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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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zornig ab.
    Der Wirt blieb unbeeindruckt und forderte Bezahlung. Giordano kramte seine Börse hervor und zerrte so heftig an der Schnur, dass sie riss und die Münzen aus dem geöffneten Beutel hervorsprangen, über den Tisch rollten und etliche zu Boden fielen. Wie aus dem Nichts schossen einige kleinere Buben herbei und noch ehe jemand reagieren konnte, verschwanden sie mit ihrer Beute.
    Giordano stierte nur vor sich hin und zeigte keine Regung, als der Wirt sich von den Münzen auf dem Tisch bediente. Er fühlte |227| aus den Tiefen seines Magens eine zuerst leichte, dann immer drängender werdende Übelkeit aufsteigen, die er mit den letzten
bicchieri
aus dem Krug zurückdrängen wollte. Als er getrunken hatte, saß plötzlich ein Mann am Tisch. Er war mittleren Alters und trug einen verwegenen Hut über einem scharf geschnittenen Galgenvogelgesicht. Ohne zu fragen, hatte er sich einen leeren Stuhl gegriffen und sich zu dem einsamen Gast gesetzt. Der Wirt kannte ihn als Stammgast, der oft hierherkam, doch alle Welt war davon überzeugt, dass dieser
furfante
von Lug und Betrug lebte.
    „Ihr gestattet doch?“
    Doch Giordanos Zunge gehorchte ihm nicht mehr und die letzten Becher Weines hatten die Übelkeit nicht zurückgedrängt, sondern verstärkt.
    „W-wer … wer seid Ihr? Ich wü-wünsche … wünsche …“
    Seine Stimme versagte, er ließ den Kopf auf die Tischplatte sinken und geriet dabei mitten in eine Weinpfütze, schreckte wieder hoch und wischte sich mit dem Ärmel trocken. Dem Gauner war nicht entgangen, das der Fremde seine Börse nur nachlässig in den Gürtel gesteckt hatte, ohne sie irgendwie zu befestigen.
    „Ihr solltet an die frische Luft gehen!“, schlug er vor. „Wenn Ihr diesen Krug allein ausgetrunken habt, dann verstehe ich schon, dass Ihr …“
    Der Zorn brachte Giordano die Sprache zurück.
    „Was versteht Ihr? Nichts versteht Ihr! Ich bin der Graf Giordano Lancia aus Pisa und nun wisst Ihr, mit wem Ihr es zu tun habt. Unser Kaiser hat geruht, Eurer Stadt, diesem grässlichen Steinhaufen, einen Besuch abzustatten, ich hätte es nicht getan – ich nicht!“
    Der andere beugte sich vor. „Was höre ich da? Ihr redet schlecht von der schönsten Stadt Italiens?“ Er blickte um sich. „Wir sind alle stolze Venezianer und von Pisa weiß man nur, dass dort der Campanile schief steht und nicht zu Ende gebaut wurde. Hier in Venedig steht nichts schief, obwohl unsere Häuser zum Teil auf Sumpf errichtet wurden. Das sagt Euch der
negoziante
Leandro Grossato. Im Übrigen: Ein Graf vom Festland zählt hier so gut wie nichts und ich denke, kein echter Veneziano würde mit Euch tauschen wollen.“
    Die Übelkeit war jetzt bis zur Kehle vorgedrungen und Giordano schluckte krampfhaft, um sie nicht in den Mund gelangen zu lassen. Sein Zorn wuchs.
    |228| „
Negoziante
– dass ich nicht lache! Ihr seid ein Galgenvogel, das sieht man Euch schon von weitem an. Es wundert mich nur, dass der Wirt Euch hereinlässt. Und Eure Stadt könnt Ihr Euch sonst wohin stecken! Eine grundhässliche
petraja
ohne freundliches Grün – nur Steine und Wasser, darauf kann ich leicht verzichten.“
    Nun blieb die Übelkeit doch Sieger und der Brechreiz trieb sauren Wein in seinen Rachen. Giordano beugte sich vor und ein Strahl schoss ihm aus dem Mund. Ächzend und würgend brach es noch zweimal hervor. Grossato nutzte die Gelegenheit, stützte Giordano hilfsbereit und zog ihm dabei die Börse aus dem Gürtel.
    „Schafft ihn hinaus“, befahl der Wirt seinem Gehilfen, der ihn zusammen mit dem „
negoziante
“ hinausschleifte, ihn aber sorglich gute zehn
bracci
entfernt niederlegte. Giordano war kaum noch bei Sinnen und als die hier häufig patroullierende Stadtmiliz ihn sah, rissen sie ihn hoch und der
sergente
brüllte: „So geht das nicht! Ihr behindert die Geschäfte und solltet Euch nach Hause begeben.“
    Giordano glotzte die Männer an und lachte trunken: „Nach Hause? Da müsstet Ihr mich schon bis Pisa bringen …“
    „Ein Fremder“, sagte der eine und der andere meinte: „Ist gut gekleidet, sieht nobel aus.“ Er wandte sich an Giordano: „Lebt Ihr hier in einer Herberge?“
    „N-nein, doch, meine Schwester wohnt im Palazzo Ducale, sie begleitet den Kaiser.“
    Die beiden Wachmänner blickten sich zweifelnd an, bis der eine vorschlug: „Ist ja nicht weit, wir legen ihn einfach dort ab.“
    Das taten sie dann auch und liefen schnell weg. Gleich kam ein prächtig gekleideter
portinajo
herbei und

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