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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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fuhr ihn an: „Hier könnt Ihr nicht bleiben, das ist der Dogenpalast! Schaut, dass Ihr fortkommt!“
    „Ich bin Graf Lancia und will zu meiner Schwester Bianca …“
    Natürlich kannte der Türsteher diesen Namen, half Giordano auf die Beine, stützte ihn und brachte ihn zum Gästetrakt. Wenig später lief Anna mit wehenden Röcken die Treppe hinab.
    „Wie siehst du denn aus? Deine Kleidung stinkt nach Kotze und im Dreck hast du wohl auch gelegen!“
    Bianca stand oben an der Treppe und rief hinunter: „Kann er noch gehen? Bringe ihn herauf.“
    |229| Seine Linke klammerte sich ans Geländer, seine Rechte hatte er um Annas Schulter gelegt. So wankten die beiden nach oben. Giordano wollte etwas erklären, doch Bianca unterbrach ihn.
    „Jetzt nicht! Zuerst einmal badest du, ziehst dich um und dann sehen wir weiter.“
    Nun fühlte Giordano sich geborgen und alle Last fiel von ihm ab. Zum Teufel mit Caterina, zum Teufel mit den Loredani – zum Teufel mit ganz Venedig! Wie Anna ihn angelacht, wie geschickt und besorgt sie ihn gestützt hatte! Von Bianca keine Vorwürfe, nur Sorge und Verständnis. Wie sollte er sich da nicht zuhause fühlen?
     
    Der Kaiser erfuhr von all dem nichts, war jetzt ganz
homo politicus
und zerbrach sich mit seinen Beratern den Kopf über das künftige Vorgehen. Ohne Aufenthalt waren sie zum Portus Classis zurückgefahren und hatten den Landweg nach Ravenna genommen. Dort erwarteten sie schon Eilkuriere, die von König Heinrich vorausgeschickt worden waren, um sein pünktliches Eintreffen an Ostern anzukündigen.
    So wurde König Heinrich nach Aquileia bestellt, während der Kaiser von Classis aus die Verhandlungen einleiten wollte. Zum unverzichtbaren Auftakt aber gehörte das reuevolle Bekennen des Ungehorsams und der Schwur, die kaiserlichen Erlasse, die Reichsfürsten betreffend, ungeschmälert und ohne Widerrede auszuführen. Friedrich ging sogar noch weiter, obwohl ihn Hermann von Salza von diesem Schritt abgeraten hatte. König Heinrich musste eine Urkunde ausfertigen, die ihn im Falle weiteren Ungehorsams für die Reichsfürsten zum vogelfreien Aufrührer stempelte. Zähnekirschend tat Heinrich auch dies, beschloss aber, nicht in allen Punkten danach zu handeln, wenn er zurück in deutschen Landen sein würde und auf seine treuen schwäbischen Vasallen bauen konnte.
    Erst als Heinrich sämtlichen Bedingungen seines Vaters zugestimmt hatte, durfte er in Cividale vor seine Augen treten. Als Friedrich den Sohn umarmte, war es, als lege er seine Arme um einen Fremden. Er glich auffallend seiner Mutter, der Prinzessin Konstanze von Aragonien. Ihre dunklen, schwermütigen Augen blickten ihn nun aus Heinrichs schmalem, noch jugendlich weichem Gesicht an.
    Treibe die Demütigung nicht zu weit, mahnte ihn die Stimme der Vernunft, doch wenn Friedrich spürte, dass jemand an diesem mit |230| Sorgfalt errichteten Rechtsgebäude zu rütteln begann, dann musste die Vernunft schweigen.
     
    Schon Ende Mai kehrten sie nach Apulien zurück, richteten sich für den Sommer im luftig-kühlen Melfi ein.
    Don Tommaso, der Hofkaplan, hatte das Unrecht – so sah er es jedenfalls – noch immer nicht verwunden, von dieser Reise ausgeschlossen gewesen zu sein. Er hatte sich in Tafelfreuden geflüchtet und wenn er zuvor noch dicklich gewesen war, so war aus dem Bäuchlein jetzt ein Wanst geworden.
    In Friedrichs Abwesenheit war etwas geschehen, das geeignet war, einen Teil von Don Tommasos Unmut zu besänftigen: Er glaubte nun, den sicheren Beweis zu haben, dass Bianca Lancia Hexenkünste ausübte, wahrscheinlich sogar nach seiner kanonischen Einschätzung selber eine
strega
war. Dafür ließen sich zwei äußere Belege anführen: Kaiser Friedrich war bisher nicht gesonnen gewesen, ohne Gemahlin zu leben, und hatte nach dem Tod seiner ersten Frau knapp zwei Jahre später schon wieder geheiratet. Seit Jolandas Tod ging es nun schon in das fünfte Jahr, dass der Kaiser keine Anstalten machte, eine neue Gattin zu erwählen. Dazu hatte ihn die Hexe durch eine weitere Schwangerschaft von neuem an sich gebunden. Warum merkte der Kaiser nichts davon? Verhexte sind verblendet, sehen die Wirklichkeit im falschen Licht eines teuflischen Zerrbildes. Für ihn, Don Tommaso, war es nun nahezu göttliche Plicht, den Kaiser aufzuklären. Dafür hatte er sich schon einen Plan zurechtgelegt, Zeit genug war ja dafür vorhanden gewesen. Und nicht nur das. Seit einigen Monaten ging eine Welle religiösen Aufruhrs durch

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