Bianca Extra Band 2
konnte, drehte er sich auf die Seite, um der unter ihm liegenden Frau nicht wehzutun. Er zog sie an sich und schlang die Arme um sie, als wollte er sie nie wieder loslassen.
Holly kam es wie eine Ewigkeit vor, bis sie sich wieder rühren konnte. Und es schien Stunden zu dauern, bis ihr Herzschlag und ihr Atem sich normalisierten. Sie schloss die Augen, um den Moment so lange wie möglich auszukosten, bis der kalte Fußboden unter ihr zu unbequem zu werden begann und sie sich nach einem warmen weichen Bett sehnte. Fröstelnd schmiegte sie sich an Alex, der sie sofort an sich zog und ihr übers Haar strich.
Sie presste das Gesicht gegen seine Brust, was verrückt war, wenn man bedachte, dass er einen Großteil ihrer Ängste verursachte – Ängste, die sie auf einmal zu überwältigen drohten, so als hätten sie nur in ihrem Versteck gelauert, bis der unglaublichste Sex ihres Lebens vorbei war.
Holly atmete tief durch, um sich zu beruhigen, doch dabei stieg ihr nur Alex’ männlicher Duft nach Seife, Regen und salziger Haut in die Nase. Unwillkürlich schloss sie die Augen.
Was ging ihm wohl gerade durch den Kopf? Er hatte gesagt, dass er sie wollte, und er hatte von Lust und Verlangen gesprochen, aber nicht von …
Holly bremste sich gerade noch rechtzeitig, bevor sie das Wort dachte. Vergiss es, warnte sie sich selbst. Das Einzige, worum es hier ging, war toller Sex. Und mehr hatte Alex ihr auch nicht versprochen.
Aber, Mann, er hatte sein Versprechen gehalten! Nur eine Idiotin würde jetzt mehr erwarten. Alex war einfach kein Mann fürs Leben. Er repräsentierte Gefahr, Unbeständigkeit und wilde Lust, doch Dinge von ihm zu erwarten, die er ihr nicht geben konnte, war ihnen beiden gegenüber unfair.
Außerdem wusste sie besser als jeder andere, dass einem immer dann der Boden unter den Füßen weggezogen wurde, wenn man sich gerade in Sicherheit wähnte. So etwas wollte sie nie wieder erleben. Alex war ein guter Freund, aber wenn es um Beziehungen ging, war er Nitroglyzerin, und zwar die Art, die man am besten in der Flasche ruhen ließ, wenn einem sein Seelenfrieden lieb war.
Am nächsten Abend riss das Geräusch einer klappenden Tür Holly aus ihren Gedanken. Blinzelnd betrachtete sie das Buch in ihren Händen. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie schon seit zwanzig Minuten auf dieselbe Seite starrte. Sie konnte sich einfach nicht konzentrieren. Nach dem wilden Sex mit Alex am Vorabend hatte sie ihm gesagt, dass so etwas nie wieder passieren würde und war ins Bett gegangen – allein. Seitdem war es erfolgreich gelungen, ihm aus dem Weg zu gehen.
Ach, das hatte doch alles keinen Zweck! Frustriert warf sie das Buch neben sich aufs Bett und starrte zur Decke. Vielleicht machte sie gerade einen Fehler. War es wirklich sinnvoll, jemanden von sich fernzuhalten, auf den man scharf war? In diesem Augenblick kam ihr das völlig verrückt vor.
Nach kurzem Nachdenken setzte Holly sich auf und schlüpfte aus dem Bett. Kurz darauf öffnete sie Alex’ Tür, stellte jedoch fest, dass er nicht da war. Als ihr das Geräusch von vorhin einfiel, seufzte sie frustriert auf. Vermutlich war er spazieren gegangen, um keine Dummheiten zu machen.
Na toll. Er tat genau das, worum sie ihn gebeten hatte. Super!
Sich innerlich einen Tritt versetzend, kehrte Holly in ihr Zimmer zurück, kletterte ins Bett und knipste das Licht aus. Es ist das Beste so, sagte sie sich frustriert. Sie war davor bewahrt worden, einen sehr dummen Fehler zu machen. Sie würden Freunde bleiben, und wenn Will morgen Nachmittag zurückkehrte, war alles wieder normal.
Zu blöd nur, dass normal für sie jegliche Anziehungskraft verloren hatte.
Irgendwann musste sie eingeschlafen sein oder zumindest gedöst haben, denn als sie die Augen aufschlug und Alex neben ihrem Bett stehen sah, glaubte sie im ersten Moment zu träumen. Er trug Stiefel und eine Lederjacke und roch nach kalter Nachtluft und Herbstlaub.
„Alex?“, fragte sie blinzelnd.
„Tut mir leid“, sagte er. „Ich dachte, du bist vielleicht noch wach. Ich dachte …“ Er verstummte und kniete sich neben das Bett. „Sorry, dass ich einfach in dein Zimmer gegangen bin, aber ich kann einfach nicht … Zu wissen, dass du fast nebenan schläfst und dass ich dich nicht haben kann … Ich glaube nicht, dass ich das schaffe, Holly. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Hilf mir bitte. Sag mir irgendetwas, um mich loszuwerden. Sag mir, dass du mich hasst. Und dass ich gehen soll.“
Sanft
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