Bianca Extra Band 2
Wirklich, es tut mir leid, Holly“, fügte er steif hinzu.
Holly biss sich auf die Unterlippe. Sie war froh, dass er ihr ihre Worte nicht übel nahm, vermisste jedoch die ungezwungene Kameradschaft zwischen ihnen.
„Lass dir ruhig Zeit mit dem Aufstehen. Ich habe eine Jeans von einer Nachbarin ausgeliehen, die etwas kräftiger gebaut ist als du, aber sie müsste für einen Tag gehen. Sobald du fertig bist, gehen wir einkaufen.“
„Klingt gut“, antwortete Holly, und Alex lächelte ihr flüchtig zu, bevor er hinausging.
Holly starrte gegen die geschlossene Tür und unterdrückte ein seltsames Gefühl der Sehnsucht.
6. KAPITEL
So was Dämliches! Er war ein erwachsener Mann, kein hormongesteuerter Teenager. Und trotzdem hatte er buchstäblich nicht die Hände von Holly Stanton lassen können. Bei ihr zu sein, hieß anscheinend unweigerlich, sie berühren zu wollen. Das war ja schon fast zwanghaft.
Natürlich war es nicht gerade hilfreich gewesen, sie schlaftrunken, mit wirrem Haar und in einem seiner T-Shirts im Bett zu sehen. Er hatte sich keine fünf Minuten beherrschen können, ihre Unterlippe zu berühren. Im nächsten Augenblick hätte er vermutlich seinen heißen harten Mund auf ihren gepresst – eine so verlockende und furchterregende Vorstellung, dass er an nichts anderes mehr denken konnte.
Mann, was war er nur für ein Idiot! Sie hatte gerade ihr Zuhause durch einen Brand verloren und war Gast bei ihm, und schon machte er sich an sie heran.
Na ja, wenigstens dachte sie, dass dieses Verhalten typisch für ihn war und nichts zu bedeuten hatte.
Alex lehnte sich gegen das Treppengeländer. Sie hatte keine Ahnung, dass seine Berührung alles andere als bedeutungslos gewesen war. Dass keine Frau ihm bisher so tief unter die Haut gegangen war wie sie.
Es war wirklich ein Witz! Er war mit jeder Menge Frauen zusammen gewesen und hatte dabei durchaus seinen Spaß gehabt. Er hoffte, dass das bei den meisten auf Gegenseitigkeit beruhte. Doch keine dieser Beziehungen hatte ihm je viel bedeutet. Es war schön, solange es andauerte, und das war’s. Er hatte nie das Gefühl gehabt, gebraucht zu werden, und er selbst hatte auch keine dieser Frauen gebraucht.
Aber bei Holly? Er hatte fast vom ersten Augenblick an eine Verbindung zu ihr gespürt. Es war, als habe er den Röntgenblick, wenn es um sie ging – als sehe nur er die Leidenschaft und Verletzlichkeit, die sie vor der Welt verbarg. Eigenschaften, denen gegenüber alle anderen blind zu sein schienen. Und weil er sie so deutlich sah, hatte er immer schon das Gefühl gehabt, dass sie ihn mehr brauchte als jede andere Frau.
Und das war der eigentliche Witz. Jedes Mal, wenn sie ihn brauchte, ließ er sie im Stich – immer und immer wieder.
Er hatte ihr noch nie wirklich helfen können. Er hatte es weder geschafft, ihr Brian auszureden, noch sie davon zu überzeugen, ihn zu heiraten, als sie schwanger und auf sich allein gestellt gewesen war. Verdammt, sie hatte sich noch nicht einmal beim Reifenwechsel von ihm helfen lassen!
Letzte Nacht war das erste Mal gewesen, dass Holly Stanton irgendeine Art von Hilfe von ihm angenommen hatte. Und jetzt war er schon wieder drauf und dran, die entstandene Nähe zu verspielen. Einer Begierde nachzugeben, die sie nicht teilte und gerade überhaupt nicht gebrauchen konnte. Ganz zu schweigen davon, dass er damit eine Freundschaft aufs Spiel setzte, die keine vierundzwanzig Stunden alt war.
Seufzend ging Alex nach unten ins Wohnzimmer, um nach Will zu sehen.
Irgendwann während ihres Ausflugs zum Einkaufszentrum ging Holly Kleidungsstücke besorgen, während Will und Alex verschiedene Schallplattenläden durchstreiften. Um Holly zu überraschen, kaufte Alex jede ihrer CDs nach, die Will noch im Kopf hatte. Er und der Junge hatten viel Spaß während ihrer Gespräche über Bands, Musiker und Konzerte.
Will schrieb Alex außerdem eine Liste mit den Lieblingssongs seiner Mutter und später am Abend, nachdem Holly und Will zu Bett gegangen waren, brannte Alex mithilfe dieser Liste eine Mix-CD für sie.
Wenn ich ihre Lieblingssongs höre, habe ich fast das Gefühl, mit ihr zusammen zu sein, dachte er, als er den letzten Song brannte. Es handelte sich um Marvin Gayes Let’s get it on – auch einer seiner absoluten Favoriten.
Als ihm bewusst wurde, dass er sich gerade wie ein liebeskranker Collegestudent benahm, musste er grinsen. Nun ja, zumindest hatte er sich seit der Highschoolzeit weiterentwickelt. Er machte
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