Bianca Extra Band 2
könnte er vielleicht noch einen Grund haben?“
„Er geht mir aus dem Weg“, flüsterte Rebecca. Die Leere und der Schmerz, die sie bei diesem Eingeständnis verspürte, wurden stärker. „Weil er es nicht abwarten kann, hier wegzukommen.“
Ihre Mutter setzte sich auf die Bettkante und streichelte Rebecca übers Haar. „Süße, wie kommst du denn auf die Idee? So wie ich das sehe, wünscht er sich wirklich, bleiben zu können.“
Oh, wie gerne würde Rebecca das doch glauben. „Das tut er nicht.“
„Ich glaube“, sagte ihre Mutter vorsichtig, „dass Seth sich deswegen so in die ganzen Arbeiten stürzt, die dein Vater oder ich auch gerne erledigt hätten, weil er nicht hier sein kann . Und nicht, weil er nicht hier sein will. Ich denke, er möchte das Gefühl haben, dass er sich um dich kümmert, auch wenn er nicht bei dir ist.“
Wenn Seth sein Verhalten nicht so radikal geändert hätte, wäre Rebecca vielleicht in der Lage gewesen, das zu glauben. „Das bezweifle ich stark.“
Ihre Mutter zog eine perfekt gezupfte Augenbraue hoch. „Ich habe immer recht, Liebling. Darum solltest du mir auch glauben, wenn ich sage, dass du keinen Grund hast, dich nach Seths Liebe zu sehnen. Wenn ich mich nicht völlig täusche, ist der Mann bis über beide Ohren in dich verliebt.“
„Also, da liegst du falsch.“ Aber obwohl Rebecca widersprach, spürte sie auf einmal einen Funken Hoffnung in der Brust, warm und schwer zu fassen und furchterregend. „Du musst dich täuschen. Er benimmt sich nicht, als ob er mich liebt. Jedenfalls nicht in letzter Zeit. Und er hat noch nie gesagt, dass er mich liebt. Also, was macht dich so sicher?“
„Ich glaube, Rebecca, du solltest eher fragen: Was ist, wenn ich recht habe? Wirst du ihn gehen lassen, ohne die Wahrheit zu kennen?“
„Er wird ja zurückkommen, um seine Tochter zu sehen“, sagte Rebecca halsstarrig. Sie hatte viel zu große Angst, einfach so ihr Herz aufs Spiel zu setzen. „Wir werden noch viel Zeit haben, um uns … zu unterhalten.“
„Da hast du sicher recht, Liebes.“ Ihre Mutter hob die Decke auf und schüttelte sie wieder aus. „Ich sollte dich nicht bedrängen. Und ich weiß, dass du gerne erst mal alles in Ruhe durchdenkst. Nimm dir die Zeit, die du brauchst.“
Aber sicher. Rebecca wusste genau, wann ihre Mutter der Meinung war, alles besser zu wissen. Sie straffte die Schultern. Sie konnte auch gleich alles über sich ergehen lassen. „Los, sag schon, was du denkst.“
„Nimm dir ruhig Zeit“, wiederholte ihre Mutter und faltete die Decke wieder zusammen. „Warum auch nicht, wenn man Liebe so leicht wiederfindet? Und du bist eine schöne Frau. Seth ist ein gut aussehender Mann. Wenn ihr euch nicht zusammenrauft, findet ihr sicher noch andere Partner.“ Ihre Mutter warf Rebecca ein nachsichtiges Lächeln zu. „Irgendwann.“
9. KAPITEL
„Aufgeben kommt nicht infrage“, murmelte Seth vor sich hin, während er in der Küche auf und ab ging. „Sie aufzuregen ist auch nicht drin. Sie zu verletzen ist undenkbar. Egal was sie sagt, so wird’s gemacht.“
Er drehte sich auf dem Absatz um und starrte den Picknickkorb, die frischen Blumen und das rot-weiß-karierte Tischtuch an. Also worauf wartete er noch?
Die letzten drei Tage hatte er täglich vorgehabt, endlich mit Rebecca zu reden. Aber er war nie dazugekommen. Und jetzt, nachdem er die Unterhaltung bis zur absolut letzten Minute hinausgezögert hatte, stand er, verdammt noch mal, immer noch in der Küche herum und suchte nach Ausreden.
„Nicht cool“, knurrte er.
Und das war es wirklich nicht. Schließlich musste Seth noch am Nachmittag aufbrechen. In einer Woche würde er zwar übers Wochenende zurückkommen. Aber wenn er wegfuhr, ohne mit Rebecca geredet zu haben, dann würde er das für den Rest seines Lebens bereuen.
Also ging er zu Rebeccas Zimmertür, holte tief Luft und wiederholte in Gedanken sein Mantra. Er konnte – er würde – das jetzt durchziehen. Er straffte die Schultern und betrat den Raum. Sofort blieb ihm die Luft weg. Seine Augen brannten.
Himmel, sie war so wunderschön. Und sie … schlief?
Mit geschlossenen Augen und leicht angewinkelten Beinen lehnte sie auf dem Bett. Sie trug bequeme Khakishorts und ein weiches, hellgelbes Top. Eine Hand ruhte auf ihrem riesigen Babybauch, mit der anderen hielt sie noch das Buch mit den Babynamen. Jemand hatte ihre Zehennägel rosa lackiert.
So leise wie möglich betrat er das Zimmer und stellte die Sachen,
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