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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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fände, käme er vom Galgen frei.
    Lisbetta hörte es, lief schnell nach vorne und so durfte der Glückliche die Galgenleiter wieder hinabsteigen. Bruno ist nicht der Schlaueste, doch seitdem er einem der aufdringlichen Zuhälter alle Knochen gebrochen hat, sind wir vor diesen Herren sicher.“
    Messalina hatte bemerkt, dass Giordanos Miene immer ungläubiger wurde, und so hielt sie inne.
    „Ihr haltet meine Geschichte für erfunden, ich sehe es Euch an.“
    „Nein, Donna Messalina, nicht für erfunden, aber doch für sehr – sehr ausgeschmückt.“
    Sie erhob sich. „Ich lasse Euch mit Lisbetta allein, sie wird Euch dasselbe berichten.“
    Auch Giordano hatte sich erhoben. „Verzeiht, aber es ist alles so unwahrscheinlich.“
    „Manchmal stellt das Leben die wildesten Fantasien in den Schatten. Soll ich weiter erzählen oder wollt Ihr lieber …?“
    |205| „Nein, und verzeiht mir.“
    Sie setzten sich wieder.
    „Diese Ereignisse liegen nun über ein Jahr zurück. Jetzt kommt noch etwas, das Ihr wieder unglaublich finden werdet. Ich führte zwar ein erfolgreiches Hurenhaus, doch selber mied ich die Männer – kurz und gut, ich bewahrte meine Jungfernschaft, wenn mir auch Liebesfreuden dennoch nicht fremd waren. Helenas Dankbarkeit nahm manchmal solche Formen an, dass sie – mit der Begründung, Männer ekelten sie an –, in meinem Bett Zuflucht suchte, und ich kann Euch versichern, dass eine kundige Frau einer anderen Liebesfreuden bereiten kann, die denen von Männern in nichts nachstehen.“
    „Dann – dann seid Ihr auch jetzt noch …“
    „Nein, Don Zordano, das Schicksal wollte es anders. Im Laufe der Zeit fanden sich auch Herren aus Venedig ein, und manchmal fiel da ein Name, den ich kannte. In Venedig ist es so, dass die meisten Patrizier, auch wenn sie sich nicht persönlich kennen, doch über die betreffenden Familien Bescheid wissen. Da ich als noch unmündige Tochter des Hauses niemals zu Feiern oder Gesellschaften mitgenommen worden war, kannte ich von Angesicht zu Angesicht nur die engsten Freunde meines Vaters, also solche, die uns zuhause besuchten. Dass von denen jemals einer hier auftauchen würde, hielt ich für kaum wahrscheinlich. Und doch war es so.
    Ein Geschäftsfreund meines Vaters, der als Taufpate meines älteren Bruders auch ein Freund des Hauses war, stand vor der Tür. Hätte ich ihn kommen sehen, wäre ich verschwunden und Helena hätte meine Rolle übernommen. Plötzlich stand er da, begleitet von einem Diener, riss die Augen auf und rief: ‚Caterina Loredan! Was habt Ihr hier zu suchen?‘
    Auf diese Weise, mein lieber Zordano, habt Ihr nun auch meinen richtigen Namen erfahren und ich bitte Euch, ihn – wenigstens vorerst – sogleich wieder zu vergessen.“
    Giordano hatte es ein wenig die Stimme verschlagen und er räusperte sich: „Das ist – das ist ja unglaublich!“
    Sie nickte heftig.
    „Das fand ich damals auch und mir gingen tausend Gedanken durch den Kopf. Ich stand auf und sagte mit gepresster Stimme, hier müsse wohl eine Verwechslung vorliegen und ich würde jetzt die Damen rufen. Ich schritt zur Tür und im Vorbeigehen zischte ich ihm |206| ins Ohr, er solle den Diener hinausschicken. Das tat er dann auch. Hier gibt es für die Dienerschaft eine Art Warteraum, wo sie gegen geringes Geld auch eine Kleinigkeit essen oder trinken können.
    Kaum war der Mann draußen, fasste mich – ich werde keinen Namen nennen – der Signore bei den Schultern und schaute mich genau an. Unsicher geworden, fragte er: ‚Du bist doch Caterina Loredan? Ich kenne dich von Kindheit an und nun, da du von zuhause fortgelaufen bist, liegt die Vermutung nahe, dass …‘
    ‚Ich bin es‘, gab ich zu, mein venezianischer Akzent hätte mich ohnedies verraten. Da begannen seine Augen begehrlich zu glitzern und mir fiel ein, dass meine Mutter einmal in ärgerlichem Ton gesagt hatte, vor ihm sei keine Frau sicher. Er schlug sich feixend auf die Knie.
    ‚Wenn deine Eltern das wüssten! Sie würden dich mit einem Kriegsschiff hier abholen lassen. Wie bist du nur in eine solche Lage geraten? Du warst doch diesem – diesem …‘ Ihm fiel der Name nicht ein und so half ich ihm weiter.
    ‚Ja, ich sollte zu diesem blatternnarbigen Tölpel ins Ehebett steigen und da bin ich lieber eine Hure geworden.‘
    Es hatte mich gereizt, ihm diesen Ausdruck an den Kopf zu werfen.
    Er hob zweifelnd die Brauen. ‚Na, ganz so schlimm ist es wohl nicht. Inzwischen seid Ihr die Leiterin dieses Hauses

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