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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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man hört, gewiss nicht vernachlässigt hat. Jetzt hat er nur noch Augen für diese Bianca, die ihn mit Hexenkünsten an sich fesselt, aber so geschickt, dass er es nicht spürt.“
    So beherrscht die Miene des
parocco
war, jetzt verriet sie doch einige Zweifel und der Hofkaplan lenkte ein.
    „So jedenfalls hat es den Anschein. Vielleicht ist der von der Todesnähe verwirrte Geist des Meisters Scotus auf falsche Wege geraten, wer weiß?“
    Da dies keine Beichte war, zögerte der Dompfarrer nicht, den Kaiser davon in Kenntnis zu setzen, immer bemüht, sich selber ins rechte Licht zu rücken, um vielleicht später doch die Mitra zu erlangen.
    Natürlich fand kein persönliches Gespräch statt, aber der
parocco
kannte einen Priester, der sich im engeren Freundeskreis des Kaisers bewegte. Friedrich zeigte sich erheitert.
    „Ich fürchte, der gute Don Tommaso ist nicht der Einzige, der Donna Bianca Hexenkünste zutraut. Selbst ich bin mir da nicht so sicher …“
    |239| Doch der Kaiser wusste nicht alles. Um endlich hinter das Geheimnis von Biancas Amulett zu kommen, hatte der Kaplan es wieder einmal bei seinem Beichtkind Anna versucht. Nach erteilter Absolution hielt er sie zurück.
    „Ich hätte da noch eine Frage, meine Tochter. Weißt du, was eine Hexe ist?“
    „Wer weiß das nicht?“, gab sie schnippisch zurück.
    „Na, na, ich erlebe da oft Fälle von ungenügender Aufklärung. Was sind die äußeren Merkmale einer Hexe?“
    „Wenn man’s jeder schon von weitem ansähe, dann wäre es ja einfach.“
    Bei allen Heiligen, dachte Don Tommaso, diesem Mädchen ist nicht beizukommen. Doch er wollte sie nicht verunsichern.
    „Du hast da schon Recht. Aber manche von ihnen tragen etwas mit sich, von außen nicht erkennbar, unmittelbar am Körper, unter der Kleidung. Wir nennen das ein
amuletum
. Hast du so etwas schon einmal gesehen?
    Anna dachte sofort an die kleine Kapsel, die Bianca zur Erinnerung an Berta – so begründete sie es – um den Hals trug. Nachts wurde sie meist abgelegt, auch konnte es geschehen, dass sie die Kapsel tagelang vergaß und Anna sie zuoberst in eine kleine Truhe legte. Auf ihre Frage, was das sei, hatte Bianca gesagt, so etwas wie eine
porta fortuna
, ein Glücksbringer, aber man müsse daran glauben. Für sie selber sei es nur eine Erinnerung an Berta. Aber das ging diesen neugierigen Pfaffen nichts an. Nach einigem Nachdenken sagte sie:
    „Ja, natürlich, besonders bei den Kriegern. Da hängt bei den meisten so etwas um den Hals, das sie vor Unglück schützen soll.“
    „Hast du es auch schon bei Frauen gesehen?“
    „Ich selber trage so etwas, ein Silberplättchen mit dem Christussymbol, so hat Donna Bianca es mir erklärt. Sie hat es mir zum neuen Jahr geschenkt.“
    „Ja, das ist löblich“, sagte der Kaplan salbungsvoll, „deine Herrin trägt sicher etwas Ähnliches?“
    „Nicht, dass ich wüsste“, gab Anna patzig zurück.
    Tommaso schnaufte entsagungsvoll. Dem Mädchen war einfach nicht beizukommen …
     
    Anna erzählte es sofort an Bianca weiter.
    |240| „Warum kann sich der Kaplan nicht mit meiner Beichte begnügen? Immer bohrt und forscht er herum; künftig werde ich zum Dompfarrer gehen.“
    Natürlich wusste Bianca, dass der Hofkaplan sie nicht mochte, in ihr nur die sündige Buhle des Kaisers sah. Bei nächster Gelegenheit wollte sie mit Friedrich darüber reden, doch sie wusste, dass den Kaiser jetzt andere, politische Sorgen bewegten. Diesmal ging es um sein geliebtes Sizilien, die Stätte seiner Kindheit.
     
    Die nach wie vor dort ansässigen Sarazenen fühlten sich mehr und mehr benachteiligt, sodass es immer häufiger zu Aufständen kam. Die Muselmanen hatten sich in unwegsame Gebiete im Innern der Insel zurückgezogen und dem kaiserlichen Statthalter gelang es nicht, sie von dort zu vertreiben. So mehrten sich die Hilferufe und Friedrich sah sich verpflichtet, für dieses Volk eine endgültige Lösung zu finden. Er wusste, dass andere christliche Herrscher die Lösung in der völligen Vernichtung der Ungläubigen sahen, eine Art Kreuzzug im Kleinen. Für Friedrich kam das nicht in Frage. Er stand mit dem Sultan in freundschaftlichem Kontakt, liebte die arabische Sprache, kannte und schätzte den Koran, weil er neben der religiösen Unterweisung auch als Gesetzeswerk diente. Aber nicht nur darum ging es. Unter dem Vorwand, sich gegen die aufständischen Sarazenen rüsten zu müssen, rebellierten wichtige sizilische Städte wie Catania, Syrakus und

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