Bianca Extra Band 2
aufzuwachen, und es hatte geklappt. Es war halb sieben; sie war dem Klingeln des Weckers um eine halbe Stunde zuvorgekommen und konnte jetzt in Ruhe duschen, sich anziehen, mit Will frühstücken und trotzdem um acht bei der Arbeit sein.
Das einzige Problem war nur, dass sie keine rechte Lust hatte, aufzustehen. Sie wollte lieber mit geschlossenen Augen liegen bleiben und sich ausmalen, wie Alex sie berührte …
Angeekelt von sich selbst warf Holly die Decken zurück und schwang die Beine aus dem Bett. Die Holzdielen fühlten sich kalt unter ihren nackten Füßen an. Zitternd ging sie ins Badezimmer und stieg unter die Dusche. Nachdem sie den langweiligsten Anzug aus ihrer neu erstandenen Garderobe angezogen hatte, ging sie nach unten, um nachzusehen, ob Will schon aufgestanden war. Alex schlief wahrscheinlich noch, da er erst später zu arbeiten begann.
Doch er schlief nicht, wie sich herausstellte, als sie die Küche betrat und ihm direkt in die Arme segelte.
Er prallte zurück, als hätte man ihn angeschossen. „Holly“, sagte er überrascht und wich ans andere Ende der Küche zurück. Anscheinend hatte sie ihn wirklich erschreckt.
Genau wie befürchtet, brachte sein Anblick die Erinnerung an Hollys Traum in den lebhaftesten Farben zurück. Sie spürte, dass sie rot wurde. „Ist Will schon aufgestanden?“
„Ja, er ist …“
„Hier bin ich, Mom. Wow, du bist ja früh auf den Beinen!“
„Na ja, ich wollte heute früher anfangen. Du auch, wie ich sehe. Und du ebenfalls, Alex.“
„Ich bin schon fast aus der Tür“, erklärte Alex hastig. „Und ich werde heute erst spät zurückkommen. Esst einfach ohne mich zu Abend. Ich habe noch jede Menge Verwaltungskram zu erledigen und anschließend muss ich das Steeltown-Spiel vorbereiten. Wir sehen uns beim Training, Will.“ Er ging zur Hintertür.
„Hey, Coach!“, rief Will hinter ihm her.
„Was?“
„Haben Sie nicht etwas vergessen?“
Alex drehte sich irritiert um. „Ach, ja.“ Er blieb einen Moment stirnrunzelnd stehen und ging dann ins Wohnzimmer.
„Was ist los?“, fragte Holly ihren Sohn.
„Warts ab.“
Als Alex zurückkam, hatte er ein ungeschickt eingewickeltes buntes Päckchen in einer Hand. „Hier“, sagte er ohne viel Aufhebens und legte es vor Holly auf den Küchentisch. „Das haben Will und ich gestern für dich besorgt.“
Holly riss das bunte Papier auf und stieß einen Überraschungslaut aus, als sie die vielen CDs sah. „Das sind ja alles … Wie habt ihr …“ Sie lächelte ihrem Sohn zu. „Ach so, du hast ihm gesagt, was er kaufen soll.“ Dann schenkte sie ihr Lächeln Alex. „Und du hast viel zu viel Geld ausgegeben. Ich sollte eigentlich sauer auf dich sein, aber … das hier … also, das ist mir echt eine große Hilfe. Danke.“
„Jederzeit gern“, antwortete Alex. „Du und Will, ihr habt so viel verloren. Wenn ich euch irgendwie unterstützen kann, dann braucht ihr es nur zu sagen.“
Holly lächelte schief, und er lächelte schief zurück. „Wie gesagt, esst heute ruhig ohne mich“, wiederholte er und ging zur Hintertür. „Bis später, Will. Ich wünsche dir einen schönen Arbeitstag, Holly.“
„Danke“, antwortete sie, doch er war schon zur Tür heraus und hörte sie nicht mehr.
Alex McKenna war wirklich ein seltsamer Mann, aber sehr lieb. Wenn ihr jemand vor drei Tagen prophezeit hätte, dass sie das einmal über ihn denken würde, hätte sie schallend gelacht.
Ein paar Minuten später griff Holly aufs Geratewohl nach einer der neuen CDs, schob sie in die Stereoanlage ihres Wagens und fuhr rückwärts aus Alex’ Einfahrt. Als sie an einer Ampel wartete, sang Van Morrison Moondance .
Sofort stiegen Erinnerungen an ihren Higschoolabschlussball in Holly auf. Brian, der bereits studierte, war nach Hause zurückgekehrt, um sie zu dorthin begleiten. Sie waren noch ein Paar, und Holly war fest davon überzeugt, ihn zu lieben, obwohl Brian als Student noch weniger Zeit für sie hatte als vorher.
Immerhin hatte er sich bereit erklärt, sie zu ihrem Abschlussball zu begleiten, und Holly freute sich über diese Geste, auch wenn sie sich ehrlich gesagt nicht besonders gut amüsierte. Sie tanzten beide nicht gern. Brian fand Tanzen zu frivol, und Holly war zu schüchtern, um sich ungehemmt in der Öffentlichkeit zu bewegen, auch wenn sie gern allein in ihrem Zimmer tanzte.
Sie beschlossen, früher zu gehen. Da Brian sich noch von ein paar Bekannten verabschieden und danach ihre Mäntel holen
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