Bianca Hochzeitsband 1 - Ganz in weiss
nein. Spar dir deine gewetzten Messer für Mr. Wonderfull. Ich wäre keine gute Freundin, wenn ich dich nicht an meinem Instinkt teilhaben lassen würde.«
Aufgebracht funkelte Amber sie an. »Genieß deine Kekse!«
»Sei vorsichtig, Amber! Ich glaube, dass du davon überzeugt bist, das Richtige zu tun. Und ich möchte nur nicht, dass du von diesem Mann wieder verletzt wirst.« Mit diesen Worten ging Wanda den Flur hinunter auf die Treppe zu. Dabei hielt sie das Päckchen liebevoll in ihren Armen und wiegte es hin und her.
Amber knallte ihre Appartementtür zu, wartete einen kurzen Moment, damit sie Wanda nicht einholte, und sprang dann die Treppen hinunter. Sie war zu aufgebracht, um ruhig im Fahrstuhl stehen zu können. Wie kommt Wanda bloß darauf, dass mir der Kuss irgendetwas bedeutet? dachte sie wütend. Gut, er war ganz nett. Aber ein Kuss ist eben ein Kuss. Ich kann körperliches Vergnügen sehr wohl von der Person, die mir Vergnügen bereitet, trennen. Ich liebe ja auch eine Kopfmassage und bin trotzdem nicht hinter meinem Friseur her. Lance ist attraktiv, keine Frage. Aber meine Gefühle für ihn sind ganz tief in meinem Innern durchweg negativ.
Die angenehme Aprilluft draußen kühlte ihren Ärger etwas ab. Als sie schließlich das Restaurant erreichte und Sarah sah, fiel es Amber gar nicht mehr so schwer, eine fröhliche Stimmung vorzutäuschen.
»Hallo!« Sarahs Lächeln war warm. »Wir haben Glück und uns gegen die Touristen durchgesetzt. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht, aber Jack hier hat einen wundervollen Tisch für uns. Jack? « Ein Oberkellner kam mit flinken Schritten auf sie zu. »Wir sind fertig, Jack. Meine Freundin ist da.«
»Ja, Madam. Hier entlang, bitte.«
Amber ging hinter Sarah her und fragte sich, ob alle Königinnen der Welt wohl hier zu Mittag aßen. Sarah setzte sich und strahlte Jack an, der ihr höflich versicherte, dass sich ein Kellner sofort um sie kümmern würde. Amber setzte sich ihr gegenüber hin und war beinahe überzeugt davon, dass sie unsichtbar geworden war.
»Ich bin froh, dass wir die Gelegenheit haben, uns besser kennen zu lernen. Lance ist sehr verschlossen, was dich betrifft.« Sarah schlüpfte aus ihrer Jacke und strich dann ihr Leinentop glatt. »Er muss in dich verliebt sein.«
Erschrocken warf Amber ein Glas um, als sie nach ihrer Serviette greifen wollte. »Oh, tja, nein.«
Sarah legte ihr eine Hand auf den Arm. »Ich mache nur Spaß, Schätzchen. Zwischen Lance und mir gibt es keine Eifersucht. Wir kennen uns schon so lange und sind uns so sicher.«
Eine Sekunde bevor sich das betörende Lächeln wieder auf Sarahs Gesicht ausbreitete, schienen sich ihre Gesichtszüge verhärtet zu sein. Die Hand auf Ambers Arm fühlte sich wie eine Klaue an.
Energisch schüttelte Amber diesen Eindruck ab. Arme Sarah, dachte sie. Es wird ihr das Herz brechen, wenn ich ihr erzähle, was Lance wirklich für ein Mensch ist. Ich weiß nur zu gut, wie sich das anfühlt, wenn man den Boden unter den Füßen verliert.
»Und nun«, begann Sarah und tätschelte Amber den Arm. »Nun werden wir bestellen und uns schön unterhalten. Ich bin am Verhungern und muss unbedingt eine Riesenportion von etwas Schwerem, Unvernünftigem essen.« Sie schlug die Karte auf.
Amber nickte und betrachtete abwesend die einzelnen Speisen. In ihrem Kopf tobten die unterschiedlichsten Gefühle durcheinander. Sie wollte für ihren eigenen Seelenfrieden Gerechtigkeit walten lassen. Dabei würde sie Lance zur Strecke bringen und Sarah retten, aber sie musste auch Sarahs Träume von einer glücklichen Zukunft zerstören. Das war schon eine ungewöhnliche Situation für jemanden, der sich vor jeglicher Beziehung, die über einen kurzen Gutenachtkuss hinausging, fern hielt.
Der Kellner erschien und nahm ihre Bestellung auf.
»Gott sei Dank, bist du hier«, sagte Sarah und schenkte ihm einen Blick auf ihre perfekten weißen Zähne. »Wir sind praktisch am Verhungern. Amber, du zuerst!«
»Ich nehme eine Broccolicremesuppe und einen Cheeseburger mit Pommes Frites.«
»Oh, das klingt gut. Das wird dir bestimmt schmecken«, rief Sarah und strahlte Amber an. Dann wandte sie sich an den Kellner. »Ich nehme einmal den großen Salat mit einem Spritzer Zitrone und einen Eistee.«
Amber schnappte nach Luft. Was war mit Sarahs Lust auf etwas schrecklich Unvernünftiges passiert? Trotz aller guten Vorsätze und Absichten stieg Feindseligkeit in ihr auf. Durch diese systematisch eingesetzte Spitze von
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