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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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Messina gegen den kaiserlichen Statthalter, verweigerten Tributzahlungen, sandten Hilferufe an den Papst. In Friedrichs Augen war das Hochverrat und sein Blut begann zu kochen.
    Im Freundeskreis ließ er sich davon wenig anmerken, aber Bianca schüttete er sein Herz aus und was da hervorbrach, war eine Mischung aus enttäuschter Liebe und Empörung über dieses frevelhafte Verhalten.
    „Mein Vater hat es versucht und auch ich habe alles getan, um der Insel Frieden und Wohlstand zu bringen. Den Unmut der Sarazenen kann ich verstehen. Auch sie fühlen sich als Landeskinder, doch die sogenannten Christen jagen und verfolgen sie wie schädliches Ungeziefer. Ich habe mir eine Lösung ausgedacht, die hierzulande wohl keinem gefallen wird. Ein paar Meilen westlich von Foggia liegt das Dorf Lucera. Die Leute dort wundern sich, dass meine Baumeister auf einem Hügel über dem Ort das Gelände für |241| die Errichtung einer Burg abmessen. Ansonsten ist die Umgebung so gut wie unbesiedelt, aber das wird sich ändern.“
    Bianca, im letzten Monat ihrer Schwangerschaft, erhob sich mühsam, streckte sich und umfasste dabei mit beiden Händen ihren Bauch. Ihr liebliches Gesicht hatte sich kaum verändert, war aber etwas weicher und voller geworden. Behutsam ließ sie sich auf die Fensterbank sinken.
    „Und nun wünscht mein Falcone, dass ich mich nach dieser Änderung erkundige.“
    Friedrich sah sie erwartungsvoll an.
    „Ja, eigentlich schon …“
    „Du weißt recht gut, dass Neugierde nicht zu meinen Schwächen gehört, und als Frau in der Hoffnung kann ich dir sagen, dass mein Sinn jetzt vor allem auf eines gerichtet ist. Du darfst raten …“
    „Auf unser Kind, und das ist gut so. Dennoch werde ich dir das Geheimnis – bald wird es keines mehr sein – verraten. Die Burg in Lucera soll eine künftige Stadt für tausende von Menschen bewachen, eine Stadt übrigens, in der es keine Kirchen gibt.“
    In Bianca stieg eine Ahnung auf.
    „Keine Kirchen?“
    „Nein, stattdessen Kasernen, Arsenale, Übungsplätze für Krieger und …“
    Sie kam nicht darauf, sagte nur nachdenklich:
    „Keine Kirchen, aber was dann?“
    Friedrich lachte vergnügt.
    „Moscheen natürlich! Ich werde aus Sizilien tausende von Sarazenen umsiedeln und dafür sorgen, dass sie hier in Frieden leben können.“
    „Ich weiß nicht recht …“
    „Glaubst du, ich habe mir das nicht gründlich überlegt? So einen Entschluss fasst man nicht von heute auf morgen. Ich sehe schon den Bannstrahl aus Rom auf mich niederfahren. Unser Allerheiligster Vater würde, was die Muselmanen betrifft, jede christliche Milde fahren lassen und zu ihrer Vernichtung anraten. Ich aber sehe in den künftigen Bewohnern von Lucera eine treue, ergebene Leibtruppe, die auf nichts und niemand Rücksicht nehmen muss. Sie würden ohne Skrupel auch den Pontifex von seinem Thron zerren und ihn, mit Steinen beschwert, in den Tiber werfen. Ein verlockendes Bild, dir kann ich es ja gestehen. Aber das Papsttum |242| ist wie eine Hydra, da wachsen die Köpfe immer wieder nach. Damit muss ich mich wohl abfinden.“
    „Wann wirst du nach Sizilien aufbrechen?“
    „Eines möchte ich noch abwarten …“
    Sie spielte die Verständnislose, wusste aber genau, was er meinte.
    „Bis du genug Truppen zusammengezogen hast?“
    „Die stehen schon bereit. Ich warte auf einen neuen Menschen, den wir beide in Liebe geschaffen haben – auf unseren Sohn?“ Er schaute sie fragend an.
    „Du wirst noch etwas Geduld haben müssen.“
    Er stand auf, beugte sich über Bianca und küsste sie auf beide Wangen.
    „Es darf auch ein Mädchen sein …“
     
    Wieder erwies es sich, dass Hofgeheimnisse auf irgendwelchen Wegen immer ans Licht kommen. Natürlich konnte die umfassende Bautätigkeit in und um Lucera nicht verborgen bleiben, zudem führte der Zufall einen der Bauinspektoren als Beichtkind zu Don Tommaso. Sie trafen sich im Dom zu Melfi, wo der Hofkaplan Anspruch auf einen Beichtstuhl hatte.
    „Zu Euch bin ich gekommen, Don Tommaso, weil ich mich einem Priester anvertrauen will, der am Hof des Kaisers lebt. Geradeheraus gesagt: Ist es eine Sünde vor Gott, wenn ich am Bau einer
moschea
mitwirke? Es ist kaiserlicher Auftrag, gewiss, für mich sehr ehrenvoll, aber führt Euch das vor Augen: mitten in einem christlichen Land einen Götzentempel zu errichten! Da muss mich – muss uns doch die Strafe Gottes treffen!“
    Tommaso überlegte blitzschnell. Auch er hatte Gerüchte gehört, doch über

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