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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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Begleiterin fast in allem. Diese war klein, mollig, mit dunklen Haaren, nachtschwarzen Augen und reckte stolz einen gewaltigen Busen vor.
    Giordano gefiel keine von beiden und erkannte in diesem Augenblick, dass Messalina es war, die ihn fesselte und entzückte. Er schüttelte stumm den Kopf und die Mädchen gingen hinaus. Dann blickte er tief in Messalinas honigfarbene Augen und sagte mit fester, entschlossener Stimme: „Ihr seid es, Donna Messalina, die ich haben will – Ihr und keine andere!“
    Sie lächelte und wich seinem Blick nicht aus. „Wenn ich aber nicht zu haben bin?“
    „Dreht es sich um Geld? Gefalle ich Euch nicht oder seid Ihr grundsätzlich für Eure Kunden nicht zu haben?“
    „Viele Fragen auf einmal. Geld? Ja, gewiss, am Geld hängt viel, aber nicht alles. Ob Ihr mir gefallt? Kommt es darauf an? Ja, ein wenig doch, zumindest was mich betrifft. Ob ich für meine Kunden zu haben bin? Im Allgemeinen nicht, doch lasse ich Ausnahmen zu. Dies, mein Herr, habe ich Euch wissen lassen, ohne etwas zu fordern, für jede weitere Stunde muss ich drei
grossi
ansetzen.“
    |199| „Nur fürs Reden?“
    Sie lachte. „Wenn Ihr wollt, kann ich dazu etwas auf der Laute klimpern und eine
canzone d’amore
singen. Ans Bett wollen wir dabei noch nicht denken, es sei denn, Ihr entscheidet Euch doch noch für eine meiner Damen.“
    Hätte man ihn zuvor gefragt, ob er bereit sei, für das Gespräch mit einer
mezzana
drei Silbergroschen hinzulegen, so hätte er sich beleidigt und veralbert gefühlt. Er legte das Geld auf den Tisch, beugte sich vor und fragte mit eindringlicher Stimme: „Seid Ihr wirklich eine
puttana
? Wo kommt Ihr her?“
    Ohne viel Umstände begann sie, ihre Geschichte zu erzählen, so weit, wie sie der Leser bereits kennt. Sie war bis zu dem Augenblick gekommen, da die Mädchen aufs Schiff gebracht wurden, da war die Stunde um. Als von draußen Stimmen und Geräusche zu hören waren, stand Messalina schnell auf.
    „Für heute wollen wir es genug sein lassen, Don Zordano. Ihr könnt wiederkommen, wenn Ihr wollt.“
    „Mein Name ist Giordano“, murmelte er, aber Messalina lachte nur unbekümmert: „So spricht man eben in Venedig.“
    Als er zu seinem Pferd zurückging, hatte es zu regnen begonnen. Sein
garzone
kauerte unter einem dürren Feigenbaum, war aber schon ganz durchnässt. Giordano bemerkte ihn kaum, spürte auch den Regen nicht, so sehr beschäftigte ihn die Frage, warum ihm diese Messalina so begehrenswert schien. Vielleicht, weil sie beide aus demselben Stall kamen? Eine venezianische Adelsfamilie und ein lombardischer Graf hatten doch ähnliche Kinderstuben … Er seufzte so schwer, dass sein Bursche ihn fragte, ob er krank sei.
    „Krank? Nicht dass ich wüßte, aber hier“, er klopfte sich an die Stirn, „hier findet so etwas wie ein Kampf statt.“
    Der Bursche schwieg, weil er nicht verstand, um was es ging. Kämpfe, so dachte er, finden doch nicht im Kopf, sondern im Krieg, auf der Straße oder in einer Kneipe statt – mit Schwert oder Keule, mit Messer oder Knüppel. Aber bei den hohen Herren gab es so manches, das der einfache Krieger nicht verstand, damit musste man sich abfinden.
     
    Das weihnachtliche Hochamt fand in San Vitale statt, einer noch unter der Gotenherrschaft erbauten Kirche mit den gewaltigen Apsismosaiken des Kaiserpaares Justinian und Theodora.
    |200| Eigentlich hatte Friedrich es für sich behalten wollen, aber dann sprach er doch davon.
    „Bianca, du sollst es wissen. Wichtig ist es zwar nur für mich, doch dich betrifft es auch. Vor knapp sechs Jahren feierte ich hier das Osterfest und blickte beim Hochamt in San Vitale auf das Bildnis der Kaiserin Theodora. Du wirst damals etwa dreizehn gewesen sein und wir sind uns kurz zuvor in Cremona zum ersten Mal begegnet. Der feuchte Fleck auf dem Hocker …“
    Sie lächelte ihn an. „Ich weiß …“
    „Dann sah ich hier das Bild der Kaiserin und mir war, als blicktest du auf mich herab. Vermutlich beging ich damit ein Sakrileg, denn ich konnte der heiligen Handlung nicht mehr folgen, dachte nur noch an dich. Von da an wusste ich, dass wir uns wiedersehen mussten, das war wie ein Befehl von oben: Du musst Bianca wiedersehen!“
    „Befehl von oben? Du meinst von Gott?“
    Er lachte verhalten.
    „So weit hinauf möchte ich nicht gehen – nein, nur bis zum Apsisbogen von San Vitale. In der Kaiserin erkannte ich dein Bild und das verlangte: Wir müssen uns wiedersehen.“
    „Ob es mir recht war oder

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