Bianca Extra Band 2
gegen einen Baum raste.
Tom wartete bereits auf dem Bürgersteig auf ihn und sprang in den Wagen, kaum dass Alex gebremst hatte. Als sie in die Maple Avenue bogen, keuchten sie erschrocken auf. Die lodernden Flammen, der Rauch, die Blaulichter, die Sirenen, die Menschen …
Ein Krankenwagen war ebenfalls da. Alex parkte auf der anderen Straßenseite, bevor er und Tom zu dem neben dem Wagen lehnenden Notarzt liefen.
„Ist jemand verletzt?“, fragte er besorgt.
Der Notarzt schüttelte den Kopf. „Nein, Mutter und Sohn sind draußen. Sie haben weder Verbrennungen noch sonst irgendwelche ernsthaften Verletzungen. Ich habe mir den Jungen bereits angesehen, und es geht ihm gut. Ich warte noch auf die Mutter, um sie untersuchen zu können.“
Alex schloss die Augen und schickte ein Dankgebet gen Himmel. „Wo sind die beiden?“
„Der Junge ist da drüben. Keine Ahnung, wo die Mutter ist.“ Der Notarzt zeigte auf das Nachbarhaus.
Alex sah Will neben einer älteren Frau auf der Veranda stehen. Als Tom auf ihn zurannte, ließ Alex den Blick über die Nachbarhäuser gleiten, konnte Holly jedoch nirgendwo sehen. Er versuchte, seine Gedanken zu sortieren. Wenn sie nicht bei Will war, war sie auch nicht bei einem Nachbarn. Wahrscheinlich hatte sie gerade das Bedürfnis, allein zu sein. Doch wo steckte sie nur? Bestimmt stand sie unter Schock. Er musste sie unbedingt finden.
Aus einer Eingebung heraus ging er in den hinteren Garten und beschleunigte erleichtert seine Schritte, als er sie sah. Gott sei Dank! Sie trug ein langes weißes Nachthemd und kniete würgend auf allen vieren auf dem Boden.
Alex hockte sich neben sie. „Du blutest ja“, sagte er betroffen und wischte ihr das Blut mit einem Ärmel aus dem Gesicht. „Es ist nur ein Kratzer“, fügte er ganz schwach vor Erleichterung hinzu. „Hier auch.“ Sanft nahm er Hollys Unterarm und säuberte ihn. „Wir sollten die Wunden sicherheitshalber reinigen.“
Holly gab keine Antwort. Alex hatte keine Ahnung, ob sie ihn überhaupt gehört hatte. Mit aufgerissenen Augen starrte sie über seine Schultern auf das Haus, das Gesicht vom flackernden Schein der Flammen geisterhaft erhellt.
„Holly“, sagte Alex sanft. Er umfasste ihr Gesicht und stellte sich zwischen sie und das Feuer. Sie blinzelte, schien ihn jedoch noch immer nicht wahrzunehmen.
„Meine Schuld“, sagte sie so leise, dass Alex sie kaum verstand.
„Was meinst du damit?“, fragte er und strich ihr das Haar aus dem rußigen Gesicht.
„Das ist meine Schuld. Will hat etwas in der Küche gerochen, und ich habe ihm versprochen, nachzusehen, aber das habe ich nicht getan. Ich hatte einen Kater und habe es völlig vergessen. Es muss an der Elektrik in der Küche gelegen haben. Ich bin die Mutter, es ist mein Job … Oh Gott, ich bin die Mutter … Was für ein Witz, was für ein verdammter Witz …“
Als sie zu zittern begann, nahm Alex sie in die Arme. „Es ist nicht deine Schuld, Holly.“
Für einen Moment schmiegte sie das Gesicht an seine Schulter, doch dann hob sie ruckartig den Kopf und schob ihn von sich weg.
„Es ist meine Schuld!“, widersprach sie. „Ich habe mich letzte Nacht betrunken und hatte heute einen Kater und habe daher nicht auf Wills Worte geachtet. Er hätte in dem Feuer sterben können, weil ich so unaufmerksam und verantwortungslos war. Ich darf mir keine Fehler erlauben, Alex. Ich bin der einzige Elternteil, den Will hat. Natürlich ist das Ganze meine Schuld!“
Alex legte ihr die Hände auf die Schultern. „Holly, hör auf damit, dir Vorwürfe zu machen.“
Holly beobachtete, wie die Feuerwehrleute die letzten Flammen löschten und eine schwarze rauchende Ruine zurückließen. „Es ist nichts mehr übrig“, flüsterte sie. „Alles ist weg, alles, was meiner Großmutter gehörte. All die schönen Dinge, die sie gemacht hat.“ Hollys Stimme klang tonlos, wie betäubt.
Alex’ Wunsch, ihr zu helfen, wurde so intensiv, dass es schmerzte.
„Wills Babyfotos, alle unsere Fotoalben, all unser …“
Hilflos hörte Alex ihre mit toter Stimme vorgetragene Litanei verlorener Dinge an. „Ich weiß, es ist schrecklich“, sagte er schließlich, zuckte beim Klang dieser unzureichenden Worte jedoch selbst zusammen. „Aber dir und Will geht es gut, Holly, und das ist das Einzige, was zählt. Versuche, dich darauf zu konzentrieren.“
Holly drehte sich zu ihm um. Zum ersten Mal, seitdem er sie gefunden hatte, schien sie ihn wirklich zu sehen.
„Gut“,
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