Bianca Extra Band 2
Wie machte man so etwas? Platzte man einfach damit heraus? Sollte er es Holly unter vier Augen sagen oder ihr und Will gemeinsam?
Am besten dachte er erst einmal gründlich über alles nach. Er musste seine Gedanken sortieren. Luft, dachte er. Ich brauche frische Luft.
Er entschuldigte sich unter irgendeinem Vorwand und ging zur Hintertür hinaus.
Es war schon nach Mitternacht, als Holly unruhig in ihrem Zimmer auf und ab ging. Leise öffnete sie die Tür und ging in den Flur hinaus. Vor Alex’ Tür blieb sie einen Moment stehen und schloss die Augen. Als sie an den Sex mit ihm dachte, lief ihr ein Schauer der Erregung über den Rücken. Alex hatte sie förmlich entzündet – ihren Körper, ihre Gedanken, ihr Herz und ihre Seele. Die Glut zwischen ihnen hatte sämtliche Barrieren verbrannt, und jetzt wusste sie weder ein noch aus.
Dieser Zustand ließ sich nur verdrängen, solange man wiederum Sex hatte, aber leider musste man irgendwann wieder aufstehen und sein Leben weiterleben. Und dann wurden diese Gefühle angsterregend. Sich so … verbunden mit jemandem zu fühlen – nein, das hatte sie nie gewollt.
Holly zwang sich dazu, ins Erdgeschoss weiterzugehen, wo sie ein paar Lampen anknipste und langsam durch die Räume des Hauses wanderte, in dem sie sich inzwischen so wohl fühlte.
Sie empfand natürlich auch eine enge Bindung an Will, aber das war etwas anderes. Als seine Mutter war es ihr Job, die Verantwortung für ihn zu übernehmen. Bei Alex hingegen … fühlte sie sich völlig machtlos und außer Kontrolle. Ihre Gefühle für ihn waren so schnell tiefer geworden, dass sie mit dem Analysieren gar nicht hinterherkam.
Wenn man so viel für jemanden empfand, war es umso schlimmer, wenn derjenige einen dann verließ. Ohnmachtsgefühle, Einsamkeit und Bedürftigkeit waren die Folge – Gefühle, die Holly nie wieder durchmachen wollte.
Als Holly in der Eingangsdiele ankam, schaltete sie den dort hängenden Kronleuchter ein. Das sanfte Licht erinnerte sie an Freitagnacht und Alex’ Geschicklichkeit dabei, ihre Abwehrhaltung dahinschmelzen zu lassen.
Sie schaltete das Licht wieder aus und ging zurück ins Wohnzimmer.
Es war einfach zu viel. Mit Alex zusammen zu sein, hatte Gefühle in ihr freigesetzt, die uferlos zu sein schienen. Sie wollte sich gar nicht ausmalen, wie am Boden zerstört sie sein würde, falls – nein, wenn – Alex sie verließ.
Dabei war er kein schlechter Mann. Sie wusste auch, dass sie ihm viel bedeutete. Aber es lag einfach nicht in seiner Natur, sich an nur eine Frau zu binden, und Holly wusste aus bitterer Erfahrung, dass sich nur wenige Männer langfristig auf eine alleinerziehende Mutter einließen.
Und diese Bedenken waren noch nicht einmal das Schlimmste. Am allerschlimmsten war die Vorstellung, welchen Schaden das bei Will anrichten würde. Er war schon von seinem Vater im Stich gelassen worden, da musste er nicht auch noch eine weitere Vaterfigur verlieren. Schon gar nicht jemanden, den er so sehr mochte wie Alex.
Holly nahm eine Holzfigur aus dem Bücherregal, eine geschnitzte Giraffe, die Alex von einem ehemaligen Spieler bekommen hatte, und berührte sie sanft. Erst als sie sie wieder zurückstellte, wurde ihr bewusst, was sie gerade tat. Sie berührte sämtliche Dinge, die sie mit Alex assoziierte.
Sie nahm Abschied.
Als Will und Alex vom Training nach Hause kamen, war alles erledigt. Holly hatte die frisch verheiratete Gina in Las Vegas angerufen und sie gefragt, ob sie ihre Wohnung haben konnte, bis der Mietvertrag in ein paar Monaten auslief. Danach hatte sie Wills und ihre paar persönlichen Habseligkeiten in die neue Wohnung gebracht, ihre Bettwäsche gewaschen und die Gästebetten in Alex’ Haus neu bezogen. Sie hatte auch das Abendessen vorbereitet, Steak, Salat und Kartoffelbrei. Das Essen stand bereits auf dem Tisch, als Will und Alex zur Tür hereinkamen.
„Hi“, sagte sie mit aufgesetzter Fröhlichkeit. Alex lächelte ihr zur Begrüßung zu und hängte seine Jacke auf. Will rieb sich erschöpft den Nacken.
„Das Abendessen steht schon auf dem Tisch“, sagte Holly und wünschte, dass ihr Herz beim Anblick von Alex’ Lächeln nicht jedes Mal einen Satz machen würde. „War das Training sehr anstrengend?“, fragte sie ihren Sohn auf dem Weg in die Küche, wo Will sich stöhnend auf seinen Stuhl fallen ließ.
„Du sitzt gerade dem neuen Quarterback gegenüber. Anscheinend gehört es zum Übungsplan für neue Quarterbacks, sie beim
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