Bianca Extra Band 2
hab den Schlag schon vergessen. Oder werde es zumindest, sobald ich mein Gesicht wieder spüre.“
„Nein!“, protestierte Holly. „Du musst meine Entschuldigung annehmen. Nicht nur wegen des Schlags, obwohl der schon schlimm genug war, sondern auch wegen der schrecklichen Dinge, die ich dir an den Kopf geworfen habe.“
Als Alex sah, wie ihr die Tränen in die Augen schossen, hielt er es nicht länger aus. Er tat das, was er von Anfang an hatte tun wollen, seitdem er sie gefunden hatte: Er nahm sie in die Arme, zog sie an sich und murmelte beruhigend auf sie ein. Erstaunlich, wie gut, wie richtig sich ihr Körper an seinem anfühlte. Warum konnte er nicht für immer so stehen bleiben und sie beschützen?
Dieses Mal entspannte sie sich tatsächlich in seinen Armen.
„Warum tun wir das nur?“, fragte sie gedämpft an seiner Brust und legte den Kopf in den Nacken, um ihn anzusehen. Ihr Gesicht war mit Ruß, Blut und Tränen beschmiert, und ihr Haar roch nach Rauch. Trotzdem war sie noch immer die schönste Frau, die Alex je gesehen hatte.
„Warum sind wir nur so schrecklich zueinander, du und ich?“, fuhr sie fort. „Ich meine, ich habe heute Nacht eindeutig den Vogel abgeschossen, aber du bist normalerweise auch nicht gerade zimperlich. Warum sind wir nur so? Sind wir wirklich so unreif, dass wir nicht über Teenagerquerelen hinwegkommen?“
Sie wollte sich die Tränen mit dem Handrücken wegwischen, doch Alex hielt sie davon ab. Stattdessen reinigte er ihr sanft mit dem Ärmel das Gesicht. Als er damit fertig war, schmiegte Holly sich an ihn und legte eine Wange auf seine Brust.
Zu seiner Bestürzung wurde Alex bewusst, dass er gerade nicht nur Trost spendete, sondern eine Frau in den Armen hielt, zu der er sich mit aller Macht hingezogen fühlte. Sein Herz raste. Es wäre so leicht, den Trost in etwas ganz anderes zu verwandeln. Die Lippen auf ihren Mund zu pressen und sie zu küssen, bis sie nicht mehr geradeaus denken konnte und die Leidenschaft ihren Schmerz auslöschte, und sei es auch nur für einen Moment.
Doch Holly empfand nicht dasselbe für ihn, was er für sie empfand. Und selbst wenn sie es tat, gab es bestimmt keinen unpassenderen Moment als diesen, um ihrer gegenseitigen körperlichen Anziehungskraft nachzugeben.
Alex machte sich behutsam von ihr los. „Ich weiß es nicht“, sagte er und hob ihr Kinn, sodass sie ihm in die Augen sehen konnte, „aber es spielt auch keine Rolle. Von jetzt an wird nämlich alles anders. Uns bleibt auch nichts anderes übrig, denn du und Will, ihr kommt mit zu mir. Ihr könnt so lange bei mir wohnen, wie ihr wollt.“
Seine Stimmbänder mussten gerade ein Eigenleben führen, denn innerlich protestierte alles in ihm. Er wollte mit Holly unter einem Dach leben? Mit der Frau, die sein Blut in Wallung brachte, schmutzige Fantasien in ihm weckte und auf die er auch dann noch scharf war, wenn sie gerade aussah wie einem schlechten Katastrophenfilm entsprungen? Die Frau, die diese Gefühle selbst dann nicht erwidern würde, wenn er der letzte Mann auf der Welt wäre?
Er musste komplett den Verstand verloren haben!
Alex muss komplett den Verstand verloren haben, dachte Holly verblüfft. „Ist das dein Ernst?“, fragte sie fassungslos
Sie sah ihn schlucken. „Natürlich“, antwortete er, „warum auch nicht?“
„Also, zunächst mal werden wir einander womöglich umbringen, wenn wir unter demselben Dach wohnen.“
Alex winkte ab. „Sei nicht albern. Ist dir nicht aufgefallen, dass wir gerade einen echten Durchbruch hatten? Wir haben unsere Feindschaft überwunden und sind ab sofort Freunde.“
„Freunde!?“, wiederholte sie nachdenklich. Das Wort gefiel ihr. „Ich weiß nicht recht, Alex. Es ist ein ganz schön großer Sprung von Feindschaft zu Freundschaft. Hältst du das wirklich für realistisch?“
„Ich glaube, in einer Welt, in der eine Fünfzigkilofrau wie Mike Tyson boxen kann, ist alles möglich.“
Holly holte tief Luft. Was für eine seltsame Nacht. Ihr Haus brannte gerade hinter ihr zu Asche, und ausgerechnet Alex McKenna half ihr darüber hinweg. Und wie sie miteinander sprachen … Es fühlte sich richtig gut an, so, als würden sie sich schon seit einer Ewigkeit kennen, was sie natürlich auch taten. Nur eben nicht als Freunde. „Ich wiege viel mehr als fünfzig Kilo.“
Alex trat einen Schritt zurück und tat so, als würde er sie bewundernd mustern. Holly lief ein Schauer über den Rücken, der nichts mit der kalten Luft zu
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