Bianca Extra Band 2
abzurollen.“
Will nickte stumm. Er ging zum Fenster, setzte sich unbeholfen auf die Fensterbank und schwang seine Beine hinüber. Nach kurzem Zögern stieß er sich ab und prallte grunzend unten auf.
Holly folgte ihm fast sofort und rollte sich auf die Seite, um nicht direkt auf ihm zu landen. Sie stieß gegen einen Rosenbusch, der ihr einen Unterarm und das Gesicht zerkratzte, spürte den Schmerz jedoch kaum.
Für einen Augenblick blieb sie ruhig liegen und rang nach Luft. Will war bereits aufgestanden und betrachtete hilflos das Haus, in dem er fast sein ganzes Leben lang gewohnt hatte. Die Flammen hatten sich inzwischen bis in den ersten Stock ausgebreitet. Es war unerträglich heiß, und ein beißender Gestank stieg ihnen in die Nase.
„Die Feuerwehr“, sagte sie, „wir müssen die Feuerwehr rufen!“ Noch während sie die Worte aussprach, hörte sie Sirenen aus der Ferne.
„Ich glaube, jemand hat schon angerufen“, antwortete Will benommen.
Mühsam rappelte Holly sich auf. „Ich möchte, dass du nach nebenan zu Mrs Hanneman gehst“, befahl sie. „Ich bleibe hier und warte auf die Feuerwehr, um ihnen zu sagen, dass wir beide heil nach draußen gekommen sind und sie niemanden reinschicken müssen.“
„Mach ich, Mom.“ Will klang wie ein gehorsamer kleiner Junge. Es zerriss Holly fast das Herz, als sie ihn über den Rasen gehen sah.
Mrs Hanneman war bereits draußen und starrte das brennende Stanton-Haus entsetzt an. Als sie Will auf sich zukommen sah, lief sie die Verandastufen hinunter und umarmte ihn erleichtert.
Langsam ging Holly von dem brennenden Haus weg zur Straße, wo sich weitere Nachbarn versammelt hatten. Einige hatten entsetzt die Hände vor den Mund geschlagen.
Der erste Leiterwagen bremste quietschend vor ihrem Haus. Holly musste sich dazu zwingen, schneller zu gehen, um die Feuerwehrleute abzufangen, die bereits auf den Bürgersteig strömten. „Es ist niemand mehr im Haus!“, rief sie dem Ersten zu, bei dem sie ankam.
Der Mann drehte sich zu ihr um. „Ist das Ihr Haus, Ma’am?“, fragte er über das laute Prasseln der Flammen und das Heulen der Sirenen hinweg.
„Ja. Hier wohnen nur ich und mein Sohn, und wir sind beide in Sicherheit. Wir haben keine Haustiere. Bitte schicken Sie niemanden hinein!“
Der Feuerwehrmann nickte. „Gehen Sie besser aus dem Weg, Ma’am. Sobald der Notarzt kommt, sollten Sie und Ihr Sohn sich vorsorglich untersuchen lassen.“
„Okay“, antwortete sie, doch der Feuerwehrmann hatte sich bereits abgewandt, um seinen Kollegen mit dem schweren Schlauch zu helfen.
Ich muss nach Will sehen, dachte Holly. Ihr Hirn schien nicht richtig zu funktionieren und ihr Körper fühlte sich wie betäubt an. Als sie sich wieder in Bewegung setzte, spürte sie kaum ihre Beine. Die schrecklichen Geräusche um sie herum – die prasselnden Flammen, die heulenden Sirenen und die Rufe der Feuerwehrmänner – wurden allmählich schwächer, als Holly ohne stehen zu bleiben an Mrs Hannemans Haus vorbeiging und durch deren Garten ihren eigenen betrat.
Hier hinter dem Haus war es seltsam still. Keine schockierten Nachbarn, keine Feuerwehrleute. Beim Anblick der Flammen sackten Holly plötzlich die Beine weg. Von einem trockenen Würgereiz geschüttelt, hockte sie sich auf alle viere auf den Boden.
5. KAPITEL
Alex konnte nicht schlafen, da er die ganze Zeit an das missglückte Telefonat mit Holly denken musste. Irgendwann gab er es auf, knipste die Nachttischlampe an und griff nach einem Sportmagazin. Er hatte erst ein paar Absätze gelesen, als das Telefon klingelte.
„Ja?“, meldete er sich.
„Coach! Hier ist Tom Washington.“
Alex sah überrascht auf die Uhr. „Es ist fast Mitternacht, Tom. Was ist los?“
„Es ist wegen Will.“ Alex verkrampfte sich unwillkürlich. „Oder vielmehr Wills Haus. Sie wissen doch, dass mein Dad Feuerwehrmann ist, oder? Er wurde gerade zu einem Einsatz gerufen – bei den Stantons. Deren Haus brennt!“
Alex überlief es eiskalt. „Hast du gehört, wie es ihnen geht?“
„Ich weiß nur, dass das Feuer schlimm sein soll. Coach, könnten Sie mich abholen und mich hinfahren? Meine Mom hat gerade Nachtschicht im Krankenhaus, und ich …“
„Ich bin in fünf Minuten bei dir. Warte draußen auf mich.“
Rasch streifte Alex sich ein paar Kleidungsstücke über und kämpfte fluchend mit den Schnürsenkeln seiner Turnschuhe. Im Auto zwang er sich, die Ruhe zu bewahren. Er würde Holly keine Hilfe sein, wenn er
Weitere Kostenlose Bücher