das?“
Jetzt zog Seth eine Augenbraue hoch. „Ja, Rebecca, das wüsste ich auch gerne. Wer bin ich?“
Sie warf ihm einen finsteren Blick zu. „Er ist … ein Freund. Sozusagen. Ein Soldat, dem ich schreibe. Seth hatte meine Telefonnummer nicht. Da hat er sich gedacht, er kommt mal vorbei. Er geht gleich wieder.“
„Nett, Sie kennenzulernen, Seth“, sagte Jocelyn und musterte ihn neugierig. „Ich bin Jocelyn, Rebeccas Schwester. Das hier ist unsere Mom, Allison.“
Seth starrte Rebecca an, als ob ihre Schwester kein Wort gesagt hatte. „Meinst du nicht ‚dem ich geschrieben habe‘? Ich habe einen Monat nach meinem Urlaub das letzte Mal von dir gehört. Ungefähr vier Wochen nach unserem gemeinsamen Wochenende. Erinnerst du dich noch daran, Rebecca?“
Sie gab sich gar nicht erst die Mühe zu leugnen. Was hätte sie auch sagen sollen? Natürlich erinnerte sie sich. Jede Sekunde hatte sich unauslöschlich in ihr Gedächtnis eingegraben.
„Lass uns doch mal sehen, ob meine Berechnungen stimmen.“ Seth verschränkte die Arme und lehnte sich ans Verandageländer. „Wir haben uns Mitte Oktober getroffen. Bis zur zweiten Novemberwoche sind wir genau wie vorher in Verbindung geblieben. Dann hast du plötzlich den Kontakt abgebrochen. Würdest du sagen, das stimmt so?“
Neben ihr schnappte ihre Mutter nach Luft. Wahrscheinlich hatte sie auch nachgerechnet.
„Ich war beschäftigt. Wie du siehst.“
„Wann ist der Entbindungstermin?“ Er wartete ungefähr fünfzehn Sekunden, um seiner Frage – seiner Unterstellung – Nachdruck zu verleihen. „Wenn ich richtig liege, würde ich sagen … ungefähr in sechs Wochen.“
Rebecca schloss kurz die Augen und
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