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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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diesen Kaiser wurde so viel und so Unglaubliches geredet, dass Zweifel angebracht waren.
    „Die Muselmanen glauben an einen Gott wie wir“, wandte Tommaso ein und überlegte krampfhaft, wie er von diesem Mann mehr erfahren konnte.
    „Ja, ja, mag sein, aber seht es doch auf völlig andere Art. Glaubt Ihr, dass Seine Majestät den Bau bewusst angeordnet hat, ober haben seine sarazenischen Berater ihn auf irgendeine Weise – behext?“
    Jetzt musste er aufs Ganze gehen, da immerhin ein Bistum winkte.
    „Ihr tut nur Eure Pflicht und gebt dem Kaiser, wie es die HeiligeSchrift befiehlt, was des Kaisers ist. Eine Sünde sehe ich darin |243| nicht. Wie der Kaiser es aber vor Gott und seinem irdischen Stellvertreter verantwortet, ist allein seine Sache.“
    Gleich danach stellte er einen Bericht darüber zusammen, der, wie der Prälat es versprochen hatte, von einem Gewährsmann übernommen werden sollte.
     
    Bianca hatte auf Umwegen erfahren, dass der Kaiser während ihrer Schwangerschaft mehrmals seinen Harem in Foggia besucht hatte. Sie nahm es zur Kenntnis, doch es berührte sie nicht. Oder doch? Reichte ihre Fantasie nicht aus, sich den Geliebten in den Armen einer braunhäutigen und glutäugigen Sklavin vorzustellen? Solchen Gedanken gab sie sich nicht hin und sie dachte: Es betrifft mich nicht! Sie war fest davon überzeugt, dass Friedrich nur ein körperliches Verlangen stillen wollte, und sie gönnte es ihm. Offenbar brauchen Männer das, dachte sie, und er hat mich über seinen Arzt wissen lassen, was er vom Umgang mit Schwangeren hält. Sie war seiner so sicher, dass alles, was boshafte Zungen ihr über Friedrichs Liebesleben zutrugen, an ihr abprallte, als wollten gläserne Klingen einen stählernen Mantel durchdringen. Sie mussten zersplittern, ohne Spuren zu hinterlassen.
    Costanza, ihr Weihnachtskind, stellte unablässig die Fragen einer aufgeweckten fast Vierjährigen. Behutsam strich sie über Biancas aufgetriebenen Leib.
    „Wann kommt das Kind endlich heraus, damit ich mit ihm spielen kann?“
    „Wenn es reif geworden ist, will es ans Licht, aber das dauert noch einige Tage.“
    „Wie kommt es heraus?“
    „Alle Frauen haben unten eine Öffnung, und die wird dann ganz weit, bis das Kind seinen Kopf durchstecken kann.“
    Damit gab sich Costanza zufrieden und als Bianca es dem Kaiser erzählte, lachte er.
    „Nur gut, das sie nicht gefragt hat, wie das Kind hineingekommen ist. Was hättest du denn geantwortet? Die Wahrheit?“
    „Die hätte sie noch nicht verstanden. Vielleicht hätte ich gesagt, wenn Mann und Frau sich lieben, dann entsteht der Wunsch nach einem Kind.“
    „Mit dem Wunsch allein ist es nicht getan – zum Glück!“
     
    |244| Am Abend des ersten Septembertages kamen leichte Wehen auf, klangen wieder ab, kehrten verstärkt zurück. Das quälende Wechselspiel setzte sich bis in die Mittagsstunden fort und dann ging es so schnell, dass die Wehmutter Mühe hatte, das eilig herausgleitende Kind aufzufangen.
    „Es war“, so erzählte sie Friedrich später, „als bereue es seine Verzögerung und wollte nun mit aller Eile ans Licht.“
    So sehr Costanza beiden Eltern glich, war bei Manfred bald zu erkennen, dass in ihm ein Ebenbild seines Vaters heranwuchs. Sogar der jetzt sechzehnjährige Enzio – die schöne Adelheid hatte ihn geboren – ließ sich herab, den Halbbruder zu bewundern.
    „Wird einmal ein kräftiger Kerl, glaube ich. Der Kaiser kann kriegerische Söhne gebrauchen.“
    Das entsprach nun ganz seinen eigenen Vorstellungen, denn Enzio tat nichts lieber, als Waffen und Pferde zu erproben. Seine zweite, etwas verschämte Vorliebe galt der Dichtung, doch musste man ihn lange bitten, ehe er zur Laute etwas vortrug.
    Warum aber wählte der Kaiser für Biancas Sohn den in Italien unbekannten und auch in deutschen Landen wenig verbreiteten Namen Manfred, der sich als „Mann des Friedens“ deuten lässt? Als Bianca ihn danach fragte, meinte Friedrich:
    „Weil ich mir wünsche, dass dieser Name ihm zum Omen wird. Mein Leben ist bis jetzt, mit kurzen Unterbrechungen, eine Reihe von Kämpfen gewesen. So bin ich meinem Namen gerecht geworden, der ja bedeutet: ‚Im Frieden mächtig‘. Wer dies erwirkt, muss vorher Kämpfe bestanden haben. Für unseren Sohn wünsche ich mir, dass er das Erkämpfte, Erworbene als ‚Mann des Friedens‘ bewahrt.“ Er strich dem Säugling über das rotblonde Haar und fügte leise hinzu: „Wahrscheinlich ein vergeblicher Wunsch …“
     
    Was

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