Bianca Extra Band 2
ankam.
Tief Luft holend öffnete sie die Tür und rannte los, schutzlos den Elementen preisgegeben. Als sie merkte, dass ihre Eile zwecklos war, blieb sie stehen, hob das Gesicht zum Himmel und ließ sich den Regen übers Gesicht strömen. Plötzlich musste sie über sich selbst lachen und streckte glücklich die Arme in die Luft. Es war ein unglaubliches Gefühl, sich einfach dem Augenblick hinzugeben.
Alex, der ihr Kommen bemerkt und sie von der Veranda aus beobachtet hatte, hielt ihr die Haustür auf, als sie weiterrannte. Keuchend stolperte sie in den Flur. Alex schloss die Tür hinter ihr.
Das Licht des altmodischen Kronleuchters warf sein gedämpftes Licht auf Hollys nasses Gesicht. Schwer atmend sah sie ihn an und schüttelte den Kopf wie ein nasser Hund. Sie kicherte, als Alex ein paar Tropfen ins Gesicht bekam.
Sie war unglaublich schön. Alex hatte in seinem ganzen Leben noch niemanden gesehen, der sich mit ihr vergleichen konnte. Als sie sich das Regenwasser aus dem Haar drückte, ähnelte sie einer Meerjungfrau. Alex kam sich vor wie ein Seemann, der sie sehnsüchtig beobachtete, dabei jedoch wusste, dass er sie nie haben konnte, weil sie einer Welt angehörte, zu der er keinen Zutritt hatte.
Aber Holly war nicht irgendeine unerreichbare Nymphe aus einem Märchen. Sie war aus Fleisch und Blut, und er wollte sie. Er wollte sie lieben, bis sie alles andere vergaß.
Als er auf sie zuging, blickte sie überrascht auf und erstarrte. Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Langsam wich sie vor ihm zurück, bis sie gegen die Haustür stieß.
Die Luft zwischen ihr und Alex knisterte förmlich vor Elektrizität – wie ein Echo des Sturms draußen.
„Wie machst du das nur?“, fragte er leise.
„Was denn? Wovon redest du?“ Holly sah ihn aus großen Augen an. Erst jetzt, wo es zu spät war, wurde ihr bewusst, wie dumm es von ihr gewesen war zu glauben, dass sie Alex’ Anziehungskraft widerstehen konnte.
„Das hier.“ Er ließ den Blick über ihr nasses Haar, ihre Lippen und ihre Wimpern gleiten. „Ich füge mich deinem Wunsch, auf Nummer sicher zu gehen, weil ich glaube, dass du es nicht anders willst, und dann tanzt du auf einmal da draußen im Sturm wie …“ Er suchte nach Worten. „Du hast etwas Animalisches, Ungezähmtes, Holly. Meistens versteckst du diese Seite an dir, aber sie ist da.“
Holly gefielen seine Worte überhaupt nicht. „Ich betrachte mich als äußerst gezähmt!“, widersprach sie in möglichst lässigem Tonfall. „Gebildet und kultiviert noch dazu.“
Alex schüttelte den Kopf. „Ich weiß, das ist ja das Komische. Dass du glaubst, die Menschen mit diesen konservativen Outfits täuschen zu können, sogar dich selbst! Und vermutlich funktioniert das meistens sogar. Mir hast du jedoch noch nie etwas vormachen können, schon auf der Highschool nicht, und trotzdem habe ich das Versteckspiel immer mitgemacht und nie etwas dagegen unternommen.“
Holly stockte der Atem. Sie zitterte vor Verlangen. Wenn sie nicht sofort hier wegkam, würde Alex ihr womöglich etwas anmerken. „Ich glaube, ich gehe jetzt lieber.“ Sie wollte seitlich ausweichen, doch Alex streckte blitzartig die Arme aus und nahm sie dazwischen gefangen. „Nicht, bevor wir dieses Gespräch beendet haben“, sagte er heiser.
„Was für ein Gespräch? Das hier ist kein Gespräch !“
„Ich werde dir endlich die Wahrheit sagen, und du hörst mir gefälligst zu.“
Alex’ Blick war unglaublich intensiv. Seine Gesichtszüge wirkten hart und gefährlich, und mit dem regennassen Haar sah er aus wie ein … Wie hatte er das noch mal genannt? Animalisch, ungezähmt.
„Lass mich“, flüsterte sie.
„Dann bring mich dazu“, antwortete er brüsk. „Du weißt, dass du das kannst. Schubs mich weg. Oder besser noch, sag mir, dass du dich nicht zu mir hingezogen fühlst. Wenn du das schaffst, dann gehe ich.“ Er wich ein Stück zurück. „Na los, worauf wartest du noch?“
Sie schaffte das. Sie musste einfach. Denn wenn sie jetzt schwach wurde, würde ihr Leben nie mehr so sein wie vorher.
Holly öffnete den Mund, doch kein Ton kam raus.
Alex löste die Hände von der Tür und ging noch ein Stück zurück, ohne den Blick von ihr zu lösen. „Du bringst es nicht über die Lippen, aber du schaffst es auch nicht, dir zu nehmen, was du willst.“ Er ging wieder einen Schritt auf sie zu. „Weil du Angst hast. Du lässt deine Entscheidungen von deinen Ängsten bestimmen.“
Noch ein Schritt. „Ich hatte auch
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